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Good Boys

Seit drei Jahren hat es in den USA keine R-Rated-Komödie mehr geschafft, den ersten Platz der Kino-Charts zu erobern - dabei deutete nach "Hangover" und "Deadpool" im Grunde alles darauf hin, dass die Zuschauer aus diesen Genres definitiv mehr sehen wollen und dass die Qualität durchaus steigen kann, wenn die Produzenten nicht mehr ständig auf das FSK-Logo achten müssen. Nun ist es "Good Boys" gelungen, diese Kette zu durchbrechen - obwohl ab 17 Jahren freigegeben, sprang die Komödie über drei pubertierende Jungs, die wegen einer Drohne eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, direkt auf Platz 1. Der Trailer, von dem alle so begeistert sprachen, fixte mich in seinen eher bemüht wirkenden Sex-Witzchen aber noch nicht wirklich an, weswegen ich mich mit leiser Skepsis in den Kinosaal begab, um mir den Film anzusehen...

GOOD BOYS


Der zwölfjährige Max (Jacob Tremblay) und seine beiden Freunde Thor (Brady Noon) und Lucas (Keith L. Williams) zählen nicht gerade zu den beliebtesten Kids der Schule - umso größer die Aufregung, als sie von den coolsten Kindern zu einer waschechten Knutsch-Party eingeladen werden. Max erhofft sich dabei endlich den langersehnten Kuss mit seinem Schwarm Brixlee (Millie Davis), Thor in erster Linie Aufmerksamkeit und Akzeptanz. Als die drei Jungs per Drohne die beiden älteren Nachbarstöchter ausspionieren wollen, um so zu lernen, wie man richtig küsst, geht der fliegende Spion, der ausgerechnet Max' strengem Vater (Will Forte) gehört, verloren. Um das Ding zurückzubekommen, müssen die drei Jungs alles geben... und sich sogar mit Drogen, der Polizei und den heimischen "Waffen" der Eltern auseinandersetzen.

Wer den Trailer zu "Good Boys" im Gegensatz zu mir so richtig abgefeiert hat, der dürfte auch dem schlussendlichen Film so einiges abgewinnen - der hält nämlich in Sachen Gagqualität, Wahnsinn und Abenteuer genau das, was uns die Vorschau versprochen hat. Wer aber schon da nicht wirklich schmunzeln musste, dem dürften die 90 Minuten im Kino recht lang vorkommen und dementsprechend habe auch ich mich durch diese teils sehr wilde, teils aber auch enorm geschwätzige und mühselige Komödie quälen müssen, die sich anscheinend zur Aufgabe gemacht hat, irgendwie der neue Kulthit a la "Hangover" zu werden und dabei im ganz großen Stil scheitert. Denn genau da, wo eine freche Komödie eben am stärksten sein sollte, ist "Good Boys" erschreckend schwach auf der Brust: In Sachen Witz. 
Minutenlang blieb es im Kinosaal, bis auf zwei giggelnde, junge Zuschauerinnen, die sich offenbar vorgenommen hatten, wirklich alles lustig zu finden, erschreckend stumm und dies passt auch zur Qualität der Gags, die uns der Film liefert. Sie wirken ungemein bemüht, werden ewig lang aufgebaut und letztlich zündet die besagte Pointe auf angestrengte, vorhersehbare Art und Weise. Dynamik kommt da nie wirklich auf, da der Film im Grunde durchgehend damit beschäftigt ist, das neue, wahnsinnige Ding vorzubereiten, was dann meistens in einem lauen Lüftchen endet. Dabei gelingt es den Machern rund um Regisseur Gene Stupnitsky und Produzent Seth Rogen auch noch, viele ihrer guten Ansätze sträflich zu vernachlässigen oder sie gleich ganz zu übersehen. Denn wenn man schon ein ziemlich spaßiges Handlungs-Gimmick wie den genervten Polizisten, der nur nach Hause will und deswegen auch mal die ein oder andere Straftat wissentlich übersieht, am Start hat, sollte man diesen doch auch für mehr nutzen als eine kurze Szene, die im direkten Vergleich zumindest ansatzweise lustig ist. 
Tatsächlich bereiten die Macher viele Witzchen vor, von denen man erwartet, dass die richtig gut werden könnten, doch sie zünden sie letztlich nicht, wechseln mit einem harten Schnitt einfach gleich zur nächsten Szene. Da kommt dann keinerlei Schwung auf, wenn die einzelnen Szenen und Setpieces einfach wie lieblos aneinandergeklatscht werden, "Good Boys" vor allem im Mittelteil zu einer reinen Nummernrevue ohne rundes Miteinander verkommt. Schwierig ist genau dieser Ansatz auch, weil zwei der drei Hauptfiguren schlichtweg Unsympathen sind. Einzig der von Keith L. Richards mit ziemlicher Selbstironie gespielte Lucas hat die Lacher dank gutem Timing auf seiner Seite, während der sonst stetig so grandiose Jacob Tremblay, der bereits in wesentlich stärkeren Filmen wie "Raum" oder "Wunder" glänzte, zum ersten Mal vollkommen blass bleibt und Brady Noon mit seiner engstirnigen Asi-Attitüde schon nach kurzer Zeit nervt. 
Die schwach geschriebenen Konflikte zwischen den drei Freunden gehen im Dauerfeuer aus Dildo-Witzchen, Rumgeschreie und zähen Wortgefechten unter, kommen erst während eines immerhin sympathischen Showdowns einigermaßen zum Tragen. Zu diesem Zeitpunkt hat "Good Boys" aber schon lange verloren, da er seine schwachen Gags nie dynamisch unter einem Dach vereint und seine einzelnen Setpieces für sich stehend viel zu schwach auf der Brust sind, um irgendwie zu unterhalten. Das ist dann zwar ein bisschen so, wie es zu erwarten war, aber trotzdem ziemlich mau - kein neuer Kulthit an dieser Stelle.

Fazit: Mit müden und erschreckend langsam vorbereiteten Gags zieht sich diese teils anstrengende, teils ziellose Nummernrevue ziemlich müde hin. Die Witzchen sind pubertär und darüber hinaus keinesfalls einfallsreich, während gute Ansätze von den Machern übersehen werden, um Platz fürs nächste, peinliche Spektakel zu machen.

Note: 4





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