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Sons of Anarchy - Die erste Staffel

Endlich, endlich, endlich! Seit gefühlt einem Jahr wollte ich "Sons of Anarchy" sehen, nachdem ich so lange auf der Suche nach einer abgeschlossenen Serie war, die mir endlich wieder richtig gut gefallen würde. Und eigentlich hätte ich mit der Show, die von Fans abgöttisch geliebt wird und bis heute einen ziemlich festen Stand im Serienolymp innehat, schon viel früher beginnen können, sind doch alle sieben Staffeln bei Netflix verfügbar. Es scheiterte also eher an der Zeit, denn für eine solch langlebige Serie wollte ich mir einen Zeitpunkt aussuchen, der einfach passt. Der war nun irgendwie gekommen und angesichts der großartigen Kritiken nahm ich mit hohen Erwartungen Platz, hoffte sogar auf eine neue Show, die mit meinen Lieblingsserien zumindest ansatzweise konkurrieren kann. Anfangs war ich nun jedoch noch ein wenig enttäuscht...

SONS OF ANARCHY - STAFFEL 1


Jackson Teller (Charlie Hunnam) gehört der Biker-Gang "Sons of Anarchy" an, die unter dem Kommando von Clarence Morrow (Ron Perlman) Deals mit der Polizei anbandelt und Aufträge gegen Bares entgegennimmt. Als eine feindliche Gang ihr Lagerhaus niederbrennt, was die Gruppe in finanzielle Schwierigkeiten bringt, schwört Morrow auf gewalttätige Rache... eine Sache, die Jackson nicht so richtig in den Kram passt. Der hat mit seiner drogenabhängigen Ex-Frau, von welcher er ein Kind erwartet, nämlich eigentlich schon genügend andere Probleme am Hals. Als es schließlich zu einem blutigen Kampf zwischen den rivalisierenden Gangs kommt, findet sich Jackson zwischen den Stühlen wieder.

Tatsächlich war noch ein wenig Restskepsis geblieben ob des Themas, welches diese Serie, soweit ich zumindest gehört hatte, ihr Eigen nennt. Mit Motorradclubs und Bikergangs konnte ich bislang so wenig anfangen wie mit Planetenmustern oder höherer Mathematik... also wirklich gar nichts. Und vielleicht hätte ich mir diese Skepsis auch ein wenig bewahren sollen, womöglich wäre mir dann eine mittelschwere Enttäuschung erspart geblieben: Die erste Staffel der hochgelobten "Sons of Anarchy" hat mir nämlich tatsächlich nicht gefallen. Dafür gibt es mehrere Gründe, von denen einige schwerer wiegen als andere. Die komplett einfallslose Regie, die vor allem in brutalen Actionszenen versagt und diese in einem unglaublich langsamen Tempo inszeniert, mit seltsamen Soundeffekten aus der Schublade und wirren Schnitten, sorgt dafür, dass es optisch im Grunde nichts zu sehen gibt. Man verlässt sich auf die ewig gleichen Standardbilder und schafft es nicht, dem Geschehen darüber hinaus eine Dynamik zu geben - ob sich dies mit späteren Staffeln und eventuell höheren Budgets noch zum Positiven ändert, werde ich wohl noch herausfinden müssen.
Viel schwerer wiegen dabei jedoch die Charaktere, mit denen der Zuschauer hier mitfiebern soll, was gelinde gesagt vollkommen in die Hose gegangen ist. Über dreizehn Episoden hinweg gelingt es den mauen Drehbüchern nicht, dem Zuschauer eine Erklärung dafür zu liefern, was an dieser Bikergang denn nun so toll ist und warum sich bitte auf ihre Seite stellen sollte. Im Grunde verbringen diese ihren Tag mit illegalen Waffengeschäften, mit Pöbeleien, Sexismus, Alkohol und durchgehendem Quarzen. Nun ist es in der Welt der Serien definitiv nicht unmöglich, eigentlich unsympathische Charaktere als faszinierend darzustellen, sodass man ihnen dennoch durch ihre Geschichte folgt: So waren wir geschockt und gepackt von den politischen Spielereien in "House of Cards" und in "Dexter" gelang es sogar, einen blutrünstigen Serienkiller zur sympathischen Hauptfigur aufzubauen. Beide Shows waren clever geschrieben, was "Sons of Anarchy" jedoch (noch) völlig abgeht - die Show verlässt sich über langwierige und bemerkenswert unspannende Einzelaufträge nur auf die Möchtegern-Coolness ihrer Protagonisten.
Die Gang bleibt dabei durch die Bank weg unsympathisch und die Versuche, den einzelnen Mitgliedern darüber hinaus etwas emotionale Tiefe zu verpassen, schlagen fehl, wenn sie im nächsten Moment doch wieder über Schwänze, Titten und eingeschlagene Schädel grinsen: Pubertäre Sprüche von erwachsenen Männern, eine seltsame Mischung, die hier eher unfreiwillig komisch denn in irgendeiner Form erhellend wirkt. Mit dem von "King Arthur"-Star Charlie Hunnam gespielten Dex haben wir zumindest eine Figur innerhalb der Gang, der eine etwas doppelbödigere Zeichnung zugestanden wird, doch angesichts Hunnams blasser Leistung kann die Figur, ebenso wie ihre Freunde, niemals den Status eines ziemlich minderbemittelten und naiven Hillbillies abstreifen. Menschen, die sich für achso stark und clever halten, aber eben eigentlich (und das wird in einzelnen Taten und Missionen sehr deutlich) ziemlich dumm sind.
Da fällt es als Zuschauer wirklich schwer, mit solch mies geschriebenen Charakteren mitzufiebern, was übrigens auch für die mindestens ebenso blassen und moralisch wertfreien Gegenspieler gilt. Sicher gibt es zwischendrin ein paar leisere und gefühlvollere Subplots, doch diese helfen den Figuren nicht über den blassen Status hinweg, lassen den verwirrten Zuschauer einen packenden roten Faden suchen. Immerhin befindet sich die Serie mit dem Ende der ersten Staffel und zwei wesentlich flotteren Finalepisoden jetzt in einer wesentlich interessanteren Ausgangssituation, die endlich etwas Schwung in dieses Prollo-Gehabe bringen könnte. Ob man diese Vorlage zu verwandeln versteht, wird sich zeigen - ich bleibe zumindest dran, diesmal aber mit sehr geringen Erwartungen.

Fazit: Das ist also die Serie, über die alle reden? "Sons of Anarchy" ist bemerkenswert blöd, pubertär und langatmig geraten: Blasse Charaktere, die wohl nur wegen ihrer Muskeln engagiert werden, knurren sich gegenseitig an, was angesichts der mauen Drehbücher eher unfreiwillig komisch als packend herüberkommt. Man kann nur hoffen, dass mit einer fokussierteren zweiten Staffel Besserung einkehrt.

Note: 4







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