Den neuen Horrorfilm, der bereits seit einiger Zeit mit einem ziemlich starken Trailer beworben wurde, wollte ich bereits letzte Woche sehen, befand mich jedoch, eingeklemmt zwischen Arbeit und Familienfeiern, einfach in der Lage, diesmal nicht ins Kino gehen zu können. Angesichts der desaströsen Kritiken überlegte ich noch, mir "Slender Man" vielleicht einfach zu sparen, aber die Neugier war nun, ganz gleich ob Mega-Flop oder nicht, doch zu groß und ich saß schließlich in der Abendvorstellung. Die Erwartungen waren angesichts der Neuigkeiten, dass der Film übel zerschnitten worden war, um eine geringere Altersfreigabe zu erreichen, sehr niedrig - ich hoffte nur, angesichts dieser Erwartungen vielleicht noch irgendwie positiv überrascht zu werden.
SLENDER MAN
Die Teenagerin Hallie (Julia Goldani Telles) stößt gemeinsam mit ihren Freundinnen Chloe (Jaz Sinclair), Katie (Annalise Basso) und Wren (Joey King) auf ein merkwürdiges Internetvideo - dort wird von der Beschwörung des sogenannten "Slender Man" berichtet. Herumalbernd probieren die vier Freundinnen die Beschwörung aus... was sich natürlich als gewaltiger Fehler herausstellen soll, ist der Slender Man doch wirklich real. Es dauert nicht lange und er scheint Auswirkungen auf das Leben der Mädchen zu nehmen. Hallie recherchiert, wie sie den terrorisierenden Dämon loswerden können und entdeckt dabei einige grausame Geheimnisse rund um den Mythos des Slender Man.
Und tatsächlich, ganz so schlecht, wie er überall gemacht wird, ist "Slender Man" gar nicht - man sieht eben nur überdeutlich das Potenzial, welches aus diesem Film etwas wesentlich Gruseligeres und Wirkungsvolleres gemacht hätte. Denn eigentlich beherrscht Regisseur Sylvian White sein Handwerk, was er in einigen stimmungsvollen Einzelszenen unter Beweis stellt. Der Moment, wenn die vier Freundinnen sich das Video des Slender Man ansehen und plötzlich finstere Glockenklänge in dem ziemlich wirr und skurill geschnittenen Bildern zu hören sind, ist ein ungemein atmosphärischer und auch später spielt White ziemlich gelungen mit einem starken Sounddesign und einigen inszenatorischen Volltreffern. Er hat definitiv das richtige Gespür, um auf Horrorebene durch kleine Hinweise und tricktechnische Gimmicks Spannung zu erzeugen... nur nutzt er dieses Gespür während den 96 Minuten einfach zu selten.
Statt sich auf den Kampf gegen einen finsteren, kinderraubenden Dämonen zu konzentrieren, weicht White immer wieder von der Materie ab und lässt seine Protagonisten elendig lange recherchieren, suchen, diskutieren. Das bringt immer wieder bekannte Bilder des Slender Man hinzu, die auch heute noch angenehm gruselig wirken, es bringt den Plot aber über weite Strecken nicht voran... und so komplex, dass man diesen nun endlos hätte dehnen müssen, ist diese im Kern altbekannte Handlung nun doch auch nicht. Erschwerend hinzu kommt der etwas seltsame Schnitt, über den zuvor auch schon berichtet wurde - man merkt dem Film an, dass er zugunsten einer niedrigeren Freigabe ziemlich unwirsch umgecuttet wurde. Spannende Szenen brechen mittendrin ab, die zwei prägnantesten Momente des Trailers fehlen gar. Zwar gibt es auch so noch einige atmosphärische Szenen, trotzdem ist mehr als deutlich zu spüren, dass hier der letzte Mut gefehlt hat. Ein Film wie "Slender Man" muss nicht brutal sein, doch entweder sollte man seiner Vision ganz oder gar nicht folgen können... etwas, was Sylvian White dann wohl nicht durfte, funkte ihm ein Studio, welches angesichts der lautstarken Beschwerden, man würde das streckenweise ja auch reale Phänomen rund um den Slender Man für einen Mainstream-Film nutzen.
Verständlich, dass man da ein wenig kalte Füße bekommt, doch der Film ist nun trotzdem da - da hätte es solch enorme Schnitte nun eigentlich auch nicht mehr gebraucht. Problematisch ist ebenfalls die Darstellung des titelgebenden Dämonen geworden, denn der ist erwartungsgemäß immer dann am gruseligsten, wenn er unbeweglich, im Halbschatten und aus weiter Entfernung gesichtet wird. Im Detail werden die schlechten Computereffekte leider umso offensichtlicher und der Slender Man verliert dank unkreativer Jumpscares im letzten Drittel deutlich an Horror. Immerhin durfte man sich aber zuvor schon ein wenig gruseln und kann mit einem als solchen ziemlich unwirschen und unbefriedigenden Ende noch einigermaßen leben.
