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Mile 22

Es sah aus wie der typische Wahlberg-Thriller: "Mile 22" ließ in seinem Trailer die Schwarte krachen, doch dürfte wohl kaum jemand von einem Meisterwerk ausgegangen sein. Semicoole Sprüche, Geballer und eine Alibi-Geschichte - viel mehr habe ich mir von dem neuen Film von Regisseur Peter Berg, der mit Wahlberg ja bereits an "Boston", "Lone Survivor" und "Deepwater Horizon" arbeitete und mich dabei nur mit ersterem wirklich überzeugen konnte, nicht erwartet. Aber man soll sich ja auch noch überraschen lassen und was ist gegen einen schnörkellosen Thriller schon einzuwenden? Genau das ist das Werk dann auch geworden, so voll und ganz zufrieden wird am Ende aber auch nicht jeder sein...

MILE 22


"Overwatch" ist eine Elite-Einheit unter der Führung des grimmigen Agenten James Silva (Mark Wahlberg) - wenn die herkömmlichen Methoden der Regierung nicht den gewünschten Effekt erzielen, werden er und seine Männer (und Frauen) losgeschickt und anschließend bleibt kaum ein Stein auf dem anderen. Als eines Tages der Spion Li Noor (Iko Uwais) in die amerikanische Botschaft stört und etwas von verstecktem, radioaktivem Material erzählt, ist "Overwatch" schnell informiert: Sie schließen sich dem Deal, Noor unbehelligt aus die USA zu schaffen, wonach er die Regierung anschließend über den Aufenthaltsort des Materials informieren würde, an. Dabei machen sie auch die Bekanntschaft mit einigen schießwütigen Feinden, die ebenfalls ein Interesse an Noor's Wissen haben...

"Mile 22" ist unglaublich schnell und rasant - die 95 Minuten vergehen tatsächlich wie im Flug und sind auch mit allerlei Ereignissen vollgepackt, sodass es einem wirklich nicht langweilig wird. Da gibt es eine Menge Action, sprücheklopfende Charaktere mit marginalen Hintergründen, Explosionen, Wendungen und ein Finale gegen eine tickende Uhr. Kurz: Der Stoff, aus dem die klassischen Action-Thriller gemacht sind und Peter Berg möchte das Genre hier auch keinesfalls neu erfinden, sondern ruht sich auf dem aus, was zuvor schon hunderte Male so gut geklappt hat. Und das muss ja auch nichts Schlechtes sein: Berg hat nach Jahren im Filmbusiness eben schon lange Übung in der Inszenierung von knackiger Action und dementsprechend lässt er dann auch hier recht wenig anbrennen, beginnt seinen neuen Film direkt mit einer rasanten und recht harten Sequenz, die uns auf die Stimmung der kommenden anderthalb Stunden einstellt.
Für die nachfolgende Charakterisierung seiner Handvoll Figuren nimmt er sich anschließend nur die nötigste Zeit, bevor er dann wieder ins Actionfeuerwerk rudert. So richtig herausstechen will hier aber letztendlich trotzdem nichts - selbst die rasanten Kampfeinlagen von "The Raid"-Star Iko Uwais sind dank eines enorm schnellen Schnitts eben nicht einmal halb so beeindruckend wie noch im asiatischen Vorbild. Auch der Rest ist solide inszeniert, es sticht aber keine prägnante Szene heraus. Es wird geballert, es fliegt eine Menge in die Luft und dazwischen grummelt sich ein permanent schlecht gelaunter Mark Wahlberg hindurch. Dieser entwickelt in der Hauptrolle leider auch kein wirkliches Sympathiepotenzial, bleibt anhand seiner geringen Menschlichkeit sogar eher als unsympathisch in Erinnerung. Wesentlich menschlicher agiert "The Boy"-Star Lauren Cohan, wobei ihre emotionale Hintergrundgeschichte auch eher schlecht als recht heruntergeschrieben wirkt, um zumindest ein bisschen Dringlichkeit abseits des Wettkampfes gegen die Zeit einzubringen... ein Versuch, der hier aber nicht wirklich Früchte trägt. Und dann ist da eben noch "Unlocked"-Star John Malkovich, der hier aber auch nur sehr wenig zu tun bekommt und dementsprechend nicht wirklich markant aufspielt.
Fertig ist dann ein solider Action-Thriller, den man schnell wieder vergessen hat... wäre da nicht das Ende, welches die Zuschauer spalten wird und einen etwas bitteren Beigeschmack hinterlässt. Vor Spoilern müsst ihr euch hier nicht fürchten, aber es ist nicht zu viel zu sagen, dass Berg uns schließlich mit einer so doch nicht erwarteten Wendung überrascht, ehe er seinen neuen Film offensichtlich zu einem neuen Franchise aufbauen will. Die Fortsetzung ist, trotz des eher mauen Ergebnisses an den amerikanischen Kinokassen, bereits in Arbeit, dementsprechend werden wir nun auch zurückgelassen. Bis zum Start des Sequels fühlt sich "Mile 22" also recht unfertig an und wird wohl erst in einer gemeinsamen Sichtung richtig abschließend zu bewerten sein. Das ist eigentlich sogar schade, hätte ich gegen einen eigenständigen, kurzweiligen und flotten Thriller, der sich nicht gleich wieder zu einer ganzen Marke ausbreiten muss, doch gar nichts gehabt. Zudem bleibt abzuwarten, ob dieser doch recht standardisierte Streifen überhaupt die Luft für mehrere Filme hat - mit diesem ersten Teil bleibt das nämlich noch anzuzweifeln.

Fazit: "Mile 22" ist rasant, flott und ab und an ziemlich spannend. Die namhafte Besetzung hat wenig zu tun, die solide Action weiß aber zu überzeugen, ohne dass es dabei nennenswerte Highlights gäbe. Das Cliffhanger-Ende wird die Zuschauer aber sicherlich spalten und für manch ein enttäuschtes Gesicht sorgen.

Note: 3-









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