Gut, ganz begeistert war ich wirklich nicht gewesen und meine von Freunden und Bekannten angefeuerten, hohen Erwartungen konnte die erste Staffel bzw. der erste Teil von "Haus des Geldes" (in Spanien erschienen beide Seasons als eine einzige Serie, für den internationalen Raum hat Netflix die Episoden jedoch anders geteilt) nicht erfüllen. Doch die Hoffnung wollte ich nicht aufgeben, denn obwohl sich sogar Fans der Serie von der zweiten Staffel enttäuscht zeigten, dachte ich bloß an andere Serien wie "Breaking Bad" oder "Orange is the new Black", die auch erst später zu ihrer vollen Blüte kamen. Stattdessen macht "Haus des Geldes" aber eben einfach genauso weiter... sowohl handlungstechnisch als auch qualitativ.
HAUS DES GELDES - TEIL 2
Die Schlinge für die Verbrecher innerhalb der spanischen Banknotendruckerei zieht sich zu: Die Polizei ist kurz davor, die wahre Identität des aus dem Hintergrund die Fäden ziehenden Professors (Alvaro Morte) herauszufinden. Dieser führt weiterhin die leitende Beamte Raquel Murillo (Itziar Ituno) an der Nase herum, während innerhalb der Druckerei die Nerven blank liegen. Durch den Fehler, persönliche Beziehungen eingegangen zu sein, hadern vor allem der unsichere Rio (Miguel Herran) und auch der undurchsichtige Denver (Jaime Lorente Lopez) mit sich... und Berlin (Pedro Alonso) hat ohnehin noch einmal eigene Pläne.
Dass "Haus des Geldes" in Spanien eigentlich eine große Serie ist, die in Deutschland durch Netflix eben in zwei Staffeln aufgeteilt wurde, merkt man - qualitativ und auch inszenatorisch ist nämlich wirklich kein Bruch zu erkennen und man macht eben einfach so weiter wie vorher. Dementsprechend ist auch die Enttäuschung vieler Fans nicht ganz einfach einzuordnen, denn wer die erste Season mochte, wird auch hier eigentlich noch gut bedient. Wer jedoch wie ich schon zuvor nur mäßig beeindruckt war, wird hier eben auch nicht bekehrt. Wie zuvor gibt es auch in der zweiten Staffel, die nun nur noch aus neun statt aus dreizehn Episoden besteht, einige ganz starke Momente zu bewundern... aber eben auch eine Menge Füllmaterial.
Auch der größte Kritikpunkt, die oftmals vollkommen drummdreist handelnden Figuren, ist geblieben. Die Verbrecher handeln in diesem ungemein vertrackten und ach so perfekt ausgearbeiteten Plan streckenweise so idiotisch, dass sie von jedem halbwegs begabten Sonderkommando schon längst geschnappt worden wären... da sich die Polizei aber auch nicht sonderlich clever anstellt, geht das eben schon in Ordnung und wir bekommen trotzdem noch einen Kampf auf Augenhöhe geboten. Der hält manch eine tolle Szene bereit und arbeitet auch weiterhin an einer einigermaßen überzeugenden Charakterisierung - meine heimlichen Favoriten Denver, Nairobi und Moskau bekommen hier auch erneut einige der stärksten Szenen ab.
Die restliche Besetzung agiert nicht immer auf diesem Niveau und besonders der von vielen so innig geliebte Professor fährt seinen Plan doch gerne mal mit vollster Wucht gegen die Wand und lässt einige eklatante Fehler zu. Das soll den Spannungsaufbau erhöhen, da die Skripte aber nach wie vor nicht allzu intelligent ausfallen und man lieber etliche Wendungen aneinanderreiht, um die Figuren ständig mit dem Rücken zur Wand zu positionieren, stellt sich schon bald eine gewisse Resignation ein. Generell beweist diese Serie auch angesichts der etlichen Szenarien, in denen sich ein Tod einer Hauptfigur androht, zu wenig Mut. Wenn eben zuvor schon fünf Mal eine Waffe auf eine Figur gerichtet wurde, ohne dass am Ende jemand gestorben ist, zittert man beim sechsten Mal eben schon lange nicht mehr mit: "Haus des Geldes" überrascht und fordert somit auch nicht. Es muss nicht immer ein Bodycount wie in "Game of Thrones" oder "Lost" sein, aber wenn die Serie schon ständig mit den Figuren spielt und dem Zuschauer vorgaukelt, dass es hier ständig jedem an den Kragen gehen kann... dann sollten sie es auch mal durchziehen, denn immer nur so zu tun, hat eine gute Serie eigentlich nötig.
Am Ende sorgt man dann mit einer durchaus spektakulären, aber auch recht abrupt und vorhersehbar-kitschig endenden, letzten Episode für einige Highlights, ehe man zu einem recht deutlichen Abschluss der Serie geht. Dieser ist, wenn auch viele Fäden lose bleiben, recht rund und so kann man sich dann auch zurücklehnen. Oder doch nicht, denn Netflix hat, obwohl zuvor keinerlei Pläne für eine Fortsetzung bestanden, eine dritte Staffel nun offiziell in Auftrag gegeben. Das müsste nun wirklich nicht sein, aber die Show ist eben einfach zu populär, um sie nach nur zweiundzwanzig Folgen bereits wieder aus dem Verkehr zu ziehen.
Fazit: "Haus des Geldes" macht qualitativ genau da weiter, wo sie geendet haben: Wirre Wendungen, dumm handelnde Figuren und wenig Mut kollidieren mit ausgezeichneten Darstellern, einigen Zwischen-Highlights und technischer Finesse. Das funktioniert auch dank einer kopflosen Handlung nicht, kommt aber immerhin zu einem soliden Abschluss, der die bereits angekündigte Fortsetzung nicht mehr benötigt.
Note: 3-
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