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Dredd

Normalerweise reagieren Fans äußerst kritisch auf Remakes ihrer Klassiker. Sie sorgen sich darum, wie jemand den heiligen Gral ihrer Filmleidenschaft abändert, wollen eigentlich gar keine Veränderungen und wachen mit Argusaugen über jedes Detail, wobei die Neuverfilmung oftmals schon im Vorfeld zerrissen wird. Bei "Dredd" aus dem Jahr 2012 sah das irgendwie anders aus. Vielleicht, weil das Original mit Sylvester Stallone niemals ein sonderlich guter Film war (ganz im Gegenteil sogar) und vielleicht auch, weil sich hier Macher zusammenfanden, die den Kern des 80er-Jahre-Actionkinos verstanden haben und ihn quasi ungefiltert in die Jetztzeit übertragen. Das Endergebnis ist dann im Kern eigentlich ziemlich blöd, aber irgendwie auch sehr cool.

DREDD


Mega City One ist eine gigantische Großstadt in der Zukunft und die meisten Menschen leben in gigantischen Hochhäusern, wo der Drogenhandel und Gewalt herrschen. Die einzige Ordnungsinstanz in diesem Chaos sind die Judges... und mit Judge Dredd (Karl Urban) wird nun einer der härtesten seines Astes in den Hochhauskomplex "Peach Trees" entsandt, um dort den brutalen Mord an drei Bewohnern aufzuklären. An seiner Seite: Die Judge-Rekrutin Cassandra Anderson (Olivia Thirlby), die nun ihren ersten richtigen Einsatz vollführen soll. Dass dieser gleich so gefährlich werden würde, hätte sie jedoch nicht gedacht, herrscht doch die Schwerverbrecherin "Ma-Ma" (Lena Headey) über das Haus... und lässt dieses, nachdem die Judges sie als Täterin des Mordes erkannt haben, abriegeln, um die Ordnungshüter festzusetzen und dafür zu sorgen, dass sie das Gefängnis nicht mehr lebend verlassen. 

Bereits der erste Film aus dem Jahr 1995 beruhte auf einer besonders in England extrem beliebten Comicvorlage, die es hierzulande aber niemals über ein Nischen-Dasein hinausbrachte. Die Fans des Films mit Sylvester Stallone, der ohnehin nur die Ausgangssituation aufgriff und ansonsten ein albernes und weichgespültes Potpürri daraus machte, stellte die Fans nicht zufrieden, dennoch dauerte es noch einmal ganze siebzehn Jahre, bis die Studios einen weiteren Versuch wagten. Dieser kam bei den kritischen Fans wesentlich besser an, entwickelte sich angesichts des Themas, welches durchaus am Mainstream vorbeigeht, aber zu keinem moderaten Erfolg - Fortsetzungen waren ursprünglich geplant, bislang gibt es dazu aber noch keine festen Informationen. Solange müssen wir uns also mit diesem Einzelwerk zufriedengeben, welches im Kern auch eigentlich gar keine Fortsetzung mehr braucht, ist in diesen anderthalb Stunden doch bereits genug verpackt. 
Viel mehr an oben beschriebener Handlung bekommen wir nämlich kaum geboten, der Film biedert sich den Manirismen alter, klassischer Videospiele an und kennt, sobald er das gigantische Hochhaus betritt, kaum ein Halten mehr. Stockwerk für Stockwerk kämpfen sich die beiden Helden, denen ansonsten kaum weitere Charakteristika als der Wille des Gesetzes zugesprochen wird, immer weiter bis zum alles entscheidenden Bosskampf, denn oben wartet natürlich Ma-Ma (herrlich fies dargestellt von "Game of Thrones"-Star Lena Headey) auf den letzten Kampf. Das ist ziemlich flach und wird höchstens durch Dredds Rekrutin Cassandra ein wenig aufgelockert... ihre Fähigkeit des Gedankenlesens und die damit aufkeimenden Konflikte sind dann aber auch so schnell vom Tisch gefegt und "Darkest Hour"-Star Olivia Thirlby bleibt in der Rolle blass genug, dass diese Szenen dem Dauerfeuer anschließend nicht allzu sehr in die Quere kommen. 
Und was für ein Dauerfeuer das ist: "The Gunman"-Regisseur Pete Travis hat eine beinharte Inszenierung entwickelt, die wohl ausschließlich wegen ihrer Überzogenheit nicht mit einigen Schnitten konfrontiert wurde, denn die Gewalt wird hier schon sehr bildlich dargestellt, wobei es immer wieder auch Unschuldige erwischt, die zur falschen Zeit im falschen Stockwerk herumstehen, erwischt. Das ist dann oftmals eine Ballerorgie vom Feinsten, diese Actionszenen nutzen sich dann dank der unglaublich intensiv eingesetzten Mega-Zeitlupen-Technik nicht ab. Hier hält Travis dann voll drauf, wenn Kugeln Gesichter in Nahaufnahme und in ultralangsam ablaufenden Sekundenbruchteilen zerfetzen... und dass er sich sowas traut und einfach mal auf den Jugendschutz scheißt und somit der Vorlage treu bleibt, kann kaum genug gelobt werden. 
Natürlich ist das alles total flach und "Star Trek"-Star Karl Urban erreicht, da er sich nur mit seinen bitterernst heruntergezogenen Mundwinkeln ausdrücken kann, während der Rest seines Gesichts von einem dicken Helm verdeckt wird, auch nicht die Actionhelden-Qualitäten eines Schwarzenegger oder Willis. Und dennoch hat es irgendwie Stil, vielleicht weil es diese geradlinigen Actioner heutzutage kaum mehr gibt. Heute muss alles enorm komplex sein, die Charaktere sollen unverbesserliche Gutmenschen sein und eine Brutalitätsgrenze soll bitte auch nicht überschritten werden. "Dredd" ist anders und sogesehen beinahe klassisch. Natürlich, er ist auch dumm und kaum spannend, aber dennoch ist es erfrischend, so etwas in diesem Jahrtausend noch einmal sehen zu können... und sei es auch nur für einen Film und ohne weitere Sequels.

Fazit: Stilsicher inszenierte Ballerorgie, wobei eine Handlung nicht gebraucht wird: Die Actionszenen haben Wumms, die Darsteller agieren mit viel Spaß. Das iat natürlich alles ungemein flach, hat aber auch irgendwie einen gewissen Reiz - den Reiz des dummen und dennoch unterhaltsamen 80er-Actionkinos.

Note: 3




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