Drei Filme waren eigentlich mehr als genug, bedenkt man, dass die beiden Fortsetzungen des Kult-Comedy-Hits "American Pie" nicht nur qualitativ deutlich schwächelten, sondern es auch an wirklich originellen Ideen vermissen ließen. Dementsprechend zogen diesmal also auch nicht nur zwei, sondern ganze neun Jahre ins Land, bis man sich tatsächlich erneut an die Marke heranwagte. Diesmal war das Ziel, wirklich einen Abschluss der Reihe zu liefern, der dem Ganzen irgendwie noch würdig ist und das Ende ist bis heute jedenfalls erreicht - sieben Jahre später haben wir keinen neuen "American Pie"-Film mehr gesehen und es sieht auch nicht so aus, als würde da in Zukunft noch etwas kommen. Was auch gut so ist, erreicht man mit "Das Klassentreffen" doch auch den Zenit der erzählerischen Kraft und bekommt tatsächlich noch einen soliden, versöhnlichen Abschluss hin, womit so ja auch nicht mehr wirklich zu rechnen war...
AMERICAN PIE: DAS KLASSENTREFFEN
Dreizehn Jahre nach ihrem Abschluss an der Highschool treffen sich Jim Levenstein (Jason Biggs), Chris Ostreicher (Chris Klein), Paul Finch (Eddie Kaye Thomas), Kevin Myers (Thomas Ian Nicholas) und der eigentlich gar nicht eingeladene Steve Stifler (Seann William Scott) zum Klassentreffen und reisen schon ein paar Tage eher an, um die Zusammenkunft zu feiern. Die fünf ehemaligen Freunde stellen dabei fest, dass sie in ihren jeweiligen Leben auf der Stelle treten und besonders Jim befindet sich in der Zwickmühle, da es sexuell zwischen ihm und seiner Frau Michelle (Alyson Hannigan) so gar nicht mehr läuft. Gemeinsam wollen sie das Wochenende nun nutzen, um mal so richtig auf den Putz zu hauen und die alte Zeit wiederzubeleben, was besonders Stifler freut... der sich dann auch gleich daran macht, erneut ein heilloses Chaos anzurichten.
Wäre das dann nun wirklich noch nötig gewesen? Neun Jahre nach dem enttäuschenden und heillos albernen "American Pie 3" jauchzte zu Zeiten von wesentlich witzigeren und originelleren Comedys wie "Hangover" eigentlich niemand nach einer weiteren Fortführung der peinlichen Erlebnisse rund um Jim, Stifler, Finch und Co. Und der Grund, warum es diesen Film nun doch gibt, liegt auf der Hand: Die Macher hofften auf einen großen Kinoerfolg und wollten die nun ebenfalls älter gewordenen Fans der Clique erneut in die Kinos locken und ihnen Fanservice bieten. Und genau davon lebt "Das Klassentreffen" nun auch und in großen Zügen scheint es das einzige zu sein, was den Film überhaupt zusammenhält.
Die Handlung ist in wenigen Sätzen zusammengefasst und die neuen Konflikte, in denen sich Jim, Kevin und die anderen wiederfinden, sind zumeist Versatzstücke aus den vorherigen Teilen, neu aufgebauschte Beziehungen oder eben einfach reißbrettartige Zwischenmenschlichkeiten, die ebenso vorhersehbar wie oberflächlich und kitschig angesetzt sind. Hier gibt es dann also wahrlich nichts Neues zu sehen und genauso fügen sich auch die altbekannten Peinlichkeiten ein: Jim und seine Freunde geraten in eine prekäre Situation, die durch immer neue Schwierigkeiten und Verstrickungen vollkommen außer Kontrolle gerät. Den typischen Humor der ersten drei Teile hat man sich dabei bewahrt, dementsprechend wird hier in Kühltruhen gekotet, es gibt eine Menge nackter Brüste zu sehen und in Sachen Sex geht es auch hier wieder abgedreht und laut zu. Richtig laute Lacher gibt es nur wenige zu vermelden, mit seinen neuen Ideen agiert "Das Klassentreffen" eher auf Sparflamme und ist selten richtig witzig.
Leben tut der Film eben davon, wie er die bekannten Ereignisse der vorherigen drei Filme aufarbeitet. So ziemlich alles, was besonders das Original ausmachte, wird hier mindestens noch einmal zitiert, jedes bekannte Gesicht hat noch einmal einen Auftritt, auch wenn es bei einigen nur für kleine Cameos gereicht hat. Wer sich also in der Zeit zurückbeamen lassen möchte, der erlebt hier tatsächlich eine richtige Reunion von allem, was die ersten drei Teile ausmachte. Und da der vierte und letzte Film dabei auch sympathisch vorgeht und sich der kultigen Bedeutung, die insbesondere das Original für viele Fans hat, sehr bewusst ist, kann man dem Werk dabei auch nicht böse sein. Natürlich werden keine Risiken eingegangen, alles bleibt weitestgehend, wie es ist und am Ende liegt man sich wie gehabt fröhlich in den Armen... aber niemand hat etwas anderes erwartet.
Die Schauspieler, von denen die meisten über die Jahre hinweg nicht mehr aus dem Schatten ihrer Rollen austreten konnten, agieren erneut mit gewohnter Spielfreude und sind offensichtlich ganz happy, noch einmal zu dem Franchise zurückkehren zu dürfen. Erstaunlich ist dabei, wie gut sich Jason Biggs aus der Affäre zieht, dem man das triste Familienleben absolut abkauft. Auch der aufgedrehte Seann William Scott agiert hier nicht so nervig wie noch im direkten Vorgänger, wird nicht mehr so arg in den unpassenden Mittelpunkt gedrängt. Das Ensemble-Spiel steht der Reihe wesentlich besser und auf dieses beruft man sich hier glücklicherweise auch wieder. Das reicht dann zwar nicht zu einem bedeutenden Film, aber zu einem runden, risikofreien Abschluss, der charmant das wiederbelebt, worüber wir früher so lachten und einige herrliche Anspielungen besitzt. Wem das reicht, der dürfte zwei Stunden lang durchaus Spaß haben.
Fazit: Na komm, einer geht noch. Das dachte man sich wohl auf Produktionsebene und tatsächlich macht diese letzte Reunion endlich wieder Spaß. Natürlich bleibt alles beim Alten, es werden keine Risiken eingegangen und generell ist "Das Klassentreffen" nur ein zweistündiger Fanservice mit lauer Handlung... aber charmant und stellenweise witzig ist dieser tatsächlich.
Note: 3
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