Direkt zum Hauptbereich

Love, Rosie - Für immer vielleicht

Die letzten anderthalb Monate habe ich mit den Mädels von "Pretty Little Liars" verbracht und meine reine Filmleidenschaft abseits der regelmäßigen Kinobesuche weitestgehend vernachlässigt. Wenn ich nämlich eine Serie gucke, gucke ich sie bei jeder Gelegenheit - das Filmangebot von Netflix, Prime und dem heimischen Blu-Ray-Regal musste daher warten. Nun hat mich die Serie über eine Gruppe Highschool-Schülerinnen, die ein brutales mysterium aufklären muss, vor allem gegen Ende aber enttäuscht zurückgelassen und nach diesen teils recht zähen Wochen brauchte ich nun unbedingt einen Film, der mich wirklich abholt. Zum Glück habe ich diesen sogleich gefunden und mit "Love, Rosie" einen ziemlichen Volltreffer gelandet!

LOVE, ROSIE


Seit ihren frühesten Kindheitstagen sind Rosie Dunne (Lily Collins) und Alex Stewart (Sam Claflin) die besten Freunde. Auf ihrem achtzehnten Geburtstag kommen sie sich zum ersten Mal wirklich näher, doch verhindern Rosies Alkoholeskapaden weitere Anbandelungen - die beiden finden auch daraufhin nicht wirklich zusammen. Beide suchen sich, obwohl sie überdeutlich mehr als nur Freundschaft für den jeweils anderen zu empfinden scheinen, andere Partner und als Rosie plötzlich von ihrem Partner Greg (Christian Cooke) im jüngsten Alter schwang wird, driften ihre Leben auseinander. Greg geht nach Boston und findet dort neuen Anschluss, während Rosie zurückbleibt und plötzlich ein Leben als junge Teenie-Mutter führen muss. Vergessen können sie einander dennoch nie... und ihre Wege kreuzen sich in der weiteren Zukunft auch mehr als einmal.

Inszeniert wurde der Film nach dem Roman "Für immer vielleicht" der irischen Schriftstellerin Cecelia Ahern von dem deutschen Regisseur Christian Ditter. Der war zuvor unter anderem für die Regie der ersten beiden hervorragenden "Vorstadtkrokodile"-Neuinterpretationen verantwortlich und drehte 2016 noch einmal auf internationalem Komödiengebiet mit der Ulksause "How To Be Single". Den Freifahrtschein für Hollywood hat Ditter sich, auch aufgrund der eher mäßigen Kritiken für seine Werke, bislang nicht erkaufen können, was aber schade ist - denn bislang wurde ich von all seinen Filmen sowohl sehr berührt als auch unterhalten. Ditter erfindet das Rad in Sachen Inszenierung nicht neu, schafft es aber durch klare Aufnahmen, einem guten Gespür für Musik und eine elegante Schauspielführung, den Zuschauer mit den Figuren zusammenzubringen. 
Dabei erzählt er eine im Grunde zeitlose Liebesgeschichte, die wenig Überraschungen bietet, dafür aber durch ihren schlichtweg atemlosen Charme glänzt. Natürlich badet er dabei hin und wieder auch in Klischees, besonders, wenn er sich den Nebenfiguren widmet - wer hier ein Arschloch ist, ist auch so richtig Arschloch und wer eine oberflächliche Zicke ist, kreischt und flennt sehr viel. Ditter und Autorin Juliette Towhidi hätten dabei auch ruhig etwas unkonventioneller vorgehen können und hin und wieder einen kleinen Moment streichen können - so ist zum Beispiel ein kleiner Gag am Ende des Films bezeichnend, als Rosie einen "alten Bekannten" wiedertrifft. Das sieht erst einmal wahnsinnig rund aus und bringt auch einen lauten Lacher ein, darüber hinaus erfüllt dieser dann doch etwas konstruiert wirkende Witz keinerlei Funktion. 
All zu oft tritt Ditter jedoch nicht in diese Fettnäpfchen und kann sich darüber hinaus vollends auf ein charmantes Skript und die Ausstrahlung seiner beiden Hauptdarsteller verlassen. "Ein ganzes halbes Jahr"-Star Sam Claflin sowie die zuletzt im Netflix-Drama "To the Bone" agierende Lily Collins harmonieren dabei prächtig miteinander - die Funken zwischen ihnen sprühen förmlich. Vor allem Collins ist dabei die Idealbesetzung für die Rolle einer ebenso starken wie auch mal Schwäche zeigenden Frau, deren Leben eine wahre Achterbahnfahrt darstellt: Sympathisch, tollpatschig, dennoch mit erhobenem Haupt, das Herz und auch das Hirn auf der Zunge tragend, clever - Collins vereint all diese Attribute glaubwürdig und keineswegs gestelzt und wirkt dabei so leichtfüßig und in Sachen Comedy-Timing schlichtweg umwerfend, dass man sich kaum an ihr sattsehen kann. 
Collins ist es dann auch, die den Film trotz seiner manchmal etwas zu aggressiven Plotstruktur auf den Beinen hält, ihn mit Luft und Leben zu füllen vermag. Wo Ditter hin und wieder ein wenig frecher hätte sein können und sich gegen Ende auch etwas zu harsch im Schmalz verliert (wobei er dabei angesichts seiner zuvor gesponnen Plotfäden auch bemerkenswert rund agiert), sind es also die Stars vor der Kamera, die mit ihrem natürlichen Charme, Ausdrucksstärke und Witz zu unterhalten wissen.

Fazit: Charmante Komödie mit zwei bemerkenswerten Hauptdarstellern, die über manch eine etwas zu seichte Plotstruktur locker hinwegspielen. Mit viel Witz, Schwung und Herz gelingen hier ebenso kurzweilige wie bewegende und spaßige anderthalb Stunden, die frecher hätten sein können, dabei aber auch ernste Themen mit Selbstbewusstsein und Köpfchen anpacken.

Note: 2-




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...