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The Hole in the Ground

Und schon wieder ein Film, der beinahe an mir vorübergzogen wäre. Diesmal handelt es sich um einen Horrorstreifen, von dem ich zuvor nichts gehört hatte, der mich dann jedoch plötzlich im Kinoprogramm meines Stammkinos anlächelte. Es klang nicht wie der übliche Mainstream, sondern eher wie der clevere, teils auch dramatisch angehauchte Grusel vom Stamm eines "Hereditary" oder "The Witch". Das kann auch mal nach hinten losgehen und angesichts dessen, dass der Film nach nur zwei Wochen auch schon wieder ins Nachtprogramm verbannt werden wird, scheint es, als hätte er das Mainstream-Publikum nicht angesprochen. Ich jedoch war interessiert und sah mir "The Hole in the Ground" doch noch an... nur für den Fall, dass hier mal wieder eine Genreperle auf ihre Entdeckung warten sollte.

THE HOLE IN THE GROUND


Gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn Chris (James Quinn Markey) ist Sarah O'Neill (Seana Kerslake) in eine Hütte, abgelegen am Waldesrand, gezogen. Während sich Chris in der Schule damit abmüht, Anschluss zu finden, versucht Sarah, sich mit einem Job über Wasser zu halten und sich und ihren Sohn somit über die Runden zu bringen. Eines Tages entdecken die beiden in den Tiefen des Waldes eine gigantische Senkgrube und von diesem Tag an ist Chris plötzlich wie ausgewechselt. Erst ahnt Sarah nichts Böses, doch als sie sich näher mit der Thematik befasst, vermutet sie, dass dieses Kind, welches nun in ihrem Haus lebt, gar nicht mehr ihres sein könnte... hat das Senkloch etwas mit der mysteriösen Umwandlung des Jungen zu tun?

Auf reiner Plotebene holt sich dieser Horrorfilm, der zuvor doch so aussah, als könne er dem Genre zumindest irgendwie etwas Neues hinzufügen (auch wenn das heutzutage ja kaum noch möglich scheint, hat man doch alles schon mal irgendwie gesehen), diesmal keine Sonderlorbeeren ab. Die Geschichte um ein plötzlich doch sehr eigenartiges Kind ist ein alter Hut und auch diese Urangst haben wir im Genre schon oft gesehen: Was tue ich, wenn ein Mensch, der mir nahesteht, offenbar nicht mehr er selbst ist und für mich vielleicht sogar eine Gefahr darstellt? Regisseur Lee Cronin kann dem auch nicht viel neues hinzufügen und wenn man nach einem in dieser Form doch arg schwachen Finale dasitzt und rekapituliert, was uns "The Hole in the Ground" denn auf reiner Erzählebene geboten hat, bleibt das Ergebnis: Nicht viel und das dann auch noch ziemlich löchrig und einseitig.
Dass der Horrorfilm aber dennoch durchweg spannende Unterhaltung liefert, ist nicht von der Hand zu weisen, da es Cronin versteht, abseits von abgenutzten Genre-Manirismen ein Schauergefühl zu erzeugen. Er lässt sich nicht von müden Hui-Buh-Effekten blenden und setzt lieber auf Atmosphäre, auf detailreiche Setarbeit, schaurige Licht- und Tonarbeit, einen druckvollen Soundtrack. All das ist ebenfalls nicht neu, da sich Cronin aber wunderbar viel Zeit lässt, um seine Charaktere einzuführen und genau diese Details später clever wiederzuverwenden, fühlt man sich schon recht bald in die Geschichte hineinversetzt. Dass diese nun wirklich nicht sonderlich originell ist und am Ende sogar einige Fragen unangenehm offen bleiben, fällt zwar auf, ist angesichts der sauberen Inszenierung Cronins aber beinahe verzeihbar - immer wieder stößt er uns in unangenehme Situationen und auch wenn ich schon viele Filme gesehen habe, die mich wesentlich schlimmer gegruselt haben, so war ich hier trotz einiger kleiner Längen durchweg gebannt.
In die Karten spielt ihm dabei die kompakte Laufzeit von nur 90 Minuten und ganz besonders seine unglaubliche Hauptdarstellerin. In Seana Kerslake scheint sich Cronin dabei beinahe ein wenig verguckt zu haben, denn wie er an ihrem Gesicht hängt, ist auffällig. Es ist aber auch durchaus passend, kann Kerslake der sich aufballenden Angst, den inneren Befürchtungen, dieser Unruhe, diesem seltsamen Gefühl durchweg ein passendes Gesicht verleihen. Sie überzeichnet nicht, wirkt glaubwürdig und echt.
Ihr gegenüber steht mit James Quinn Markey ein Kinderdarsteller, der hingegen hin und wieder aufpassen muss, dass er nicht in abgehalfterte "Gruseliges Kind"-Klischees abrutscht - seine Darstellung gerät mit Blick auf diese Plotpoints dann aber noch okay. Gemeinsam spielen sie sich, hin und wieder unterstützt von "Game of Thrones"-Star James Cosmo in einer prägnanten Nebenrolle, durch einen atmosphärischen Horrorfilm, dessen Schauer sich langsam, dafür später aber immer wirkungsvoller verbreitet. Das ist nicht neu, manchmal ist das für einen abendfüllenden Schocker auch zu wenig... aber es ist zumindest cleverer und vor allem inszenatorisch durchaus intensiver als die meisten Horrorfilmchen der letzten Wochen.

Fazit: Atmosphärischer Horrorfilm, der sich Zeit lässt, seine Charaktere einzuführen und die Angst langsam, aber sicher in das Familienidyll einziehen lässt. Der Plot gerät dabei eher mau, angesichts Lee Corvins sicherer Inszenierung und Seana Kerslakes grandioser Darstellung erlebt man dennoch schaurige und spannende 90 Minuten.

Note: 3+









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