Wenn der künstlerische Leiter deiner Schauspielschule von seinen Lieblingsfilmen berichtet, dann solltest du schon genauer hinhören - oftmals haben diese Filmkenner nämlich Klassiker für sich entdeckt, die unsere jüngere Generation so gar nicht mehr in petto hat. Nun gut, jetzt ist der persönliche Geschmack natürlich immer ein anderer, ganz gleich ob es sich dabei um einen versierten Regisseur, einen Schauspielschüler, einen Floristen oder eine Grundschülerin handelt - sie können alle Ahnung von Filmen haben, wenn man so will. Der künstlerische Leiter empfahl uns damals den Kriegsfilm "Der schmale Grat", der mir damals zwar ein Begriff war, den ich aber noch nie gesehen hatte. Nun, gut anderthalb Jahre nach meinem Abschluss, kam ich dazu, dieses dreistündige Monumentalwerk nachzuholen...
Auf Befehl von General Quintard (John Travolta) landet die C-Kompanie des ersten Bataillons des 27. Infanterieregiments der 25. US-Infanteriedivision im August 1942 auf den Salomon-Inseln. Dort sollen sie koreanischen Truppen zurückschlagen, ihren Luftwaffenstützpunkt einehmen, Lager errichten, Posten halten... und ihre Feinde auslöschen oder gefangennehmen. First Sergeant Edward Welsh (Sean Penn) muss sich mit seinen Männern bis in den tiefsten Dschungel der Feinde vorschlagen und verzweifelt bald aufgrund der menschlichen Probleme. Seine Männer hadern mit sich selbst, die Mission scheint sinnlos, der Krieg ebenso. Jeder von ihnen bedauert seine Position und sie alle müssen noch viel Leid und Grausamkeit erdulden, ehe sie vielleicht aus den Fängen des Tötens befreit werden können.
Es gab schon viele Kriegsfilme und viele von ihnen beschäftigen sich, gerade zur heutigen Zeit, mit der Sinnlosigkeit eines solchen Krieges. Für höhere Zwecke werden abertausende Männer aufs Schlachtfeld geschickt, viele kehren nicht mehr nach Hause zurück... und wofür? Im Jahr 2005 ging "Road to Perdition"-Regisseur Sam Mendes mit seinem packenden und sarkastischen "Jarhead" dieser Frage auf den Grund, doch bereits zuvor war es Thema in der Filmwelt. Im Jahr 1998 gab es zwei enorm prägnante Kriegsfilme, die sich bis heute einen Klassikerstatus erarbeitet haben - beide sind brutal, intensiv, hervorragend inszeniert und beschäftigen sich sowohl mit einzelnen Helden innerhalb eines scheinbar alles überrollenden Krieges, aber auch mit der Frage, wofür man dies überhaupt tut.
Die Rede ist natürlich von Steven Spielbergs meisterhaftem Kriegsepos "Der Soldat James Ryan" auf der einen und "Der schmale Grat" von Terrence Malick auf der anderen Seite. Beide Regisseure sind brillante Handwerker und arbeiten dennoch grundverschieden. Wo Spielberg als der Kinomagier gilt, der scheinbar in jedem Genre glänzen kann, sind Malicks Werke sperriger. Das gefällt nicht jedem, weswegen "Der Soldat James Ryan" innerhalb des Mainstream-Publikums bis heute auch einen wesentlich höheren Stellenwert einnimmt. Einfach zu schauen sind beide Filme nicht, Spielberg gibt dem Zuschauer aber immerhin ein klares Ziel, eine Gruppe von Protagonisten und eine leicht nachzufolgende Handlung an die Hand. Malick hingegen verweigert sich diesen konventionellen, aber zielsicheren Manirismen und filmt stattdessen den Krieg als das ab, was er ist: Zischendes Dauerfeuer, Leid, Tod, Verstümmelung, Angst, Schreie.
Das ist ungemein realistisch und besonders in der ersten Hälfte, wenn sich die völlig überrumpelten Soldaten über einen Hang kämpfen, enorm intensiv inszeniert. Malick versteht es, wie er eine solche Schlacht einfangen muss, lässt seine Protagonisten hin und wieder zu Wort kommen, hat darüber hinaus jedoch nichts über sie zu erzählen. Das ist sicherlich so gewollt: Im Krieg zählt nicht, wer du vorher warst, wer zuhause auf dich wartet, wie alt, krank, dick oder berühmt du bist. Menschenleben werden ebenso ausgelöscht wie ihre Persönlichkeiten und genau diesen Tonus verfolgt Malick mit seinem Film - er bildet den Krieg ab, der Mensch an sich spielt darunter zwar mit seinen Wünschen und Ängsten ebenfalls eine Rolle, wirkt aber beinahe klein und hilflos. Das ist dann zwar irgendwie sogartig und packend, über drei Stunden hinweg aber eben auch etwas anstrengend - wenn man niemanden hat, an dem man sich wirklich klammern kann, wirkt auch das größte Spektakel manchmal nicht so richtig, zumindest nicht über einen solch langen Zeitraum.
Der realistische Touch wird auch ein wenig durch die etlichen, bekannten Gesichter in Haupt- und Nebenrollen gestört: Als hätten die Produzenten vielleicht Angst gehabt, dass der Zuschauer angesichts der mangelnden Charakterisierung der einzelnen Männer sie nicht mehr auseinanderhalten kann, geben sich hier Top-Schauspieler wie Sean Penn, Adrien Brody, "Lord of War"-Star Jared Leto, John Travolta und John C. Reilly die Klinke in die Hand - ich sah in ihnen wesentlich mehr die Stars als echte Menschen, die um ihr Leben kämpfen. So richtig stimmen will die Mixtur hier also nicht, Malick versperrt sich den Konventionen, so gut es eben geht, so wie er es im Grunde immer tut. Mit diesem Kriegsfilm ist er damit nicht übers Ziel gekommen, hat aber dennoch für einen intensiven Genrebeitrag gesorgt, der zurecht seine Fans hat.
