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Knock Knock (2015)

Eli Roth hat sich irgendwann nach der Jahrtausendwende als Regisseur ins Spiel gebracht, der seine armen Zuschauer auf eine Terror-Reise schickt. Nach Werken wie "Cabin Fever" und "Hostel", die quasi im Alleingang die schmerzvollsten Qualen aller Zeiten an ihre Protagonisten weiterreichten und dabei weitestgehend auf schreckliche Brutalität setzten, glaubte man, Roth wäre der König des Genres - seine Filme sind nicht immer gut, aber er inszeniert sie so krass, dass der Jugendschutz vor Panik Purzelbäume schlägt. Zuletzt ließ sein Ruf aber nach und mit dem "Death Wish"-Flop dieses Jahres zeigte er, dass er im Grunde auch nur noch ein Auftragsregisseur ist. Dazwischen gab es aber noch ein Werk aus seiner Feder und dieses spaltete Zuschauer und Fans...

KNOCK KNOCK


Für ein Wochenende hat er die ganze Wohnung für sich allein und möchte die Zeit nutzen, um mit seiner Arbeit voranzukommen: Evan Webber (Keanu Reeves) verabschiedet seine Familie, bestehend aus seiner Frau Karen (Ignacia Allamand) und zwei Kindern, in den Strandurlaub. Als es abends an seiner Tür klopft und die beiden offensichtlich im Regen vollkommen verirrten Party-Girls Genesis (Lorenza Izzo) und Bel (Ana de Armas) vor seinem Haus stehen, bietet Evan natürlich eine helfende Hand. Er lässt sie in sein Haus, bringt ihnen Handtücher und organisiert sogar ein Taxi. Bis dieses ankommt, müssen die drei aber eine gewisse Zeit überbrücken und da wird es Evan zum ersten Mal schwummrig. Die beiden Ladies machen sich nämlich offensichtlich an ihn heran und verfolgen darüber hinaus noch einen düsteren Plan...

Wie bereits gesagt, "Knock Knock" hat die Kritiker gespalten. Das Remake des weitestgehend unbekannten, aus dem Jahr 1977 stammenden Terror-Thrillers "Death Game" schockierte die Zuschauer dabei - diesmal setzte Roth allerdings weniger auf physische Gewalt, weswegen sein Film sogar die FSK durchlebte und am Ende gar ab 16 Jahren freigegeben wurde, sondern dringt in den Kopf des Zuschauers ein. Dabei verweigert er sich auch weitestgehend den klassischen Mustern anderer Filme ähnlicher Gangart: Natürlich muss er auch hier anfangs die Charaktere vorstellen, zeigt ihr idyllisches, bilderbuchartiges Leben und lässt den Schrecken später nur sehr langsam in das grandios gestaltete Haus des Protagonisten eindringen. 
Überraschend ist hier aber bereits, wie viel Zeit Roth sich mit diesem Spiel lässt - obwohl der Zuschauer natürlich weiß, dass Genesis und Bel Böses im Schilde führen, lässt er die Charaktere erst einmal über lange Zeit flirten... und das immer eindeutiger. Dies führt dazu, dass wir noch etwas mehr über Evan selbst erfahren und ihn durchaus auch mögen lernen, denn wie er die beiden Mädels immer wieder abweist, dabei stets den Stuhl wechselt (im wahrsten Sinne des Wortes), wobei seine Mauer aber zu bröckeln beginnt, das hat gewisse Sympathien. Einen Fehler begeht er dennoch und ab diesem Zeitpunkt, wo der Film knapp vor seiner Halbzeit steht, ändert sich die Stimmung. Zuvor war dieses Unangenehme, das Gefühl, dass da gleich etwas äußerst Pikantes geschehen könnte... nach vierzig Minuten lässt Eli Roth jedoch den gesamten Wahnsinn ohne weitere Bremsen über den Zuschauer hereinbrechen. 
Anders als in anderen "Rape & Revenge"-Filmen (wobei "Knock Knock" sich in diese Kategorie kaum einordnen lässt, es sei denn man begegnet dem Genre unter dem Blickpunkt "Protagonist passiert etwas schlimmes, anschließend geht er auf einen Rachefeldzug") scheint Evan hier im Grunde nie eine Chance zu haben und Roth lässt ihn, wie zu besten Slasher-Zeiten a la "Halloween" immer wieder einen kleinen Lichtblick erhaschen. Da, ein Handy! Ein Ausgang! Eine Unachtsamkeit! Er gibt Evan Hoffnung, dem Zuschauer somit auch, der mit dem Protagonisten trotz eines Fehltritts, der aber nicht einmal ansatzweise das Leid, welches er anschließend durchmachen muss, rechtfertigt... und dann holt er mit Schwung aus, verpasst dem Zuschauer mehrere Schläge ins Gesicht und in die Magengrube, lässt die Hoffnung platzen, ehe das Spiel von vorne beginnt. Von Anfang an gibt es für Evan eigentlich nur sehr geringe Siegaussichten und Roth schafft es dabei, die Spannungsschraube immer noch ein bisschen höher zu drehen, noch krasser zu werden, wobei "Knock Knock" gegen Ende so makaber, so extrem widerlich wird (und das einzig und allein auf psychischer Hinsicht), dass man sich zwingen muss, noch hinzusehen und vor allem hinzuhören - oftmals ist das, was die Charaktere hier sagen, wesentlich grausamer als das, was sie mit Händen und Füßen tun. 
Viele werden das als simple Provokation abspeisen, ohne konkrete Aussage und wenn man genauer hinguckt, ist es das auch. Vieles an diesem Film ist ein reines Spucken ins Gesicht, doch genau das ist seit jeher Roths Ziel: Er will schockieren, er will, dass sich uns der Magen umdreht, er will, dass wir uns ekeln... und dass wir Figuren hassen. Wenn man sich umsieht, gibt es pro Jahr nur noch sehr, sehr wenige Filme, die dieses Gefühl in uns auslösen, zu feige sind die Studios, die Angst vor einem Shitsorm haben, aber Roth ist es egal - er ballert einfach drauf los, so unangenehm und krank manch eine Szenerie auch ist. Keanu Reeves macht seine Sache dabei so weit er kann gut - oftmals muss er sich aber eben nur recht passiv durch die Handlung schieben lassen. 
"Blade Runner 2049"-Star Ana De Armas und Eli Roths Lebensgefährtin Lorenza Izzo überdrehen in ihrer Performance gerne etwas zu sehr, was auf Dauer etwas anstrengend ist, trotzdem funktionieren sie als irre Antagonisten. Ihre Darstellung ist dann sogar so verrückt, dass man einige vollkommen bescheuerte Drehbuchwendungen einfach als gegeben hinnehmen kann - wenn eine Figur zum Beispiel lieber die wertvolle Kunst als seinen Freund retten möchte, kann man weder von einem intelligenten Skript noch von einem (in dieser Szene) gekonnten Spannungsaufbau reden. Aber vielleicht soll das auch schon wieder eine Message sein: Rettet die Kunst, nicht die Menschen. Da sollte man vielleicht einfach mal drüber nachdenken.

Fazit: Hochspannender Terror-Thriller, der sich langsam aufbaut, um dann vollkommenen Wahnsinn über den Zuschauer hineinbrechen zu lassen. Schonungslos, streckenweise gar ungemein ekelhaft und grausam. Eine reine Provokation ohne Aussage - aber eine, die noch länger nachwirkt.

Note: 2-




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