Direkt zum Hauptbereich

I Am Mother

Habt ihr, werte Leser dieses Blogs, eigentlich auch eine Liste mit Schauspielern und Schauspielerinnen, die ihr, ganz gleich in welchem Genre, einfach nicht richtig sehen könnt? Meine Liste ist da sehr kurz, da ich jedem Mimen stets eine faire Chance geben möchte... und selbst ein Til Schweiger kann ja ziemlich gut sein, wenn er sich nicht selbst als Regisseur in ekelhafte Szene setzt. Ich jedoch habe irgendwie ein Problem mit Hilary Swank und bis heute weiß ich nicht, woher dieses resümiert. Swank hat einige starke Filme gemacht und ist definitiv eine sehr gute Schauspielerin... ich werde jedoch bis heute nicht warm mit ihr. Ihre Filme schaue ich dennoch und habe mir deswegen auch die Sci-Fi-Dystopie "I Am Mother" angesehen. Dass dieser mir nicht wirklich gefallen hat, hat aber nur wenig bis gar nicht mit Swank zu tun.

I AM MOTHER


In einer weit entfernten Zukunft wurde die Menschheit vom Angesicht einer verwüsteten Erde getilgt. In einem abgesicherten Laborkomplex erschafft ein Roboter namens "Mother" menschliche Embryos und zieht einen von ihnen auf. Als junge Frau hat sich die Tochter (Clara Rugaard) des Roboters schließlich eingelebt - Mother versucht, diese als guten Menschen zu erziehen. Als jedoch eines Tages neue Fragen im Kopf des Mädchens auftauchen, ausgelöst durch das Erscheinen einer lebenden Maus im Komplex, entstehen Schwierigkeiten. Und plötzlich taucht im Labor auch noch eine weitere Frau (Hilary Swank) von draußen auf... ist die Welt draußen also vielleicht gar nicht so gefährlich und tödlich, wie es Mother ihrer Tochter weißmachen will?

Diesmal fasse ich mich etwas kürzer: "I Am Mother" hat mir tatsächlich längst nicht so gut gefallen, wie ich mir das anfangs und auch wegen der beinahe durchgehend positiven Kritiken vorgestellt habe. Natürlich sollten alle Zuschauer ihre Erwartungshaltungen an das Werk anpassen: Man bekommt hier kein Sci-Fi-Epos mit gewaltigen Schlachten und brillierenden Effekten geboten, sondern eine Art Kammerspiel mit drei handelnden "Personen", woraus ein wuchtiger und jede Menge Fragen aufwerfender Konflikt entsteht. Dieser Konflikt und auch das, was der Film letztlich daraus macht, ist jedoch nicht nur nicht neu, sondern in seiner Schrift und in den Antworten, die er gibt, viel zu sperrig und philosophisch plump geraten. Die zwei Stunden fühlen sich angesichts des langsamen Tempos und der sich im Kreis drehenden Dialoge ziemlich lang an - vor allem, weil "I Am Mother" dem im Zentrum stehenden Konflikt über lange Zeit keinen zusätzlichen Dampf verleihen kann oder will. Dementsprechend stehen menschliche Fragen im Raum, denen sich der Film jedoch eher auf altbackene Weise widmet und dementsprechend eher resigniert und nicht begeistert. Begeistern kann allenfalls die Technik, sieht der Film doch durchweg sehr stimmig aus und besonders das Design des titelgebenden Roboters "Mother", der sich mal schleppend und dann wieder rasant flitzend durch die leeren Gänge bewegt, hat mir ausgesprochen gut gefallen. Auch die dänische Schauspielerin Clara Rugaard kann den Film mit einer starken Präsenz tragen und liefert gerade angesichts der Tatsache, dass sie und Hilary Swank das Werk als alleinige menschliche Darsteller stemmen müssen, eine beachtliche Leistung. Swank selbst macht ihre Sache ebenfalls sehr gut, muss jedoch zumeist eher passiv auf die verschiedenen Geschehnisse reagieren, weswegen ihre jüngere Kollegin den lebendigeren, intensiveren Eindruck hinterlässt. Bis zu einem in dieser Hinsicht auch recht vorhersehbaren Schlussakt gibt es darüber hinaus jedoch wenig, was an "I Am Mother" wirklich fesselt. Man darf bezweifeln, dass dieser Sci-Fi-Trip in einigen Jahren noch ähnlich bravourös besprochen wird wie "Moon" oder "Interstellar", die zwar auch nicht durchgehend gelobt wurden, in ihrem eigenen Kontext aber zumindest Grenzen sprengen wollten und dies auch taten. Der Film von Regisseur Grant Sputore hingegen ruht sich auf Altbekanntem aus, bleibt schwammig und unentschlossen, wenn auch atmosphärisch einigermaßen dicht. Für mich daher eine recht deutliche Enttäuschung, die ich so auch nicht unbedingt habe kommen sehen.

Fazit: "I Am Mother" stellt interessante Fragen, die Antworten fallen jedoch bemüht philosophisch und sperrig aus. Trotz einer atmosphärischen Inszenierung bleibt von diesem langsam erzählten und sich im Kreis drehenden Kammerspiel wenig hängen.

Note: 4


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se