Fazit: Sperriger Kriegsfilm, der sich über drei Stunden hinweg mitten in die Schlacht wirft. Menschen sind unbedeutender, der Krieg steht im Vordergrund - das ist ebenso realistisch wie kühl und mit der Zeit auch etwas zäh. Stark inszeniert, doch Herz und der letzte Realismustouch angesichts etlicher Superstars in Haupt- und Nebenrollen fehlen irgendwie.
Note: 3
DER SCHMALE GRAT
Es gab schon viele Kriegsfilme und viele von ihnen beschäftigen sich, gerade zur heutigen Zeit, mit der Sinnlosigkeit eines solchen Krieges. Für höhere Zwecke werden abertausende Männer aufs Schlachtfeld geschickt, viele kehren nicht mehr nach Hause zurück... und wofür? Im Jahr 2005 ging "Road to Perdition"-Regisseur Sam Mendes mit seinem packenden und sarkastischen "Jarhead" dieser Frage auf den Grund, doch bereits zuvor war es Thema in der Filmwelt. Im Jahr 1998 gab es zwei enorm prägnante Kriegsfilme, die sich bis heute einen Klassikerstatus erarbeitet haben - beide sind brutal, intensiv, hervorragend inszeniert und beschäftigen sich sowohl mit einzelnen Helden innerhalb eines scheinbar alles überrollenden Krieges, aber auch mit der Frage, wofür man dies überhaupt tut.
Die Rede ist natürlich von Steven Spielbergs meisterhaftem Kriegsepos "Der Soldat James Ryan" auf der einen und "Der schmale Grat" von Terrence Malick auf der anderen Seite. Beide Regisseure sind brillante Handwerker und arbeiten dennoch grundverschieden. Wo Spielberg als der Kinomagier gilt, der scheinbar in jedem Genre glänzen kann, sind Malicks Werke sperriger. Das gefällt nicht jedem, weswegen "Der Soldat James Ryan" innerhalb des Mainstream-Publikums bis heute auch einen wesentlich höheren Stellenwert einnimmt. Einfach zu schauen sind beide Filme nicht, Spielberg gibt dem Zuschauer aber immerhin ein klares Ziel, eine Gruppe von Protagonisten und eine leicht nachzufolgende Handlung an die Hand. Malick hingegen verweigert sich diesen konventionellen, aber zielsicheren Manirismen und filmt stattdessen den Krieg als das ab, was er ist: Zischendes Dauerfeuer, Leid, Tod, Verstümmelung, Angst, Schreie.
Das ist ungemein realistisch und besonders in der ersten Hälfte, wenn sich die völlig überrumpelten Soldaten über einen Hang kämpfen, enorm intensiv inszeniert. Malick versteht es, wie er eine solche Schlacht einfangen muss, lässt seine Protagonisten hin und wieder zu Wort kommen, hat darüber hinaus jedoch nichts über sie zu erzählen. Das ist sicherlich so gewollt: Im Krieg zählt nicht, wer du vorher warst, wer zuhause auf dich wartet, wie alt, krank, dick oder berühmt du bist. Menschenleben werden ebenso ausgelöscht wie ihre Persönlichkeiten und genau diesen Tonus verfolgt Malick mit seinem Film - er bildet den Krieg ab, der Mensch an sich spielt darunter zwar mit seinen Wünschen und Ängsten ebenfalls eine Rolle, wirkt aber beinahe klein und hilflos. Das ist dann zwar irgendwie sogartig und packend, über drei Stunden hinweg aber eben auch etwas anstrengend - wenn man niemanden hat, an dem man sich wirklich klammern kann, wirkt auch das größte Spektakel manchmal nicht so richtig, zumindest nicht über einen solch langen Zeitraum.
Der realistische Touch wird auch ein wenig durch die etlichen, bekannten Gesichter in Haupt- und Nebenrollen gestört: Als hätten die Produzenten vielleicht Angst gehabt, dass der Zuschauer angesichts der mangelnden Charakterisierung der einzelnen Männer sie nicht mehr auseinanderhalten kann, geben sich hier Top-Schauspieler wie Sean Penn, Adrien Brody, "Lord of War"-Star Jared Leto, John Travolta und John C. Reilly die Klinke in die Hand - ich sah in ihnen wesentlich mehr die Stars als echte Menschen, die um ihr Leben kämpfen. So richtig stimmen will die Mixtur hier also nicht, Malick versperrt sich den Konventionen, so gut es eben geht, so wie er es im Grunde immer tut. Mit diesem Kriegsfilm ist er damit nicht übers Ziel gekommen, hat aber dennoch für einen intensiven Genrebeitrag gesorgt, der zurecht seine Fans hat.
Fazit: Sperriger Kriegsfilm, der sich über drei Stunden hinweg mitten in die Schlacht wirft. Menschen sind unbedeutender, der Krieg steht im Vordergrund - das ist ebenso realistisch wie kühl und mit der Zeit auch etwas zäh. Stark inszeniert, doch Herz und der letzte Realismustouch angesichts etlicher Superstars in Haupt- und Nebenrollen fehlen irgendwie.
Note: 3
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