Kevin Spaceys Karriere ist vorbei. Nachdem im Zuge der Ende 2017 gestarteten "Me-Too"-Debatte etliche Anschuldigungen gegen den Oscarpreisträger an die Öffentlichkeit gerieten, verlor er sowohl seinen Part in Ridley Scotts Thriller "Alles Geld der Welt" als auch seine Hauptrolle in der Netflix-Show "House of Cards". Die folgende sechste Staffel, die zurzeit der Debatte bereits in Produktion war, wurde gestoppt, Spacey's genial-fieser Francis Underwood herausgestrichen und schließlich auch das Ende der gesamten Serie nach Beendigung der sechsten Season bekanntgegeben. Das Medienecho war enorm: Wie sollte eine Serie, die so sehr von Kevin Spaceys meisterhafter Darstellung profitierte, denn ausgerechnet ohne ihn weiter- und zu Ende gehen? Die Antwort: Mit Robin Wright natürlich, die für das Finale dieser vor allem zu Beginn so brillanten Serie nun den alleinigen Posten als Hauptdarstellerin übernahm und "House of Cards" somit erhobenen Hauptes zum Showdown führt...
HOUSE OF CARDS - STAFFEL 6
Claire Underwood (Robin Wright) hat ihren Mann Francis (Kevin Spacey) brutal hintergangen und sich somit mit Tricks und Lügen den Posten als Präsidentin der Vereinigten Staaten gesichert. Nach Frank's Abgang steht Claire nun vor dem Scherbenhaufen, den das Präsidenten-Paar hinterlassen hat, um ihre Herrschaft einzumeißeln und sieht sich neuen und alten Feinden gegenüber. Darunter ist sowohl Franks ehemalige rechte Hand Doug Stamper (Michael Kelly), der zuletzt ein großes Opfer brachte, um die Familie zu beschützen, als auch das Politiker-Geschwisterpaar Annette (Diane Lane) und Bill Shepherd (Greg Kinnear). Diese feuern aufgrund eines Deals, den sie mit Frank aushandelten, dem Claire so jedoch nicht zustimmen will, gegen die Präsidentin und bringen somit die nächste und letzte Schlammschlacht in Gang...
"House of Cards" gehörte zu den ersten großen Originalen des Streamingdienstes Netflix und stellte sogleich in Aussicht, mit was für einer Qualität Abonnenten rechnen können: Mit einer sehr hohen. Zwar ließ die Serie, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die gemeinen Wirrungen hinter den verschlossenen Türen des Weißen Hauses aufzudecken, in den Folgestaffeln deutlich nach, trotzdem freute ich mich jedes Jahr wieder auf neue Folgen rund um Frank Underwood und seine Ehefrau Claire. Nach sechs Staffeln kommt die Serie nun zu ihrem Ende und zum ersten Mal ist Hauptdarsteller Kevin Spacey nicht mehr dabei. Dass dies eine herbe Lücke hinterlassen würde, war abzusehen, auch wenn man glauben mochte, dass "Blade Runner"-Star Robin Wright diese mit ihrer unterkühlten Ausstrahlung füllen könne.
Wright glänzt nun als alleinige Hauptdarstellerin so wie gewohnt, trotzdem fehlt mit Frank Underwood ein wichtiges Bindeglied, welches gleich in der ersten Folge der Staffel beiläufig hinfortgefegt wird. Und trotzdem können die Macher, die sich brutal von Spacey trennten, nicht aus ihrer Haut. Alles in dieser Staffel erinnert an Franks Vermächtnis, der Plot ist mit diesem verwoben - Franks letzte Taten setzen alles in Gang und bestimmen die Ereignisse, die wir in den letzten acht Episoden von "House of Cards" sehen bis zum Schluss. Dieser gerät übrigens ziemlich unbefriedigend, denn nachdem wir siebeneinhalb Folgen dabei zusehen durften, wie sich Politiker, Agenten und Reporter gegenseitig beschuldigen, bedrohen und auch mal ihren letzten Atemzug aushauchen, ist das Finale an sich doch eher überschaubar gehalten. Man fragt sich, ob es all die kleinen und großen Revierkämpfe zuvor hatte geben müssen, wo doch viele der Plots zum Ende merkwürdig abgehakt werden, einige sogar vollkommen offen enden.
