Spätestens 2010, als mit "Für immer Shrek" der vierte Teil der einst so frechen Animationsreihe rund um den grummeligen Oger herauskam, war die Luft einfach raus. Als Fan, der die ersten beiden Filme bis heute liebt, waren Teil 3 und besonders Teil 4 ein zuckriger und langweiliger, alberner und ideenloser Schlag in die Magengrube. Aus diesem Grund habe ich bis heute auch darauf verzichtet, mir das Spin-Off rund um einen beliebten Fanfavoriten anzusehen... einfach aus Angst, dass dieser mich auch vollkommen kaltlassen würde. Nun habe ich "Der gestiefelte Kater", vielleicht der Vollständigkeit halber, vielleicht aber auch einfach aus leichtem Interesse, nachgeholt... und muss sagen, dass ich in den acht Jahren, in denen ich den Film ignoriert habe, nur wenig verpasst habe.
DER GESTIEFELTE KATER
Lange bevor er auf den Oger Shrek und seinen Freund Esel trifft, war der Gestiefelte Kater als berüchtigter Verbrecher auf Abenteuersuche. Dabei geriet er auf die Spur der legendären Zauberbohnen, die es dem Besitzer ermöglichen sollen, eine Bohnenranke in den Himmel zu erklettern, wo grenzenloser Reichtum wartet. Die Neugier des fechtenden Katers ist geweckt und auf dem Weg trifft er mit dem sprechenden Ei Humpty Dumpty gar noch einen alten Freund aus Jugendzeiten wieder - beide verbindet eine tragische, gemeinsame Vergangenheit. Zusammen mit der toughen Katzendame Kitty Samtpfote legen sich Humpty und der Gestiefelte Kater mit einem Haufen Verbrecher an, um den Weg zur Bohnenranke zu finden...
Die Idee, nach den letzten "Shrek"-Filmen und der immer lauter werdenden Kritik an diesen (auch wenn der finanzielle Erfolg weiterhin Bände sprach), mit der Hauptreihe abzuschließen, die Marke aber durch Spin-Offs am Leben zu halten, ist nicht gerade neu. Sich nun aber dem Gestiefelten Kater zuzuwenden und dessen Vorgeschichte zu erklären, ergibt zumindest Sinn: Der knuffige Schwertkämpfer mit den süßesten Augen der Animationsfilm-Geschichte war seit seinem ersten Auftritt im großartigen "Shrek 2" ein absoluter Fanliebling und sollte somit auch als Hauptfigur taugen, der einen ganzen Film für sich tragen kann. Es ist nun auch definitiv nicht die Schuld des Charakters, dass "Der Gestiefelte Kater" erwartungsgemäß nicht funktioniert... sondern die der Autoren, die eine seelenlose Geschichte dahingeschrieben haben, die nicht einmal über die knappen 90 Minuten trägt.
Erneut hat man sich hier daran gemacht, einige Märchengeschichten in einer eigenständigen Geschichte zu verwursten - diesmal geht es vorrangig um die Sage von Jack und der gigantischen Bohnenranke, die hier aber nur in den kleinsten Grundzügen verwendet wird. Diese Machart zeichnete auch bereits die "Shrek"-Filme aus, die dabei aber wesentlich cleverer vorgingen und gleich ein ganzes Potpurri an Referenzen und Zitaten einflechteten. Davon kann in diesem Spin-Off nun aber kaum mehr eine Rede sein: Die Geschichte ist geradlinig, erstaunlich simpel und abgesehen von einer überraschenden Wendung im Finale vollkommen vorhersehbar.
Dazwischen gibt es dann die üblichen Actionszenen, von denen zumindest eine rasante Postkutschenfahrt jede Menge visuellen Input liefert und durchaus Spaß macht. Es gibt eine sträflich vernachlässigte Liebesgeschichte und natürlich eine Erklärung, wie der Titelheld zu seinen Stiefeln und zu seinem berüchtigten Ruf kam. Und es gibt mal wieder die Form eines eher nervigen denn wirklich bereichernden Sidekicks, diesmal in Form eines sprechenden Ei's. Insgesamt entsteht daraus ein temporeicher 90-Minüter, der jüngere Zuschauer erfreuen dürfte und ihnen dank der schneidigen Animationen, des flotten Soundtracks und des harmlosen Humors Spaß bereiten dürfte.
Wer aber immer noch an die beiden frechen, ersten "Shrek"-Abenteuer denkt und hofft, dass man hier endlich wieder an diese Qualität anknüpfen kann, der täuscht gewaltig: "Der Gestiefelte Kater" ist erneut die Reinkarnation des normalen Animationskinos, mit einem Plot, der im Grunde nur von einer Actionszene zur nächsten führt und mit Charakteren, denen die Seele ausgetrieben wurde. Von den Werken Disneys und Pixars, denen es seit Jahrzehnten bis auf wenige Ausnahmen gelingt, junge und alte Zuschauer gleichermaßen zu begeistern, ist man hier nach wie vor weit entfernt.
Auch in Sachen Synchronisation gibt es in der deutschen Version dann einen erschreckenden Fauxpas zu beanstanden, konnte man doch auch hier nicht darauf verzichten, mal wieder ein prominentes Gesicht zu besetzen, welches allein aufgrund seines Namens mit dabei ist. Dass Moderator Elton, der hier einen großen Sprechpart als Humpty Dumpty abgestaubt hat, aber eben kein ausgebildeter Sprecher ist, hört man hier zu jeder Sekunde und wirkt sich störend auf den Sound des Films aus - Elton klingt dröge und überfordert und fällt gegenüber professionellen Synchronsprechern wie Benno Fürmann in der Titelrolle enorm ab.
Fazit: Wer mit den letzten "Shrek"-Filmen und ihrem braveren Ton noch etwas anfangen konnte, wird auch mit der Vorgeschichte des tierischen Fanfavoriten glücklich werden. Ich jedoch hätte mir angesichts der simplen Geschichte, der harmlosen Witzchen und der einfach gehaltenen Charaktere mehr Biss gewünscht.
Note: 4
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