Als im Jahr 1940 der heute als absoluter Klassiker geltende "Vom Winde verweht" bei den Oscars abräumte, war es farbigen Schauspielern (und der Film hatte mehrere Rollen an Schwarze zu vergeben gehabt) jedoch noch nicht erlaubt, gemeinsam mit Weißen an einem Tisch zu sitzen - nicht einmal Hattie McDaniel, die für ihre Darstellung als erste Afroamerikanerin einen Oscar gewann, wurde eine Ausnahme zugestanden. In dem Drama "The Help" wird, wenn auch nicht direkt, mehrmals auf diese Umstände und den Prozess hinter diesem großartigen Film angespielt... und das ist durchaus passend, geht es doch auch hier um die Gleichberechtigung, die es Anfang der 60er Jahre, in denen der Film spielt, noch nicht gab.
THE HELP
Jackson, Mississippi, zu Beginn der 60er Jahre: Afroamerikanische Hausmädchen haben einen schweren Stand. Für einen kümmerlichen Lohn müssen sie den gesamten Haushalt in Schach halten, die Kinder großziehen, aufräumen, putzen, kochen... und müssen sich oftmals dennoch mit dem Hass ihrer "Vorgesetzten" auseinandersetzen, was immer wieder in blanken Rassismus ausartet. Es ist ausgerechnet eine junge, weiße Frau, die irgendwann zu einem Umdenken aufruft, auch wenn sie das aufgrund des stoischen Gesetztes nicht öffentlich tun darf: Die aufstrebende Reporterin Eugenia Phelan (Emma Stone) möchte einen Bericht aus der Sicht der schikanierten Hausmädchen schreiben. Diese haben jedoch zu viel Angst, um offen zu reden... einzig Aibileen Clark (Viola Davis) fasst sich schließlich ein Herz und unterstützt Eugenia bei dem Projekt, welches absolut unmöglich klingt und vielleicht endlich eine Veränderung anschieben soll.
Etwas komplexer, aber nicht weniger herzlich, ist das Ganze schon. Eugenia sucht tatsächlich nach einem aufsehenerregenden Artikel, der ihr einen Aufstieg auf der Karriereleiter verspricht... das mildert aber kaum ihre Begeisterung für das Thema, für dass sie sich letztendlich entscheidet. Generell sind die Figuren (der Film beruht dabei auf dem Roman "Gute Geister" von Kathryn Stockett) zumindest nicht immer bloß gut oder böse. Sicherlich, Klischees lassen sich überall finden, bei vielen entdecken wir aber auch Grauzonen, was die Geschichte wesentlich interessanter macht. Dramen, die sich mit politischen Themen auseinandersetzen, neigen schließlich oft genug dazu, Schwarzmalerei zu betreiben, "The Help" bleibt dabei aber, trotz manch eines offensichtlichen Klischees, angenehm menschlich und erschafft keinerlei Abziehbilder.
Einzig die von Bryce Dallas Howard großartig dargestellte, ständig keifende und widerlich in der Gegend herumgrinsende, grausame Hilly Holbrook ist hier so etwas wie der Archetyp der Gegenspielerin - Howard verleiht dieser Figur dann aber so viel fiese und gleichzeitig lächerliche Ignoranz und Wut, dass man über dieses Klischee nur zu gerne hinwegsieht. Ansonsten geht es hier aber doch recht konventionell zu, was nicht unbedingt als Kritik zu verstehen sein sollte. Sicherlich, eine solche Geschichte, insbesondere bei diesem düsteren, historischen Kontext, hätte eine härtere Gangart verdient - generell sehen wir hier den altbekannten Konflikt zwischen Gut und Böse, ohne dass uns die Handlung jedoch schockieren würde. "Girl on the Train"-Regisseur Tate Taylor erzählt diese weitestgehend unaufgeregt, er lässt sich Zeit für Fußnoten und für wunderbar eingeflochtenen Humor, sprengt dabei aber niemals die Schmerzgrenze des Zuschauers, tastet diese sogar kaum an... das ist bei diesem Thema schon etwas überraschend.
Dass der Film dennoch funktioniert, weitestgehend bewegt und sogar ein wenig aufrüttelt, ist einigen herausragenden Einzelszenen zu verdanken sowie den Schauspielern, die hier wirklich alles geben. Bryce Dallas Howard wurde bereits erwähnt, ihr gegenüber tritt die vor anderthalb Jahren für "La La Land" endlich mit dem Oscar prämierte Emma Stone, die aber nicht genug zu tun hat, um wirkliches Aufsehen zu erregen. Die Bühne überlassen muss sie anderen und das ist zum einen Viola Davis, die hier mit einer solch herzlichen Wärme und ungekünstelter Ehrlichkeit auftritt, dass man schier begeistert an ihren Lippen hängt; sowie Octavia Spencer, die hierfür sogar mit einem Oscar prämiert wurde und immer wieder für herrlichen Humor zuständig ist. Wie sie sich letztendlich an ihrer Peinigerin rächt und dabei mit stoischer Miene, resoluter Haltung und losem Mundwerk auf den Plan tritt, das ist einfach nur wunderbar mitanzusehen. Ebenfalls erwähnen sollte man noch "Juno"-Star Allison Janney, die zum wiederholten Male als Mutter der Hauptfigur auftritt und eine nicht sonderlich überraschende, letztendlich aber sehr treffende Wandlung durchmacht.
Das ist dann manchmal alles ein wenig zu seicht, insbesondere bei diesem Thema und bei einer Länge von 140 Minuten auch nicht wirklich kurzweilig - ab und an zieht es sich besonders während des Mittelteils schon ein wenig. Dafür geht der Film aber richtiggehend ans Herz und zeigt auf, was man erreichen kann, wenn mehrere Menschen gemeinsam am selben Strang ziehen. Das hat uns die Weltgeschichte zwar auch schon oft vorgeführt, doch ist es ebenfalls schön, dies immer wieder im Kino zu sehen... wer nach so etwas sucht, hat mit "The Help" einen durchaus würdigen Kandidaten für den nächsten Filmabend gefunden.
Fazit: Das Thema wird manchmal etwas zu seicht angepackt, dafür siegen Herz, Humor, wunderbare Einzelszenen und durchgehend brillant aufgelegte Darstellerinnen über manch eine Länge und einige etwas bunte Klischees. Der Film will nicht schocken, sondern bewegen - ein etwas anderer Ansatz, der hier jedoch durchaus gelingt.
Note: 2-
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