Generell gelingt es der sechsten Season nun mehr nicht, eine packende Dramaturgie zu stellen - die neuen Gegenspieler am Horizont haben erst in dieser finalen Staffel ihren letzten Auftritt und selbst so grandiose Mimen wie Diane Lane oder "Green Zone"-Star Greg Kinnear können in dieser kurzen Zeit nicht genug Feuer entfachen alsdass wir sie ebenso fürchten oder unterstützen wie andere Charaktere, die schon seit mehreren Staffeln dabei sind. Neben der glänzend aufgelegten Robin Wright ist es erwartungsgemäß "Der fremde Sohn"-Star Michael Kelly, der die Fahne der Qualität hochhält: Sein Plot gehört weiterhin zum Besten und emotional Bewegendsten, was die Serie bis zu diesem Punkt erschaffen hat. Kelly ist neben Wright der einzige unter der Hauptdarstellerriege, der es bis zur letzten Season schaffte und zuvor durchgehend dabei war, weswegen man den Machern immerhin Respekt zollen muss, dass sie seine Geschichte zu einem runden Abschluss bringen können.
Das gelingt ihnen darüber hinaus leider nicht immer, denn obwohl der eigentliche Plot auch hier wieder spannend gerät, hat er nicht das gleiche Feuer wie zuvor. Ob dies am Fehlen Kevin Spaceys liegt oder daran, dass die Handlung durch das Ausscheiden des Hauptdarstellers umgeschrieben und schneller als geplant zu ihrem endgültigen Abschluss kommen musste, lässt sich nicht einwandfrei feststellen. Es scheint aber immer öfter so, als würden die Macher ihr Ziel aus den Augen verlieren, als würden bekannte Charaktere erneut Drohungen aussprechen, ihren Worten aber selten Taten folgen lassen. Das führt dann zu einigen Längen und zu einem Plot, der erst spät richtig an Fahrt aufnimmt und zuvor eher behäbig an Seitenschauplätzen grast und oftmals nicht weiß, wo er denn nun hin soll. Als Serie als Ganzes ist "House of Cards" noch immer ein Phänomen, auch wenn die Qualität nachließ - als sechste Staffel an sich ist diese nun keine grobe Enttäuschung, schafft es erwartungsgemäß aber auch nicht, die Geschichte rund abzuschließen. Das war bei dem Chaos hinter den Kulissen zwar zu erwarten, es ist aber trotzdem irgendwie schade.
Fazit: An seine goldenen Zeiten reicht auch das Finale nicht heran: "House of Cards" endet überhastet, nicht wirklich rund und unfokussiert. Obwohl Robin Wright weiterhin fantastisch ist, macht sich Kevin Spaceys Fehlen bemerkbar und obwohl die Show noch immer spannend geschrieben ist, fehlt es ihr nunmehr an den echten "Wow"-Momenten und auch an wirklich cleveren Einschüben, die uns nachdenken und schaudern ließen.
Note: 3-
"House of Cards" gehörte zu den ersten großen Originalen des Streamingdienstes Netflix und stellte sogleich in Aussicht, mit was für einer Qualität Abonnenten rechnen können: Mit einer sehr hohen. Zwar ließ die Serie, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die gemeinen Wirrungen hinter den verschlossenen Türen des Weißen Hauses aufzudecken, in den Folgestaffeln deutlich nach, trotzdem freute ich mich jedes Jahr wieder auf neue Folgen rund um Frank Underwood und seine Ehefrau Claire. Nach sechs Staffeln kommt die Serie nun zu ihrem Ende und zum ersten Mal ist Hauptdarsteller Kevin Spacey nicht mehr dabei. Dass dies eine herbe Lücke hinterlassen würde, war abzusehen, auch wenn man glauben mochte, dass "Blade Runner"-Star Robin Wright diese mit ihrer unterkühlten Ausstrahlung füllen könne.
