Wer meinen Blog schon länger verfolgt, der weiß, dass ich ein großes Problem mit den Filmen von Til Schweiger habe. Als Schauspieler finde ich ihn okay, solange er sich nicht selbst in Szene setzt... aber wenn er das Ruder übernimmt und ansatzweise solide Geschichten durch einen wirren Musikvideo-Schnitt, eine furchtbare Regie und die Besetzung seiner halben Familie, inklusive sich selbst als unverbesserlichem Frauenhelden, zerstört, möchte ich weinen. Das "Kokowääh 2"-Trauma war noch nicht ganz verwunden, als ich im Kinosaal für seinen neuesten "Hit" Platz nahm - ein Film, der mich durch seinen schrecklichen Trailer bereits abschreckte, wozu die miesen Kritiken ihr Nötigstes beitaten. Und trotzdem sitze ich wieder da, das Beste hoffend... und es ist erneut ein sinnloses Hoffen gewesen.
KLASSENTREFFEN 1.0
Zum dreißigjährigen Jubiläum ihres gemeinsamen Abiturs werden der seit drei Monaten in einer Beziehung stehende und mit der Monogamie hadernde Star-DJ Thomas (Til Schweiger), der frisch geschiedene Andreas (Milan Peschel) und der mit Hämoriden kämpfende und sein langweiliges Leben verfluchende Nils (Samuel Finzi) zum großen Klassentreffen eingeladen. Thomas möchte seine beiden Freunde zu einem feierwütigen Wochenende einladen, hat dabei jedoch die Rechnung ohne Lili (Lilli Schweiger), die Tochter seiner neuen Freundin Linda (Stefanie Stappenbeck) gemacht: Diese klinkt sich ebenfalls ein, um den sonst so flirtwilligen und gerne auch mal fremdgehenden Megastar zu überwachen...
Eigentlich ist es bereits bezeichnend, dass Til Schweiger zu Vorpremieren seines Films nur befreundete Pressekritiker einlädt: Wer schlecht über das Werk schreibt und somit eventuell die Kassenzahlen gefährdet, wird beim nächsten Mal ausgeladen. Alleine diese Prozedur zeigt, dass Schweigers Filme schlecht genug sind, um sich vor der Presse zu fürchten - etwas, was nun auch bei seinem neuesten Werk "Klassentreffen 1.0" mehr als deutlich wird. An die technischen Unzulänglichkeiten, wie den vollkommen wirren und selbst in ruhigen Szenarien rasenden Schnitt, der beinahe Kopfschmerzen verursacht, oder die viel zu laut und enorm manipulierend eingespielte, oftmals gar nicht zur Szene passende Musik, haben sich Kenner der Materie bereits gewöhnt. Auch handlungstechnisch erwartet man nun wirklich nicht viel, erst recht nicht, wenn man den furchtbaren Trailer gesehen hat, der ja schon mit billigsten Kalauern umhergeworfen hat.
Man fragt sich nur, wieso Schweiger daraus nicht lernt - hat er wirklich so wenig Selbstachtung, dass er nicht einmal versuchen will, nur ansatzweise einen guten Film zu machen? So besetzt sich der King-Actor aus deutschen Landen zum wiederholten Male als Frauenschwarm, dem sogar ein Fehltritt, wobei er auf einer Tour ein Groupie-Girl vögelt, gleich wieder verziehen wird - Hauptsache, das kommt vielleicht nicht noch einmal vor. Auch, wie Schweiger sich selbst als obercoolen Macho inszeniert, während seine Mitspieler doch nur die dummen Loser abgeben müssen, hinterlässt einen faden Beigeschmack... doch das ist noch gar nichts gegenüber dem, was uns darüber hinaus noch in den furchtbar langen, zähen und anstrengenden 127 Minuten erwartet.
Zum einen besteht gefühlt die Hälfte aller Gags darin, dass Nils Hämoriden hat. Zwei Stunden lang trampelt der Film darauf herum und was beim ersten Mal bereits nicht lustig war, ist es zwanzig Szenen später immer noch nicht. Als würde Schweiger sich an solchen Witzchen aufgeilen, packt er seinen ganzen Film mit Gags über eingeklemmte, angeschwollene Hoden (denen dann auch noch etliche Nahaufnahmen gegönnt werden, wobei einzelne Schamhaare herausgerissen werden), Furz- und Pipi-Gags, das ständige Gerede über Sex und Untreue und andere Peinlichkeiten voll. Das ist nicht mehr bloß pubertärer Humor, es grenzt wirklich an Körperverletzung... mal ganz davon abgesehen, dass keiner dieser Witze auch nur annährend lustig ist. Der halbvolle Kinosaal blieb bezeichnend still, da Schweiger sich eh nur wiederholt - erschreckend, was für einen grauenvollen Humor der Kerl haben muss.
Am meisten leidtun muss einem Samuel Finzi, der praktisch alle diese Gags auf sich vereint (Schweiger würde das nicht tun, er ist ja zu "cool"): Warum sich ein gestandener Schauspieler für solch einen peinlichen Schmarrn hergeben muss, ist eine Frage, die wohl nur er selbst oder ein pralles Scheckbuch beantworten kann. Auch die Nebenbesetzung, bestehend aus Könnern wie Constantin von Jascheroff, eine erstaunlich souveräne Lilli Schweiger, Eva Luca Klemmt oder Timur Bartels, empfiehlt sich für wesentlich Besseres als diesen Mist.
Am schlimmsten stößt jedoch der Sexismus und Rassismus auf, den Schweiger in diesem Film bis zum Äußersten präsentiert. Ich bin ein großer Fan von schwarzem Humor... aber Humor gehört eben dazu. Stattdessen präsentiert Schweiger beinahe alle Frauenfiguren entweder bloß als notgeile Sexobjekte oder als dumme Hühner, gibt das Hinterteil der Bäckereifrau in Großaufnahme preis ("Das sind ja mal geile Brötchen")... und die Frauen finden's geil, denn es ist ja schließlich Schweiger, der sie begafft. Noch ein paar vollkommen ekelhafte Schwulen-, Schwarzen- und Kinder-Gags dabei und fertig ist eine Palette an Humor, die so widerlich und falsch ist, dass es einen graust.
Fazit: Grausame Schweiger-Komödie, sexistisch und penetrant. Technisch nach wie vor ein Flickwerk, mit einer anstrengenden Geschichte, gefliest mit Gags unter der Gürtellinie, die kein Ende nehmen wollen. Eine der schlechtesten und ekelhaftesten Komödien aller Zeiten... immerhin aber nicht ganz so mies wie "Kokowääh 2".
Note: 5-
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