Ende 2017 stimmte ausgerechnet ein Blockbuster die Massen versöhnlich, der zuvor mit allgemeiner Skepsis beäugt worden war: "Jumanji 2". Die ersten Stimmen vor dem Kinostart waren sich nämlich im Grunde einig - dass man einen solchen Klassiker des Abenteuerkinos doch gerade nach dem Tod seines Hauptdarstellers Robin Williams bitte unangetastet lassen sollte. Nun ist "Jumanji", das Original, bis heute zwar beliebt, aber im Kern eigentlich nicht so gut, dass er nun unberührbar bleiben muss und Dwayne Johnson, Kevin Hart und Co. machten in ihrem Misch aus Fortsetzung und zeitgenössischer Neuinterpretation zumindest genug richtig, um nicht als bloße Kopie zu enden. Anders sah das schon 2006 aus, als ein Film namens "Zathura" die Brettspiel-Grundidee einfach mal für ein neues Abenteuer kopierte und dabei nicht ansatzweise an den Charme des Vorbilds anknüpfen konnte...
ZATHURA
Familienvater Budwing (Tim Robbins) ist nur kurz außer Haus, um im Büro einen Zwischenfall zu klären und lässt daher seine beiden Söhne Walter (Josh Hutcherson) und Danny (Jonah Bobo) mit deren großer, aber bemerkenswert schläfriger Schwester Lisa (Kristen Stewart) allein zuhause. Während sich die beiden Brüder streiten, bemerkt der jüngere Danny dabei ein Brettspiel namens "Zathura" im Keller. Nur nebenbei beginnen er und die weniger begeisterte Walter mit dem im Weltraumszenario angesetzten Spiel, als sie von einem Meteoritenschauer überrascht werden. Anschließend stellen sie fest, dass das Spiel wohl echt ist - das Haus treibt im Weltall und mit jedem Spielzug warten neue Gefahren auf die beiden Kinder, die nur nach Hause zurückkehren können, wenn sie die Runde beenden...
Die Parallelen sind unübersehbar, denn es reicht natürlich einfach, die Grundidee zu übernehmen, um sofort mit "Jumanji" verglichen zu werden. Und die ist hier wirklich gleich, nur dass sich das Brettspiel nicht der (zumindest für mich) wesentlich spannenderen Dschungelthematik zuneigt, sondern dem Weltraumthema - zu den Zeiten, als "Star Wars" wieder furchtbar in war, sogar marketingtechnisch keine ganz schlechte Idee. Und überraschenderweise war das Kritikerecho gar nicht so übel, sah diesen Film teilweise sogar höher als das Vorbild aus den 90ern - ein Standpunkt, den ich so nicht teilen kann. Sicher, auch "Jumanji" war damals nicht mehr als seichte Unterhaltung, bei der es an allen Ecken knallen sollte, das Tempo gleichbleibend hochblieb und ein Robin Williams solide seinen Kasper tanzen konnte, dies alles aber immerhin auf ungemein charmante Weise, wobei durch die Geschichte rund um den verschollenen Alan Parrish sogar noch eine doppelte Ebene hinzukam.
"Zathura" wirkt nun bis kurz vor Schluss wie die abgespeckte Variante und verlässt sich weitestgehend auf das oberflächliche Material: Zwei sich ständig streitende Brüder finden das Spiel und befinden sich plötzlich mitten drin. Eine tiefergehende dramaturgische Ebene findet nicht statt, die Charaktere bleiben bemerkenswert kantenlos und im Grunde konzentriert man sich nach den ersten fünfzehn Minuten der Einführung nur noch auf das Spektakel. Mit jedem neuen Spielzug und jeder neuen Karte gibt es eine neue Gefahr, neue Spezialeffekte, neue Explosionen. Visuell war das zumindest im Erscheinungsjahr 2006 durchaus beeindruckend, atmosphärisch aber eine absolute Nullnummer, da darüber hinaus wenig angesprochen wird. Es geht ums Spektakel, dieses wird jedoch von dem sonst so talentierten "Iron Man"-Regisseur Jon Favreau so uninspiriert und mit solch schwachbrüstigen Dialogen abgefilmt, dass man sich nur eine weitere Sichtung von "Jumanji" herbeisehnt.
In der ersten Hälfte kann diese Achterbahnfahrt durchaus noch Spaß machen, denn die ersten Schritte Dannys und Walters in dieser gefährlichen Welt haben zumindest ansatzweise Charme. Es gibt ein paar flotte Running Gags (wie die durchaus sympathische Einbindung der Teenie-Schwester Lisa, gespielt von "American Ultra"-Star Kristen Stewart) und Josh Hutcherson, hier ganz am Anfang seiner mittlerweile durch "Die Tribute von Panem" gepushten Karriere, versprüht durchaus Spielfreude. Sobald jedoch eine vierte, handelnde Person ins Spiel kommt, wird es dröge: Den Machern fällt erstaunlich wenig ein, obwohl sich ihnen eine ganze Welt eröffnet.
Sie nutzen diese für schon bald immer gleiche Raumschlachten, durchbrechen die Grenzen der Physik auf desaströs auffällige Weise (auch in einem Kinderfilm darf man zumindest einen Hauch von Logik erwarten) und mäandern zu einem lauen Finale hinüber, welches mit einer ziemlich grotesken und überzeichneten Wendung endet. Keine Frage, über einige Strecken kann man, gerade als jüngerer Zuschauer, durchaus Spaß mit "Zathura" haben - generell haben die Macher aber zu wenig aus der simplen Grundidee gemacht, verirren sich in langweiligem Kauderwelsch. Das ist dann tatsächlich der einfachste Weg, um das Zielpublikum kurzweilig zu unterhalten, es ist aber eben auch der unkreativste.
Fazit: Nach einer noch recht unterhaltsamen ersten Hälfte ist die Luft schnell raus - den Machern fällt überraschend wenig zu ihrem Thema ein, Szenarien wiederholen sich. Es zählt nur das reine Spektakel, auf Handlungsebene ist "Zathura" dabei aber eine leere Luftblase ohne nennenswerten Charme.
Note: 4+
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