Wright glänzt nun als alleinige Hauptdarstellerin so wie gewohnt, trotzdem fehlt mit Frank Underwood ein wichtiges Bindeglied, welches gleich in der ersten Folge der Staffel beiläufig hinfortgefegt wird. Und trotzdem können die Macher, die sich brutal von Spacey trennten, nicht aus ihrer Haut. Alles in dieser Staffel erinnert an Franks Vermächtnis, der Plot ist mit diesem verwoben - Franks letzte Taten setzen alles in Gang und bestimmen die Ereignisse, die wir in den letzten acht Episoden von "House of Cards" sehen bis zum Schluss. Dieser gerät übrigens ziemlich unbefriedigend, denn nachdem wir siebeneinhalb Folgen dabei zusehen durften, wie sich Politiker, Agenten und Reporter gegenseitig beschuldigen, bedrohen und auch mal ihren letzten Atemzug aushauchen, ist das Finale an sich doch eher überschaubar gehalten. Man fragt sich, ob es all die kleinen und großen Revierkämpfe zuvor hatte geben müssen, wo doch viele der Plots zum Ende merkwürdig abgehakt werden, einige sogar vollkommen offen enden.
Generell gelingt es der sechsten Season nun mehr nicht, eine packende Dramaturgie zu stellen - die neuen Gegenspieler am Horizont haben erst in dieser finalen Staffel ihren letzten Auftritt und selbst so grandiose Mimen wie Diane Lane oder "Green Zone"-Star Greg Kinnear können in dieser kurzen Zeit nicht genug Feuer entfachen alsdass wir sie ebenso fürchten oder unterstützen wie andere Charaktere, die schon seit mehreren Staffeln dabei sind. Neben der glänzend aufgelegten Robin Wright ist es erwartungsgemäß "Der fremde Sohn"-Star Michael Kelly, der die Fahne der Qualität hochhält: Sein Plot gehört weiterhin zum Besten und emotional Bewegendsten, was die Serie bis zu diesem Punkt erschaffen hat. Kelly ist neben Wright der einzige unter der Hauptdarstellerriege, der es bis zur letzten Season schaffte und zuvor durchgehend dabei war, weswegen man den Machern immerhin Respekt zollen muss, dass sie seine Geschichte zu einem runden Abschluss bringen können.
Das gelingt ihnen darüber hinaus leider nicht immer, denn obwohl der eigentliche Plot auch hier wieder spannend gerät, hat er nicht das gleiche Feuer wie zuvor. Ob dies am Fehlen Kevin Spaceys liegt oder daran, dass die Handlung durch das Ausscheiden des Hauptdarstellers umgeschrieben und schneller als geplant zu ihrem endgültigen Abschluss kommen musste, lässt sich nicht einwandfrei feststellen. Es scheint aber immer öfter so, als würden die Macher ihr Ziel aus den Augen verlieren, als würden bekannte Charaktere erneut Drohungen aussprechen, ihren Worten aber selten Taten folgen lassen. Das führt dann zu einigen Längen und zu einem Plot, der erst spät richtig an Fahrt aufnimmt und zuvor eher behäbig an Seitenschauplätzen grast und oftmals nicht weiß, wo er denn nun hin soll. Als Serie als Ganzes ist "House of Cards" noch immer ein Phänomen, auch wenn die Qualität nachließ - als sechste Staffel an sich ist diese nun keine grobe Enttäuschung, schafft es erwartungsgemäß aber auch nicht, die Geschichte rund abzuschließen. Das war bei dem Chaos hinter den Kulissen zwar zu erwarten, es ist aber trotzdem irgendwie schade.
Fazit: An seine goldenen Zeiten reicht auch das Finale nicht heran: "House of Cards" endet überhastet, nicht wirklich rund und unfokussiert. Obwohl Robin Wright weiterhin fantastisch ist, macht sich Kevin Spaceys Fehlen bemerkbar und obwohl die Show noch immer spannend geschrieben ist, fehlt es ihr nunmehr an den echten "Wow"-Momenten und auch an wirklich cleveren Einschüben, die uns nachdenken und schaudern ließen.
Note: 3-
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