Direkt zum Hauptbereich

Percy Jackson - Diebe im Olymp

Nachahmer, die auf den gigantischen Fantasyzug, den "Harry Potter" und "Der Herr der Ringe" zu Beginn des Jahrtausends losgetreten hatten, gab es in den folgenden Jahren etliche - die Welle hält im Grunde bis heute an und mit der Ausnahme von "Twilight" und der "Tribute von Panem"-Reihe war den meisten potenziellen Franchises, die den Fuß auf die Kinoleinwand wagten, nur ein kurzes Spiel vergönnt. "Percy Jackson" brachte es aber, was heute auch schon eine Ausnahme darstellt, immerhin auf zwei Filme, bevor die Reihe dann wegen zu geringer Erfolgsaussichten eingestellt wurde. Eine weitere Fortsetzung oder ein Reboot sollte man in der kommenden Zeit nicht erwarten, da die Rechte mittlerweile bei Disney liegen und der Mauskonzern sich lieber auf die sicheren Filme konzentriert, die nun in seiner Hand liegen. Bis dahin werfen wir aber einfach mal einen Blick zurück auf das, was 20th Century Fox vor gut neun Jahren mit der Marke angefangen haben... und wenn es um den ersten Film geht, ist da wirklich nicht viel zu sehen.

PERCY JACKSON - DIEBE IM OLYMP


Teenager Percy Jackson (Logan Lerman) glaubt, dass nichts an seinem Leben wirklich besonders ist... umso mehr fällt er aus den Wolken, als er eines Tages überraschend erfährt, dass er der Sohn des Wassergottes Poseidon (Kevin McKidd) und somit selbst ein Halbgott ist. Er wird in ein Trainingscamp für Halbgötter überstellt und erfährt dort, dass er beschuldigt wird, den Meisterblitz aus den Händen Zeus' (Sean Bean) gestohlen zu haben - ein Krieg steht unmittelbar hervor. Für Percy, der keinen Diebstahl begangen hat, eine ziemlich unvorteilhafte Situation. Als dann auch noch seine Mutter Sally (Catherine Keener) von dem Unterwelt-Herrscher Hades (Steve Coogan) entführt wird, gibt es für Percy kein Halten mehr: Er bricht mit seinen Freunden Grover (Brandon T. Jackson) und Annabeth (Alexandra Daddario) zu einer halsbrecherischen Rettungsaktion auf...

Es ist wie bei so vielen Fantasy-Romanverfilmungen der letzten Zeit: Die Vorlage erfreut sich großer Beliebtheit bei der Zielgruppe, weswegen Studios und Produzenten einen Versuch wagen wollten, die treuen Leser auch in die Kinosäle zu locken. Drin sind die üblichen Genre-Zutaten: Ein sympathischer Außenseiter-Held, der erst noch zu sich und seiner Bestimmung finden muss. Große Actionszenen. Eine charmante Liebesgeschichte. Eine unmöglich erscheinende Mission. Und eine fantastische Welt voller liebenswerter Details und... Moment mal. Naja, lassen wir die Kirche im Dorf und sprechen es anders aus: All diese Zutaten sollten eigentlich drin sein. Um dafür zu sorgen, dass sich Fans des Genres wohlfühlen, sollte Chris Columbus das Ruder in die Hand nehmen, der sorgte nämlich auch schon mit den ersten beiden Verfilmungen der "Harry Potter"-Saga für klingelnde Kassen, sah sich aber auch angesichts einer zu braven und sklavisch an der Romanvorlage festhaltenden Inszenierung Kritik ausgesetzt, die damals zumindest nicht vollkommen willkürlich erschien. 
Das Rezept ging letztendlich nur so halb auf: Der erste Teil der Reihe war ein solider Erfolg, aber auch meilenweit von dem entfernt, was der kleine Zauberlehrling neun Jahre zuvor erreichte. Und auch der Film an sich ist längst nicht so gut, wie es der erste, reichlich brave, aber dennoch ungemein unterhaltsame "Harry Potter"-Film war. Zum einen liegt das an einer Rahmenhandlung, die schon im Kern nicht sonderlich originell ist und einfach nur wieder die griechischen Sagen aufgreift. Angesichts der Tatsache, dass diese mit unserer heutigen Welt verknüpft wird, gibt es einige nette Ideen zu begutachten und bekannte Monster und Wesen wie die Hydra oder Medusa auf dem technischen Stand der 2010er zu bewundern... wenn man diese teils arg matschigen Spezialeffekte abnicken möchte, die ungemein schlecht gealtert sind und nicht mehr als das bieten, was man als den üblichen Genre-Standard bezeichnen kann. 
Ansonsten begnügt sich "Diebe im Olymp", nachdem man Percys Eintritt in die Welt der Götter im seltsamen Eiltempo abgehakt hat, mit einer Nummernrevue, in der das Tempo zwar hochbleibt, darüber hinaus aber keinerlei Überraschungen warten. Das Trio, bestehend aus dem Helden, dem Sidekick und dem Mädchen, muss sich durch allerlei Gefahren kämpfen, was den Computern zwar die Möglichkeit gibt, effektetechnisch zu klotzen, in Sachen Dramaturgie, Tiefe oder Charme aber vollends brachzuliegen. Die Charaktere sind reine Abziehbilder, Percy Jackson selbst ist gar ein ziemlich unsympathischer, ständig maulender Held, dem man so kaum auf seine Reise folgen will... vielleicht auch, weil der spätere "Noah"-Star Logan Lerman der Titelfigur keine echten Ecken und Kanten verleihen kann. 
Neben Brandon T. Jackson, der den üblichen, semi-lustigen Sidekick gibt, hat es "San Andreas"-Star Alexanda Daddario aber am Schlimmsten erwischt, denn die wird innerhalb von zwei Minuten von einer ernstzunehmenden Kriegerin zum ständig grinsenden Fangirl herabgesetzt, was die weibliche Hauptfigur nicht nur unzeitgemäß, sondern auch furchtbar langweilig erscheinen lässt. Bis zum Schluss dieser ständig krachenden, aber ansonsten weitestgehend seelenlosen zwei Stunden hat man also eine Menge gesehen, aber nichts gefühlt, was irgendwie eindeutig dafür spricht, dass man hier erneut eine Goldgrube hat liegen lassen, um sich einfach mal durch die Tricktechnik zu wühlen. Den zweiten Teil werde ich mir nun direkt auch ansehen und hoffe auf Besserung... falls diese nicht eintritt, ist es aber wahrlich kein Verlust, wenn diese Filmreihe erst einmal auf Eis bleibt.

Fazit: "Percy Jackson" ist eine weitestgehend seelenlose, effekthascherische und gehetzte Adaption einer beliebten Fantasy-Buchreihe. Mit holzschnittartigen Charakteren, einem dünnen Plot und schwachen Actionszenen übertüncht man somit einige gute Ideen und kommt nie richtig in Schwung.

Note: 4+






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid