Direkt zum Hauptbereich

Fast & Furious: Hobbs & Shaw

Zweieinhalb Jahre sind eine verflixt lange Zeit für ein Franchise, welches seine Hauptteile zuvor recht zuverlässig in Zwei-Jahres-Abständen herausbrachte. Damals war sogar der tragische Todesfall von Paul Walker ein Hindernis, welches aber trotzdem nicht verhinderte, dass zwischen dem sechsten und siebten Teil der unterhaltsamen Autoraser-Reihe "Fast & Furious" nur zwei Jahre ins Land zogen. Und nun erwartet uns nicht mal ein neuer Hauptteil, sondern gar "nur" ein Spin-Off, welches sich mit zwei der ikonischsten Charaktere beschäftigt... ikonisch aber eher nur deswegen, weil sie mit Dwayne Johnson und Jason Statham eben von zwei der beliebtestes Actionstars der Jetztzeit verkörpert werden. Keine Sorge, "Fast & Furious 9" erwartet uns dann immerhin schon nächstes Jahr, aber was sehen wir bis dahin? Ein Abenteuer, losgelöst von der Hauptreihe, aber trotzdem irgendwie Teil davon... und das heißt eben "Hobbs & Shaw". Ob dieses Experiment innerhalb des Franchise wirklich was werden kann, dem sah ich skeptisch gegenüber.

FAST & FURIOUS: HOBBS & SHAW


Hattie Shaw (Vanessa Kirby), Schwester des berüchtigten englischen Top-Agenten Deckard Shaw (Jason Statham), trägt einen tödlichen Virus in sich - diesen flößte sie sich ein, um dem genetisch modifizierten Superterroristen Brixton Lore (Idris Elba) zuvorzukommen, der diesen in seine Gewalt bringen will. Als er beginnt, Hattie um den Erdball zu jagen, werden Deckard und auch Luke Hobbs (Dwayne Johnson) eingeschaltet: Sie sollen die junge Soldatin schützen und zudem dafür sorgen, Lore dingfest zu machen. Beide nehmen den Auftrag an, weigern sich jedoch aufgrund ihrer gemeinsamen Vergangenheit, zusammenzuarbeiten, während Hattie selbst auf den Schutz beider Parteien verzichten möchte. Als die Bedrohung jedoch zu groß wird, müssen sie sich zusammenraufen, um Schlimmeres für die freie Welt zu verhindern...

Die "Fast & Furious"-Reihe lebte vor allem ab dem fünften Film, der bis heute als wohl bester Teil des Franchise gilt und dieses auf neues Terrain brachte, von genau zwei wichtigen Faktoren: Wahnwitzige, grandios inszenierte Action und das Zusammenspiel der vielen Figuren, die aus den Vorgängerfilmen zusammengesammelt wurden und schließlich gemeinsam als "Familie" auf Tour gingen, Frotzeleien und genialen Teamaktionen inklusive. Das war über vier Filme hinweg bislang stets mordsmäßig unterhaltsam... was geschieht also, wenn man einen Side-Film zur Reihe macht, dem dieses Element zwangsläufig fehlen muss, da zwei Teammitglieder nun auf Solomission gehen? Die schnöde Antwort: Viel bleibt tatsächlich nicht mehr und wer die Familienbande bis zu diesem Tag nicht zu schätzen wusste, wird sie hier wirklich schmerzlich vermissen. Nicht zwingend Vin Diesel oder Tyrese Gibson als alleinstehende Grummler und Sprücheklopfer, sondern die Zusammenstellung und -arbeit des Teams. 
Nun, da dieses Element fehlt, besteht "Hobbs & Shaw" nämlich im Grunde nur noch aus den üblichen, diesmal noch pubertäreren Sprücheklopfereien zwischen Statham und Johnson und reinrassiger Action. Fliegende Autos, Explosionen, Verfolgungsjagden und ein Nichts an Handlung, welches selbst dann schon zusammenzubrechen beginnt, wenn man nicht mal darüber nachdenkt. Nun gut, um einen ausgefeilten Plot ging es in der Reihe ja nun wirklich noch nie, trotzdem ist die Jagd nach einem tödlichen Virus mittlerweile auch im Blockbuster-Kino schon so ausgelutscht, dass sich damit kaum mehr jemand hinter dem Ofen hervorlocken lässt und da die Macher dem auch wenig Neues hinzufügen können, bleibt die Story eben genau das: Ein Alibi. Die Ausgeburt dieses Drehbuchgeschwafels ist dann auch der neue Bösewicht, der aus einem "Transformers"-Film gekrochen zu sein scheint und diesmal endgültig die Genre-Grenzen zwischen Action und Sci-Fi durchbricht. Dass Elba, bekannt aus "Star Trek" und "Der dunkle Turm", in diesem Part auch noch ziemlich blass bleibt, setzt dem Ganzen die Krone auf - er wirkt zwar bedrohlich, aber eben auch konturlos, wie ein unbesiegbarer, generischer Gegenspieler aus der Mottenkiste. 
Am Ende werden die Fans aber eben nicht wegen Elba oder dem unausgegorenen Plot hineingehen, sondern wegen drei anderen Gründen: Dwayne Johnson, Jason Statham und der Action. Bezüglich letzterem gibt es wenig zu beanstanden, was auch zu erwarten war. Regisseur David Leitch hat zuvor immerhin den ersten "John Wick"-Film sowie "Deadpool 2" inszeniert, wahnwitzige und hervorragend choreographierte Action kann er also. Er bewegt sich hier nicht auf dem vollkommen verrückten Level eines "Fast & Furious 8", kann mit seinen zentralen Actionszenen aber durchaus einige visuelle Highlights setzen. Leider ist das aber auch das Einzige, was so wirklich hängenbleibt von diesem ansonsten reichlich mauen und seelenlosen SpinOff, da nicht einmal die beiden Hauptstars noch die Kohlen aus dem Feuer holen. 
Ihre Witzchen und Mätzchen wirken müde und unglaublich bemüht, über etliche Minuten kommen kaum Lacher zustande. Wo die Hauptreihe bei allem Blödsinn zumindest noch das Herz am rechten Fleck hatte, kann hier von solcherlei Emotionen keine Rede sein. Es wird geballert und gefaselt, ohne dass dabei in irgendeiner Form etwas Redundantes herumkommen würde. Man fragt sich unabdinglich, warum es diesen Film denn nun gibt und landet bei den Antworten, die den Zuschauer nichts angehen: Wegen des Streits zwischen Diesel und Johnson womöglich oder wegen dem Cash. Das hilft dann eben nicht dabei, ein wirklich wertiges Werk abzuliefern und sorgt angesichts dieser Ideenarmut dann auch dafür, dass die "Fast & Furious"-Reihe zum allerersten Mal in ihrem achtzehnjährigen Bestehen einen recht deutlichen Flop abliefert, der höchstens visuell beeindruckt.

Fazit: "Hobbs & Shaw" ist ein generisches und plattes Spin-Off der verrückten Autoraser-Reihe, dem es genau an dem fehlt, was die Hauptteile ausmacht: Die Zusammenarbeit der Charaktere in witziger und herzlicher Form. Hier wirken die Gags ebenso wie die Hauptdarsteller nur müde, der Plot ist ein Witz, die zerfaserten Dialogszenen sind zäh. Einzig die nach wie vor verrückte Action sorgt auf visueller Ebene für manch ein Highlight.

Note: 4






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...