Direkt zum Hauptbereich

Pretty Little Liars - Die dritte Staffel

Schon während der ersten Season fragte ich mich, wie man diese Geschichte und dieses Mysterium denn guten Gewissens auf sieben Staffeln strecken will - das schien einfach nicht möglich. Selbst etliche Subplots und Charaktere konnten schon während den ersten zwei Staffeln nicht dauerhaft übertünchen, dass man das Mysterium rund um "A" nur mit fadenscheinigen Wendungen und recht dummdreistem Verhalten der Charaktere in die Länge zog. Überraschenderweise löste das Finale der zweiten Staffel dieses nun ein und präsentierte uns einen Schuldigen. Das löste zwar noch längst nicht das ganze Mysterium rund um den Mord an Alison, aber es sorgte für frischen Wind. Neugierig, ob die dritte Staffel diesen nun nutzen würde, um noch einmal an Zug zuzulegen, schaute ich also weiter - diesmal warteten vierundzwanzig Folgen auf ihre Sichtung.

PRETTY LITTLE LIARS - STAFFEL 3


Fünf Monate sind nach der schrecklichen Enthüllung vergangen und Mona (Janel Parrish) sitzt seitdem in einer Einrichtung für psychisch gestörte Verbrecher. Hanna (Ashley Benson) kann dennoch nicht ganz von ihr lassen, besucht ihre ehemalige Freundin und erhofft sich von ihr weitere Antworten. Nach denen suchen auch Aria (Lucy Hale), Emily (Shay Mitchell) und Spencer (Troian Bellisario) - nachdem Emily einen schmerzhaften Verlust hinnehmen musste, ist die Wut auf das Geschehene umso größer. "A" scheint sich noch immer herumzutreiben und der Kreis der Verdächtigen, die den Mord an Allison DiLaurentis (Sasha Pieterse) begangen haben könnten, ist nicht kleiner geworden. Auf der Suche nach Antworten begeben sich die vier Freundinnen einmal mehr aufs Glatteis...

Im Grunde ist alles beim Alten geblieben, was Fans der ersten zwei Staffeln natürlich durchaus freuen wird. Noch immer jagen Aria, Spencer, Emily und Hanna dem großen Geheimnis nach, welches nach der Enthüllung rund um Monas Taten natürlich noch lange nicht komplett zusammengepuzzelt ist - eher bekommen wir nun den Eindruck, dass wir bislang höchstens an der Oberfläche gegraben haben. Daneben gibt es dann wie gehabt die privaten und persönlichen Dramen der Haupt- und Nebenfiguren zu betrachten, die in manchem Fall auch mit dem Mysteryplot verschmelzen. Das mischt sich dann weiterhin zu dem Mix aus Thriller, leisem Drama und etwas verschmitzt-morbider Komödie zusammen, über vierundzwanzig Folgen von je vierzig oder mehr Minuten. Kurzweilig, recht charmant, mittlerweile aber eben auch etwas repetitiv.
Denn nun kennen wir die Scharade der Autoren, die ihre Zuschauer immer wieder aufs Glatteis führen wollen, um zwar hin und wieder Fragen auf diverse Antworten zu geben, aber um die Lösung des großen Geheimnisses weiterhin mit eher schlecht als recht geschriebenen Fake-Fährten einen Bogen machen. Sie tun eben in allen Folgen so, als wären unsere Mädels ganz nah dran, als würde die nächste Enthüllung so wichtig und allumfassend sein, aber das ist sie in den meisten Fällen eben nicht. Das wirkt dann oftmals eben recht billig, wenn die Autoren einen falschen Hasen nach dem anderen aus dem Hut zaubern und dabei so viele Episoden füllen, ohne dem Geheimnis dann wirklich auf die Spur zu kommen... und das soll dann noch weitere vier Staffeln so weitergehen?
Man muss an dieser Stelle also befürchten, dass wir in den nächsten drei Seasons weiterhin kleine Antworten bekommen, bevor sich das Rätsel zum Finale dann hoffentlich löst. Bleibt die Frage, ob dieser noch immer recht lange Weg dann noch zufriedenstellend ausfällt, denn diese dritte Staffel stolpert auf diesem doch mehr als einmal. Der Versuch, nun wirklich jedem zweiten Protagonisten noch ein schwieriges Familiendrama anzudichten, wirkt bemüht und ist in den meisten Fällen dann weder spannend noch wirklich berührend. Und im Bezug auf das Mysterium rund um "A" sind den Autoren dann auch nur recht fadenscheinige Beinahe-Erklärungen eingefallen, worunter die Glaubwürdigkeit mehr denn je leidet. Gerade bezüglich Mona muss sich das Skript dann ziemlich harsch strecken und um unsere vier Haupt-Mädels immer wieder in teilweise tödliche Gefahr zu bringen, müssen sie sich immer wieder ziemlich haarsträubende Wendungen einfallen lassen.
Dank der charmant agierenden Darsteller, des leisen Humors und einiger Einzelszenen, die durchaus Intensität haben, macht das immer noch Spaß, trotz der ständig laut knallenden Wendungen, die beim genaueren Hinsehen dann aber im Nichts verpuffen oder eben doch nicht so wichtig sind wie zuvor inszeniert, bleibt das Tempo auf der Strecke. Man hat das Gefühl, als wollen die Macher uns in jeder Folge mit etwas ganz Großem konfrontieren, aber am Ende steht da doch nur ein Straßenschild, welches uns sagt, dass wir in die falsche Richtung gelaufen ist.
Das ist dann eben kein trickreiches, sondern bisweilen frustrierendes Geschreibe - Konkurrenzserien wie "Lost" haben zwar auch immer wieder falsche Fährten gelegt, auf dem Weg aber auch zufriedenstellende Puzzleteile geliefert. "Pretty Little Liars" schiebt diese Teile einfach immer wieder weg, gräbt sie aus und zeigt sie dann einfach nicht. Man wird sehen, wie gut sich die Show weiterhin schlägt, in dieser dritten Staffel war ich von den teils kruden Wendungen und den arg überzeichneten Inszenierungen aber teilweise genervt. Für die vierte Season bin ich weiterhin offen und hoffe auf Besserung - ich hoffe, dass hier kein Fall beginnt, sonst dürften die nächsten vier Staffeln eine langwierige Angelegenheit werden.

Fazit: Bislang schwächste Staffel des Serienhypes, der in seiner überzogenen Inszenierung den Zuschauer mit kruden Wendungen und Fake-Fährten an der Nase herumführt. Das hat über weite Strecken weiterhin Charme, dreht sich nun aber langsam im Kreis. Es wird Zeit, dass die Serie zumindest zeitweise mal auf den Punkt kommt.

Note: 3-







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se