Direkt zum Hauptbereich

Glam Girls - Hinreißend verdorben

Dass Anne Hathaway eine der wandelbarsten Darstellerinnen unserer Zeit ist, dürfte mittlerweile jedem Filmfan klar sein. Für das Musical-Epos "Les Miserables" wurde sie für ihre grandios dramatische Performance mit dem Oscar als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet, beinahe zeitgleich spielte sie auch körperlich fordernd und lasziv im Abschluss von Christopher Nolans "The Dark Knight"-Trilogie als Catwoman. Richtig wohl scheint Hathaway sich jedoch in Big-Budget-Komödien zu fühlen, die über den Gaga-Humor des Mainstreams hinausgehen - ganz gleich, ob es sich dabei um ein stilsicheres Reboot eines Gangster-Klassikers oder um das Auftrumpfen gegenüber einer Modeikone handelt. Nun ist Hathaway mit einer neuen Komödie im Kino und ob diese mit den beiden zuvor genannten Filmen mithalten kann, das wollte ich natürlich selbst herausfinden...

GLAM GIRLS


Penny (Rebel Wilson) wirkt nicht unbedingt wie die Ausgeburt an Gerissenheit, doch tatsächlich ist sie genau das: Sie zockt naive Typen ab und finanziert sich somit ein Leben in Saus und Braus. Schließlich erfährt sogar die kultivierte Trickbetrügerin Josephine (Anne Hathaway) von Pennys Taten und fürchtet direkte Konkurrenz. Als sie versucht, Penny zu vertreiben, erhält sie von dieser jedoch einen Gegenvorschlag: Wieso sich nicht zusammentun, voneinander lernen und schließlich das Doppelte absahnen? Josephine wirkt nicht gleich überzuegt, während Penny Feuer und Flamme aufgrund der Zusammenarbeit ist... bis der Konkurrenzkampf der beiden Betrügerinnen doch wieder hochkocht und in ein waschechtes Duell mündet.

Hier stoßen zwei Stars aufeinander, die gerade im Comedy-Genre unterschiedlicher kaum sein könnten. Auf der einen Seite Anne Hathaway, geradezu prädestiniert auf unterschwellige Witzchen, wobei sie nur selten überdreht. Auf der anderen natürlich Rebel Wilson, die als übergewichtige und tollpatschige Trickbetrügerin für die einfacheren und lauteren Gags zuständig sein soll und genau das verkörpert, worüber die Amerikaner gerne lachen: Recht billiger Slapstick-Humor und dauerhaftes Gequassel. So etwas kann, wenn man es richtig anpackt, funktionieren - die "Rush Hour"-Filme sind, wenn auch nicht durchgehend, das perfekte Beispiel dafür, dass sich Gegensätze anziehen und sogar verbünden können, wobei der Zuschauer dann das Maximum beider Seiten mitnehmen kann.
"Glam Girls" von Regisseur Chris Addison zeigt nun jedoch, wie man es nicht machen sollte... nämlich auf die Art und Weise, in welcher viel zu wenig gute Gags zustande kommen. Zu Beginn, wenn der Film uns die beiden Protagonistinnen noch in ihrem jeweils eigenen Gewerbe vorstellt und mit jeweils einem Trick einführt, ist der Spaß-Faktor noch hoch und besonders Hathaway scheint mal wieder vollkommen in ihrem Element zu sein. Nur wenig später geht es aber schon in die Talfahrt und bereits das erste Aufeinandertreffen der beiden unterschiedlichen Betrügerinnen entwickelt keine echte Funkensprüherei.
Was darauf folgt, ist hohles Plotgeplänkel mit kurzer Verbündung und anschließendem Konkurrenzkampf, bei dem kein Dampf austritt. Die beiden scheinen sich zwar gegenseitig zu verachten, aber eben auch nicht so schlimm, dass sie dem anderen wirklich schaden wollen, weswegen das Gebalge eher einem lauwarmen Herumgeplänkel gleicht. In diesem spielt sich "How to be Single"-Star Wilson dann den üblichen Wolf - sie fällt oft hin, bleibt mit Sekundenkleber an der Wand kleben und zieht Grimassen. Das kann hin und wieder ganz witzig sein, die meisten der enorm bemüht wirkenden Gags sind aber tatsächlich für die Tonne, da zwischen Wilson und Hathaway kein echtes Comedy-Gefühl aufkommen will. Selbst die Nebendarsteller, in solch einer Komödie meist der Garant für die besten Witze, kommen hier erstaunlich schlecht weg, haben aber auch kaum Gelegenheiten, wirklich etwas zu machen, da sich Addison vornehmlich auf seine beiden Hauptfiguren konzentriert.
Das wird dann mit der Zeit durchaus etwas anstrengend und im letzten Drittel, welches immerhin noch eine recht überraschende Wendung aufs Parkett haut, sogar ziemlich flach und seltsam rührselig. Das Zielpublikum wird es dennoch lieben - im Saal wurde mal von männlicher, besonders aber von weiblicher Seite sehr viel gelacht, auch wenn die Lacher in der zweiten Hälfte immer wieder etwas abnahmen. Irgendwie muss der Film also doch einen Nerv treffen, vielleicht bin ich in dieser Hinsicht ja nur etwas abgestumpft oder übersättigt. Wer ein Fan der beiden Hauptdarstellerinnen ist, könnte hier also zumindest zweitweise auf seine Kosten kommen, sofern ihm/ihr die ganze Chose nicht zu albern ist.

Fazit: "Glam Girls" hat viel zu wenig gute Gags zu bieten, um über diese anstrengenden und bemühten anderthalb Stunden zu unterhalten. Zwischen den Hauptdarstellerinnen entwickelt sich kein echtes Feuer, der Plot verläuft lauwarm und ohne echte Höhepunkte - diesmal kein Comedy-Gold für Hathaway und Wilson.

Note: 4







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid