Direkt zum Hauptbereich

Die Akte Jane

Frauen mussten unglaublich lange dafür kämpfen, in sämtlichen Berufen mit Männern gleichgestellt werden, sowohl was die Arbeit als auch die Bezahlung angeht... und selbst heute ist dieses Problem noch immer nicht aus der Welt geschafft, immer wieder werden pikante Details über ungerechte Bezahlungen laut, gerade auch in Hollywood. Ein Umdenken scheint zumindest langsam stattzufinden, ob sich dies jedoch in absehbarer Zeit zufriedenstellend umsetzen wird, bleibt abzuwarten. Auch im Krieg waren Frauen lange Zeit kaum erwünscht und eine solche Geschichte erzählt auch der Kriegs-Actioner "Die Akte Jane"... wobei er sein wichtiges Thema jedoch viel zu oberflächlich und pathetisch anpackt.

DIE AKTE JANE


Jordan O'Neil (Demi Moore) ist weiblicher Lieutnant in der US Navy und soll nun an einem speziellen Trainingsprogramm teilnehmen - das Programm der US Navy SEALs. Als einzige Frau in der Gruppe soll sie damit beweisen, dass auch das weibliche Geschlecht einen gerechtfertigten Platz in den Truppen erhalten soll und dabei die Klischees aufbrechen. Jordan nimmt die Herausforderung an und sieht sich direkt während den ersten Stunden bösen Kommentaren der Kameraden und Vorgesetzten... der Kragen platzt ihr jedoch erst, als man ihr bei den Aufgaben Hilfestellung leisten will, weil sie eben eine Frau ist. Mit aller Kraft kämpft sich Jordan durch, um womöglich endlich etwas zu ändern, ahnt dabei jedoch nicht, dass Männer und Frauen in Anzügen und hohen Positionen an anderer Stelle bereits gewisse Hebel in Gang setzen.

Tatsächlich gibt es für Frauen erst seit dem Jahr 2016 überhaupt die Möglichkeit, sich bei den Navy SEALs zu bewerben - neunzehn Jahre nach Erscheinen des Kriegsfilms von "Alles Geld der Welt"-Regisseur Ridley Scott wurde dieser Hebel also tatsächlich bewegt. Es ist aber auch kein Wunder, dass "Die Akte Jane" bezüglich dieser Thematik im Jahr 1997 noch kein Umdenken auslösen könnte, denn um die Zuschauer emotional zu erreichen und tatsächlich in das Gewissen einzudringen, hätte er einfach wesentlich besser sein müssen. Dabei ist es am wenigsten die Schuld von Ridley Scott, denn der inszeniert, trotz allem Pathos, durchaus eindringlich und hat besonders die schweißtreibenden Trainingsmontagen (aus denen der Film dann auch gefühlt zu mindestens einem Drittel besteht) sehr gut im Griff. 
Beim Drehbuch hat man jedoch arg geschlampt und aus einer eigentlich erbauenenden Geschichte ein flaches Flickwerk geschaffen, welches auf möglichst pathetische Weise mit dem Thema umgeht. Dabei streift man gar die Grenze zur Homophobie, wenn man eventuelle homosexuelle Beziehungen der Protagonistin verurteilt und sie deswegen zu einer vollkommen heterosexuellen Frau schreibt, die natürlich auch einen knackigen Mann zuhause hat, der ihr die Daumen drückt. Das ist so dermaßen überkorrekt, dass man die Geschichte niemals schlucken will, was sich auch über die Charakterzeichnung fortsetzt. Über Jordan O'Neil erfahren wir im Grunde gar nichts - nur, dass sie sich dringend beweisen will. Ein durchaus nachvollziehbarer Aspekt, dennoch hätte dieser mit etwas mehr Menschlichkeit angesichts der Protagonistin wesentlich besser ziehen können. 
Stattdessen setzt Scott auf Trainingssequenzen, auf Konflikte mit anderen, noch wesentlich blasser bleibenden Kameraden und Vorgesetzten. Von den Darstellern, die sich hier durch Sand, Schlamm und Hügel schlagen, kann einzig und allein "Eine dunkle Begierde"-Star Viggo Mortensen gewisse Akzente setzen, da er zumindest in Ansätzen mehrdimensional agiert. Das hat er dann auch Demi Moore voraus, der glatt eine Goldene Himbeere als schlechteste Darstellerin mit auf den Weg gegeben wurde. Diese "Auszeichnung" ist dann zwar etwas übertrieben, da Moore sich doch mit aller Kraft ins Geschehen wirft, dennoch kann sie ihrer einseitig geschriebenen Rolle keine interessanten Facetten abringen und bleibt dabei ziemlich langweilig und gesichtslos. 
Und das gilt dann auch für den Film an sich, der sich ohne sichtliche Mühen, sondern mit allen Klischees des Genres, über zwei Stunden dahinschleppt, schlussendlich noch eine reichlich bescheuerte Wendung präsentiert und noch den Sprung zum Helden-Abenteuer macht. Das kann unterhaltsam sein, aber angesichts dieses wichtigen Themas ist das viel zu wenig: Es ist zu platt, zu oberflächlich, zu einfach gestrickt und an einigen Stellen gar so erschreckend simpel, dass man Gefahr läuft, auch die Thematik zu vereinfachen. Nein, dies war sicherlich nicht das Ziel von "Die Akte Jane"... aber er streift es irgendwie und verfehlt daher viele andere, wichtige Ziele.

Fazit: "Die Akte Jane" ist ein pathetischer, oberflächlicher und gerade angesichts seines Themas erschreckend simpler und unglaubwürdig-überinszenierter Kriegsfilm, der laue Darsteller in blassen Rollen verkümmern lässt und einen puren Unterhaltungsfaktor über wirklich wichtige Geschichten stellt.

Note: 4+




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid