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Playmobil - Der Film

Im Jahr 2014 stellte sich "The Lego Movie" als einer der ganz großen Animationshits heraus, der auch die Presse schier begeisterte. Mich konnte der Film aber ganz und gar nicht abholen, weswegen ich mir den zweiten Film, der 2019 erschien und ja auch wesentlich schwächer sein soll als das Original, gleich ganz sparte und ihn höchstens einmal fürs Heimkino im Hinterkopf behielt. Auf diesen Erfolgszug wollten aber natürlich auch noch andere aufspringen... und was mit Lego funktioniert hat, muss doch mit Playmobil auch gehen, oder? Diese Plastikpüppchen besitzen zwar nicht ansatzweise den Kultfaktor wie die Legosteinchen, aber das sollte doch schon irgendwie gehen. Der Trailer ließ allerdings nicht unbedingt erwarten, dass man hier einen Animationsfilm nach eigenem Stil erschaffen wollte... ob der Film nun wirklich so ein Mainstream-Flop ist, davon wollte ich mich aber nun selbst überzeugen.

PLAYMOBIL - DER FILM


Vor vier Jahren haben die junge Marla (Anya Taylor-Joy) und ihr kleiner Bruder Charlie (Gabriel Bateman) ihre Eltern bei einem schrecklichen Autounfall verloren. Nun kümmert sich Marla um ihren Bruder, der sich allerdings, noch immer traumatisiert von dem Schicksalsschlag, gegen seine Schwester stellt und rebelliert. Dabei rennt er vor ihr weg und Marla gelingt es erst in einem Messegebäude, in welchem am nächsten Tag eine Playmobil-Ausstellung geplant ist, Charlie wieder einzufangen. Durch einen plötzlichen Zwischenfall verschwinden die beiden jedoch wie durch Zauberhand in den aufgebauten Konstrukten... und erwachen dort als Playmobil-Figuren. Um ihren Weg zurück nach Hause zu finden, müssen die beiden streitenden Geschwister jede Menge Gefahren bestehen und verrückte Orte aufsuchen.

Der "Playmobil"-Film beginnt überraschend emotional und somit ganz anders, als man sich das eingangs vorgestellt hat. Wir begegnen Marla und Charlie kurz vor dem Tod der beiden Elternteile und die Szene, in der die beiden Geschwister von der aufkreuzenden Polizei informiert wird, dürfte dann für ein paar verweinte Gesichter unter den jungen Zuschauern sorgen. Ebenso schnell geht es dann aber auch im Eiltempo vorwärts, denn wo eine FSK ab 0 Jahren draufsteht, darf heutzutage dann auch ein solcher Schock nicht mehr zu lange ausgeführt werden. Nach wenigen weiteren Minuten geht es also gleich ab ins Playmobil-Land und der zuvor als Realfilm ausgestrahlte Streifen wandelt sich ins Animationsgenre.
Der Animationsstil passt sich dabei vorbildlich den Playmobil-Figürchen an und nutzt zumindest zu Beginn auch recht drollig deren eigenen Baustil. Nach einigen Szenen hat man sich an diesen netten Stil aber auch bereits gewöhnt und in den folgenden anderthalb Stunden liefern die Macher im Grunde auch nichts mehr ab, was diesen irgendwie außergewöhnlich machen würde. Nein, tatsächlich basteln sie sich den Standard des Genres zusammen und versuchen dabei, möglichst niemandem auf die Füße zu treten, kein Kind zu überfordern und auch bloß keine Langeweile aufkommen zu lassen. Deswegen geht es in Eile durch die verschiedenen Abenteuer-Stationen, die ebenfalls alle Originalität vermissen lassen. Es geht zu einer wilden Wikinger-Crew, natürlich in eine Westernstadt, zwischendurch verneigt man sich vorm Agenten-Genre und dann muss natürlich auch noch das Kollosseum mit rein. Im Grunde also genau die Haltestellen, die man erwartet und diese bieten dann weder visuell noch plottechnisch keinerlei Überraschungen.
Die Handlung selbst agiert als ebenso vorhersehbarer wie wilder Ritt, wobei die Schwester ihren kleinen Bruder aufspüren muss - mehr steckt hier dann wirklich nicht dahinter. Warum und wie es die beiden überhaupt in die Playmobil-Welt verschlagen hat, das spielt hier im Grunde auch keine weitere Rolle: Es ist eben einfach so. Und da man sich nicht mit irgendwelchen Handlungsdetails oder tieferen Charakterzeichnungen aufhalten will, braust man eben einfach durchs Abenteuer. Viele gute Ideen hatten die Macher dabei nicht, selbst die Gags bleiben zwischen albern und abgedreht, ohne dass dabei wirkliche Lacher zünden.
Im direkten Vergleich mit "Lego Movie", der zwar auch hoffnungslos überdrehte, dabei aber immerhin ein ganzes Potpurri von Running Gags und Einfällen zu bieten hatte, stinkt "Playmobil" also deutlich ab, da hier nicht einmal der Versuch unternommen wird, in irgendeiner Art und Weise etwas Besonderes zu bieten. Der Film richtet sich also in erster Linie ganz klar an die jüngsten Besucher, die den überzogenen Slapstick, die wilden Abenteuer und das enorm hohe Tempo regelrecht verschlingen werden. Für alle ab zwölf Jahren gibt es zwischen den Zeilen aber eben wenig mehr zu entdecken, weswegen zu vermuten ist, dass der Film recht bald in der Masse aus Familienprodukten verschwinden wird.

Fazit: Leider gerät auch "Playmobil" als Massenprodukt in den Ober-Mainstream. Überdrehte, kaum stillstehende Animationsunterhaltung ohne irgendeine frische Idee, dafür nur ein wilder Ritt mit halbgaren Figuren und lauen Späßen. Für die Kleinsten sicherlich runde Unterhaltung, für alle anderen aber wenig mehr als anstrengendes Geplärre.

Note: 4







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