Direkt zum Hauptbereich

The Nun

Ein dritter Teil des verflixt erfolgreichen und auch qualitativ bislang sehr unterhaltsamen Horror-Franchises "The Conjuring" ist zwar bereits angekündigt, lässt aber weiterhin auf sich warten. Um diese Wartezeit zu verkürzen, machen die Macher eben mit ihren Spin-Offs weiter - etwas, was zumindest nach dem zweiten "Annabelle"-Film letztes Jahr auch nichts Schlechtes mehr sein muss. Im dritten Spin-Off dreht es sich aber nicht mehr um die schaurige Puppe, sondern um die grausame Dämonennonne, die in "Conjuring 2" ihr Unwesen trieb. Diese erhält nun ihre eigene Vorgeschichte und fügt dem "Conjuring"-Universum somit noch ein weiteres Kapitel hinzu...

THE NUN


Rumänien in den 50er-Jahren: Die junge Novizin Irene (Taissa Farmiga) begleitet den Priester Burke (Demian Bichir) auf einer Reise, während welcher er den Selbstmord einer Nonne untersuchen soll. Irene selbst soll ihn dabei mit speziellen, seherischen Fähigkeiten unterstützen, die sie durch ein Trauma in ihrer Kindheit erhalten hat. Schon früh wird jedoch klar, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht: Als die Spuren Irene und Burke in das nahegelegene Kloster führen, wittern die beiden die Gefahr, denn offensichtlich treibt hier eine finstere Macht ihr Unwesen...

Um ehrlich zu sein, war es mir von Anfang an schleierhaft, aus welchem Grund (den rein wirtschaftlichen mal ausgenommen) man im "Conjuring"-Universum nun noch einen Film über den als Nonne verkleideten Dämon Valak machen sollte. Der war immerhin in "Conjuring 2" bereits der konkrete Gegenspieler und nicht nur eine ungemein gruselige Randerscheinung wie Annabelle oder der Krumme Mann... dementsprechend hatte die titelgebende Nonne ihren eigenen Film ja eigentlich schon. Aber gut, bis auf den Flop des ersten "Annabelle"-Films war die Reihe aber bislang mehr als nur ordentlich, weswegen ich mich auch auf das neueste Spin-Off trauen wollte und die Macher hatten mit der ungewöhnlichen Herangehensweise, vor Kinostart keinen Trailer, sondern nur einen kleinen Teaser zu präsentieren, ja schon für interessiertes Gemurmel gesorgt.
So freute ich mich also auf die einzigen drei Dinge, die ich mir von einem neuen Film der Reihe erwarte: Heftige Jumpscares, eine passend eingewobene Mythologie, die sich in das Franchise einfügt und natürlich satter, atmosphärischer Grusel. Die Enttäuschung folgt aber auf dem Fuße, denn "The Nun" bietet nichts davon. Gut, es gibt sie noch immer, die obligatrischen Jumpscares, doch noch nie waren diese so vorhersehbar, so unkreativ wie hier. Ich bin nicht ein einziges Mal wirklich zusammengezuckt, da sich diese Scares schon lange vorher anbahnen und dann auch so uninspiriert daherkommen, dass ich mich nicht erschrecken wollte.
Auch auf Handlungsebene sieht es erschreckend mau aus - "The Nun" gehört in diesem Jahr zu einem der Paradenbeispiele, die aufzeigen, wie lang sich 90 Minuten im Kino anfühlen können. Der Film fügt dem gesamten Franchise weder neue Informationen noch überraschende Wendungen hinzu und selbst die eingefügten Schnipsel aus den Originalfilmen wirken wie gewollt, als wolle man eine Bindung herstellen, wo aber im Grunde keine ist. Der Plot ist dann im Kern ebenfalls ziemlich flach, wobei diese Filme aber noch nie mit einer grandiosen Handlung überzeugten - dementsprechend lau ist das Ergebnis also, wenn auch der Rest drumherum nicht stimmt. Mit unpassend eingesetztem Humor, flachen Figuren und einem Dämon, der zuvor zu schauern wusste, hier aber nur noch ein Schatten seiner selbst ist, ist die Langeweile schnell perfekt.
Das größte Manko ist aber der fehlende Gruselfaktor: Bis auf die ersten zwei Minuten, die angenehm atmosphärisch andeuten, wohin die Reise gehen wird (auch wenn das keine große Überraschung ist), ist "The Nun" niemals gruselig. Die Macher verlassen sich auf obligatorische Stilmittel wie knarrende Türen, unheimliche Schatten an den Wänden und fiese Dämonenfratzen - eben der Stoff, aus dem solche Filme sind und auch die "Conjuring"-Filme erfanden das Rad in dieser Hinsicht ja nun nicht neu. Da es dem neuen Spin-Off darüber hinaus aber an kreativen Einzelszenen und vor allem an einer schneidenden Atmosphäre mangelt, herrscht auch auf dieser Ebene erschreckende Flaute, da kann Valak noch so oft kreischend brüllen oder Vera Farmigas kleine Schwester Taissa, die hier die weibliche Hauptrolle übernimmt, mit noch so großen, erschrockenen Augen durch die finsteren Gänge des Klosters wandern.
Nein, das passt hier alles nicht zusammen, denn ein Film aus diesem Franchise, der nicht gruselt oder packt, macht viel falsch. Nun kann man nur hoffen, dass man aus diesen Fehlern lernt - "Annabelle 2" machte ja im Gegensatz zu seinem Vorgänger ebenfalls vieles besser. Ansonsten sollte man sich aber vielleicht erstmal auf "Conjuring 3" freuen und den weiteren Spin-Offs mit Vorsicht begegnen.

Fazit: Von der grauenvollen Nonne ist wenig Grauen übriggeblieben. Unspannend, zäh, vom Plot her einschläfernd und, was am schlimmsten ist, niemals gruselig. Die Macher fügen dem Franchise nichts Signifikantes hinzu und verlieren sogar atmosphärisch den Schauer aus den Augen.

Note: 4-









Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid