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Hellboy

Als Mitte April 2019 mit "Call of Darkness" ein neuer Film über den roten Höllenmann "Hellboy" in die Kinos kam, zeigte sich die breite Fangemeinde alles andere als begeistert. Nicht nur wartete zu genau dieser Zeit im Grunde jeder nur auf das große Marvel-Finale "Endgame", auch war der Film von Regisseur Neil Marshall ein furchtbares Flickwerk, nur zusammengehalten durch pubertäre Sprüche, überzeichnete Gewalt und matschige Effekte. Für Fans der Comicfigur tat dies doppelt weh, da sie sich einig sind, dass Guillermo Del Toro vor rund fünfzehn Jahren bereits den richtigen Weg mit ihr gegangen ist, als er zwei Filme mit ihm machte. Zwar sind auch diese insgesamt umstritten, kommen im allgemeinen Tonus aber deutlich besser weg und Fans betteln bis heute um einen dritten Teil der Reihe, der aber wohl niemals kommen wird. Um "Call of Darkness" zu vergessen, habe ich mir nun die beiden "Originale" angesehen und zumindest der erste Teil bietet schon einmal solide Fantasy-Unterhaltung...

HELLBOY


Im Jahr 1944 entdeckt der kleine Hellboy das Licht der Welt, als er durch ein mystisches Portal auf die Erde kommt. Heute gehört der erwachsene Hellboy (Ron Perlman) einer geheimen Organisation an, die sich darauf konzentriert, paranormale Ereignisse zu untersuchen... und dabei eben selbst auf paranormale Kreaturen zurückgreift. Zu genau dieser stößt nun der junge FBI-Agent John Myers (Rupert Evans) als einziger Ausgewählter von vielen potenziellen Rekruten - er soll Hellboy, der unter dem Codenamen "Red" arbeitet, zur Seite stehen. Gemeinsam stehen die beiden mit Hellboys Ziehvater Trevor Bruttenholm (John Hurt) nun vor einer großen Bedrohung, die aus den Tiefen der Vergangenheit zurückgekehrt ist und die freie Welt bedroht...

Guillermo Del Toro ist seit jeher ein Fantasy-Nerd, der sich seine Projekte aber ganz genau aussucht und dabei sogar die Arbeit an der schließlich von Peter Jackson inszenierten "Hobbit"-Trilogie aufgab... ein Schlag, der Fans noch heute zusetzt, hätte Del Toro wohl mehr aus ihr herausholen können, wie viele glauben. Dass er es versteht, sich mit populären Vorlagen auseinandersetzen und diese zufriedenstellend und atmosphärisch auf die Leinwand zu bannen, hat er zumindest mit seinem ersten "Hellboy"-Film bewiesen. Sieht man diesen als kurzweilige Fantasy-Unterhaltung, als Popcorn-Comicverfilmung mit massig Action und einer kantigen Hauptfigur, kann man hier nämlich zwei Stunden lang durchaus Spaß haben. Die Actionszenen, in denen Hellboy gegen fiese Monster antritt, sind knackig und schwungvoll inszeniert, auch wenn die visuellen Effekte fünfzehn Jahre nach der Premiere etwas schlecht gealtert sind. Der Plot an sich zieht den Zuschauern nicht die Socken aus, ist aber zumindest spannend genug, um zwei Stunden lang bei der Stange zu halten, trotz eher schwachen Bösewichten. Die persönliche Note fehlt ebenfalls nicht und Del Toro verpasst es nicht, seinen Hauptfiguren auch über die visuelle Brillanz hinweg Tiefe zu verleihen. 
Das gibt dann insbesondere Ron Perlman in der Titelrolle die Chance, hier mal richtig die Sau rauszulassen. Der "Alien"-Star versteckt sich zwar unter einer aufwendigen Maske, kann aber dennoch Akzente setzen und in den humorvolleren Tönen glänzen - Perlman liefert schlichtweg eine saucoole Performance ab, die auch nicht darunter leidet, dass hier nicht jeder Spruch sitzt. Schwieriger sieht das schon bei den Nebenfiguren aus: John Hurt hat leider zu wenig zu tun und ist im Grunde ein Gefangener der Plotwendungen, auch wenn der verstorbene Altstar es natürlich versteht, in diesen noch immer präsent zu sein. 
Richtig happig wird es aber mit dem Auftritt von "The Boy"-Star Rupert Evans, denn der bleibt hier nicht nur reichlich blass, sondern hat auch damit zu kämpfen, dass seine Figur hier unter den ganzen fantastischen Kreaturen völlig untergeht. Da wird dem armen Kerl nicht mal eine Background-Story zur Verfügung gestellt, die den Zuschauer irgendwie an ihn binden würde, weswegen seine Aufnahme in dieser so geheimen Organisation sehr plötzlich kommt und auch einige Fragen offenlässt. Immerhin weiß Selma Blair als eine der wenigen Frauenfiguren, die hier wirklich etwas zu melden haben, noch gewisse Akzente zu setzen, auch wenn ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zu den anderen Figuren im weiteren Verlauf nur schnöde Behauptungen bleiben. 
In Sachen Plot und Charakterzeichnung hapert es also hin und wieder, was besonders dann auffällt, wenn sich "Hellboy" pünktlich zum Finale auf genau solcherlei dramatische Momente verlässt, die dann eher wirkungslos verpuffen. Dafür hat Guillermo Del Toro den Rest sehr gut im Griff, hält das Tempo oben, den Humorgehalt ebenfalls und sorgt mit allerlei krachenden Momenten dafür, dass Langeweile so schnell nicht aufkommen will. Und genau das ist sicherlich das Hauptverkaufsargument des Films: Unterhaltung. Diese ist im Vergleich mit vielen anderen Comicverfilmungen passenderweise etwas brutaler und schnippischer, weswegen man den Film nicht achselzuckend zum Familienkino zählen sollte. Aber auch das ist ja mal etwas Anderes (auch wenn es heute jede Menge Vertreter dieser Kategorie gibt, von "Deadpool" bis "Logan") und macht deswegen durchaus Laune, auch wenn hier kein Meisterwerk erschaffen wurde.

Fazit: Guillermo Del Toro hat den Film atmosphärisch gut im Griff, unterhält zwei Stunden lang mit knackigen Actionszenen, trockenen Wortsalven und einem fantastisch aufgelegten Ron Perlman. In Sachen Plot und der Zeichnung der teilweise arg blassen Nebenfiguren bleibt hier aber noch deutlich Luft nach oben.

Note: 3




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