Schauspielerisch wird das Ding dann von aufstrebenden Jungdarstellerinnen getragen, die ihre Sache durchweg gut machen. Schade ist nur, dass "Captain Fantastic"-Star Annalise Basso mit der stärksten Leistung am wenigsten Raum erhält und Joey Kings Filmografie noch immer keinen Megahit verbucht: Sie ist ungemein talentiert, aber ihre Filme endeten in den letzten Jahren als qualitative Flops, was für sie mehr als nur unglücklich ist.
Fazit: Ganz so schlimm wie erwartet ist es nicht geworden, dennoch lassen die Macher innerhalb eines wirren Schnitts und einer zähen Handlung viel Potenzial liegen. Dass dieses vorhanden ist, wird angesichts einiger sehr atmosphärischer Momente immer wieder klar, die Macher haben aber leider einen ziemlich mittelmäßigen Mainstream-Schocker ohne echten Zug daraus gemacht.
Note: 4+
Und tatsächlich, ganz so schlecht, wie er überall gemacht wird, ist "Slender Man" gar nicht - man sieht eben nur überdeutlich das Potenzial, welches aus diesem Film etwas wesentlich Gruseligeres und Wirkungsvolleres gemacht hätte. Denn eigentlich beherrscht Regisseur Sylvian White sein Handwerk, was er in einigen stimmungsvollen Einzelszenen unter Beweis stellt. Der Moment, wenn die vier Freundinnen sich das Video des Slender Man ansehen und plötzlich finstere Glockenklänge in dem ziemlich wirr und skurill geschnittenen Bildern zu hören sind, ist ein ungemein atmosphärischer und auch später spielt White ziemlich gelungen mit einem starken Sounddesign und einigen inszenatorischen Volltreffern. Er hat definitiv das richtige Gespür, um auf Horrorebene durch kleine Hinweise und tricktechnische Gimmicks Spannung zu erzeugen... nur nutzt er dieses Gespür während den 96 Minuten einfach zu selten.
Statt sich auf den Kampf gegen einen finsteren, kinderraubenden Dämonen zu konzentrieren, weicht White immer wieder von der Materie ab und lässt seine Protagonisten elendig lange recherchieren, suchen, diskutieren. Das bringt immer wieder bekannte Bilder des Slender Man hinzu, die auch heute noch angenehm gruselig wirken, es bringt den Plot aber über weite Strecken nicht voran... und so komplex, dass man diesen nun endlos hätte dehnen müssen, ist diese im Kern altbekannte Handlung nun doch auch nicht. Erschwerend hinzu kommt der etwas seltsame Schnitt, über den zuvor auch schon berichtet wurde - man merkt dem Film an, dass er zugunsten einer niedrigeren Freigabe ziemlich unwirsch umgecuttet wurde. Spannende Szenen brechen mittendrin ab, die zwei prägnantesten Momente des Trailers fehlen gar. Zwar gibt es auch so noch einige atmosphärische Szenen, trotzdem ist mehr als deutlich zu spüren, dass hier der letzte Mut gefehlt hat. Ein Film wie "Slender Man" muss nicht brutal sein, doch entweder sollte man seiner Vision ganz oder gar nicht folgen können... etwas, was Sylvian White dann wohl nicht durfte, funkte ihm ein Studio, welches angesichts der lautstarken Beschwerden, man würde das streckenweise ja auch reale Phänomen rund um den Slender Man für einen Mainstream-Film nutzen.
Verständlich, dass man da ein wenig kalte Füße bekommt, doch der Film ist nun trotzdem da - da hätte es solch enorme Schnitte nun eigentlich auch nicht mehr gebraucht. Problematisch ist ebenfalls die Darstellung des titelgebenden Dämonen geworden, denn der ist erwartungsgemäß immer dann am gruseligsten, wenn er unbeweglich, im Halbschatten und aus weiter Entfernung gesichtet wird. Im Detail werden die schlechten Computereffekte leider umso offensichtlicher und der Slender Man verliert dank unkreativer Jumpscares im letzten Drittel deutlich an Horror. Immerhin durfte man sich aber zuvor schon ein wenig gruseln und kann mit einem als solchen ziemlich unwirschen und unbefriedigenden Ende noch einigermaßen leben.
Schauspielerisch wird das Ding dann von aufstrebenden Jungdarstellerinnen getragen, die ihre Sache durchweg gut machen. Schade ist nur, dass "Captain Fantastic"-Star Annalise Basso mit der stärksten Leistung am wenigsten Raum erhält und Joey Kings Filmografie noch immer keinen Megahit verbucht: Sie ist ungemein talentiert, aber ihre Filme endeten in den letzten Jahren als qualitative Flops, was für sie mehr als nur unglücklich ist.
Fazit: Ganz so schlimm wie erwartet ist es nicht geworden, dennoch lassen die Macher innerhalb eines wirren Schnitts und einer zähen Handlung viel Potenzial liegen. Dass dieses vorhanden ist, wird angesichts einiger sehr atmosphärischer Momente immer wieder klar, die Macher haben aber leider einen ziemlich mittelmäßigen Mainstream-Schocker ohne echten Zug daraus gemacht.
Note: 4+
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