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Pokemon: Meisterdetektiv Pikachu

Als vor einigen Jahren die Idee publik wurde, einen Pokemon-Realfilm zu machen, der auf dem Videospiel "Detective Pikachu" basieren und in welchem "Deadpool"-Star Ryan Reynolds als gelbes Taschenmonster auftreten sollte, dachten viele noch an einen genialen Scherz. Aber sie haben es ernst gemeint, was spätestens mit der Veröffentlichung des ersten Trailers im vergangenen Jahr klar wurde. Dieser und auch die später veröffentlichten Clips sahen dann aber erstaunlich gut aus, weswegen ich es kaum erwarten konnte, mich vom Endergebnis im Kino zu überzeugen. Dies habe ich nun, einige Tage nach dem Kinostart, endlich tun können und saß schier aufgeregt, wie ein kleines Kind, im Sessel. Ob mich das Pokemon-Abenteuer nun aber auch wirklich in meine Kindheit zurückversetzen konnte? Leise Skepsis war immer noch vorhanden...

POKEMON: MEISTERDETEKTIV PIKACHU


In Ryme City leben Menschen und Pokemon Seite an Seite. Tim Goodman (Justice Smith) ist ein Versicherungskäufer und kommt nach der Nachricht über den Tod seines Vaters in der Stadt an. In dessen Wohnung trifft er zu seiner Überraschung auf ein verirrtes Pikachu, ein süßes, mausähnliches Elektro-Pokemon... und die beiden können sich verstehen. Tim ist erst schockiert, dass er jedes Wort des offensichtlich koffeinsüchtigen Tieres verstehen kann, als sich jedoch herausstellt, dass es auch etwas mehr über den vermeintlichen Tod seines Vaters weiß, tut sich das ungleiche Paar zusammen, um den Fall zu lösen. Dabei treffen sie auf die junge Reporterin Lucy Stevens (Kathryn Newton), die ebenfalls einer Geschichte auf der Spur ist... und geraten glatt in eine große Verschwörung hinein.

Ja, Pokemon war ein großer und wichtiger Teil meiner Kindheit. Ich schaute die Anime-Serie, spielte die Gameboy-Spiele, sammelte die Spielkarten... und selbst heute spiele ich hin und wieder sogar noch eine Runde Pokemon Go. Auf "Detective Pikachu" freute ich mich also weitestgehend aus nostalgischen Gründen und hoffte, dass das innere Kind in mir wieder angesprochen werden konnte. Das ist auch tatsächlich gelungen, denn besonders in den ersten 45 Minuten erschafft der Film eine ebenso glaubwürdige wie fantastische Welt, in welcher Pokemon und Menschen Seite an Seite leben. Über klassische Fanservice-Momente bis hin zu wunderbaren Actionszenen funktioniert das Ganze nicht unbedingt perfekt, aber schon sehr gut.
Der Aufhänger des Plots ist ebenfalls recht clever gewählt und fungiert dazu, uns in diese Welt hineinzustoßen... und in diese würde ich so gerne tatsächlich einen Schritt setzen, um mich darin umzusehen. Um wirklich alle Pokemon und all die kleinen, verspielten Details zu entdecken, die der Film für uns bereithält, müsste man wohl mehrere Sichtungen von "Detective Pikachu" in Angriff nehmen, doch auch bei der Erstsichtung gibt es bereits ungemein viel zu sehen. Tricktechnisch agiert der Film auf hohem Niveau und wie die Zeichentrickfiguren hier neben den realen Menschen hervorstechen, das ist schon durchaus beeindruckend. Die kleinen und großen Monster sind zwar durchgehend als Computereffekte zu erkennen, was aber auch etwas gewollt scheint - ein zu realistisches Bild der Pokemon hätte hier wohl wesentlich verwirrender gewirkt.
Und obwohl das Worldbuilding absolut klasse gelungen ist, die Schauspieler ebenfalls einen sehr guten Job machen (vor allem "Jurassic World"-Star Justice Smith und Kahthryn Newton machen ihre Sache gut), Ryan Reynolds offenbar jede Menge Spaß daran hatte, Pikachu seine Stimme zu leihen und einige Actionszenen hervorragen... am Ende war ich doch nicht wirklich begeistert. Das liegt vor allem an dem Plot, der nur sehr schwer in Gang kommt und im Anschluss daran auch nicht wirklich zu packen weiß. Wir sehen hier eine recht klassische Detektiv-Geschichte, die sich aber gerade im Mittelteil recht mühselig und in den einzelnen, wenig aufregenden Spurensuch-Aktionen zäh entfaltet.
Kleinere und größere Action-Vehikel sowie die mal mehr, mal weniger gelungenen Gags sorgen zwar dafür, dass man sich nie ernsthaft langweilt, angesichts dieses doch sehr verwaschenen und immer mehr an Fahrt verlierenden Plots ertappt man sich aber hin und wieder schon bei einem Blick auf die Uhr. Sattsehen kann man sich an den fantastischen Bildern nicht, da die Story in ihrem Kern aber eher wirr als wirklich durchdacht wirkt und somit die wesentlich interessantere Beziehung zwischen Tim und seinem Pikachu immer wieder unnötig ausbremst, bleibt ein recht deutliches Gefühl der Enttäuschung. Vielleicht hätte man sich auf einen simplen Plot konzentrieren und sich somit einfach in der Welt austoben sollen - das hätte dann ja nicht gleich hirnlos sein müssen, hätte dem Spaß aber besser getan. So ist es ein visuell aufregender Film, der sein Pulver aber recht früh verschießt und anschließend dank seiner überbordenden Gaga-Geschichte immer langsamer wird.

Fazit: "Detective Pikachu" entwirft eine visuell beeindruckende, detailreiche und fantastische Welt, unterhält durch tolle Actionszenen und viel Fanservice. Auf Storyebene ist das aber leider nach einem unterhaltsamen ersten Akt ziemlich müde geworden - der wirre und zähe Detektivplot kommt nie richtig in Schwung.

Note: 3







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