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Ready or Not - Auf die Plätze, Fertig, Tot

Und wieder musste ich an diesem Kinotag eine Wahl treffen: Vier Filme, die mein Interesse regten, erschienen vergangenen Donnerstag in den deutschen Kinos, drei Sichtungen sollte ich schaffen. Da die Kritiken zur Romanverfilmung "Der Distelfink" verhalten ausfielen und ich neben dem wesentlich komplexer angelegten "Midsommar" noch Lust auf einen endlich mal wieder richtig spaßigen Trash-Horrorschocker hatte, fiel die Entscheidung schnell zugunsten von "Ready Or Not" aus. Dabei erwartete ich kein großes Genrekino, dank der originellen und skurillen Ausgangssituation aber zumindest anderthalb Stunden lang flotte und brutale Unterhaltung. Das muss doch eigentlich noch drin sein bei so einem simplen Film... das habe ich zumindest gedacht und gehofft.

READY OR NOT


Grace (Samara Weaving) ist mehr als glücklich, endlich ihren geliebten Alex Le Domas (Mark O'Brien) zu heiraten - mit der Vermählung wird sie in den Kreis der Le Domas eintreten, der ehemals durch Brettspiele zu enormem Reichtum kam. Seitdem haben sie sich auch bei Hochzeiten ganz auf die Spielerei festgelegt und wollen auch die langerwartete Vermählung von Grace und Alex mit einem solchen Beginn. Die Wahl ist schnell getroffen und diesmal ist Verstecken dran. Das läuft allerdings weniger heiter ab, als Grace sich dies zu Beginn vorgestellt hat, denn tatsächlich muss sie sich eine Nacht in dem riesigen Gemäuer der Le Domas verstecken, während die restliche Familie und gar die Belegschaft sich bewaffnet und versucht Grace zu finden... und sie anschließend zur Strecke zu bringen.

Wo meine enorm hohen Erwartungen bei "Midsommar" noch durch einen vollkommen verqueren Schlussspurt, der den ersten zwei meisterhaften Dritteln folgte, unterboten wurden, ist es bei "Ready or Not", dem zweiten größeren Horror-Start dieser Woche, tatsächlich umgekehrt: Ich habe mir wenig erwartet und wurde mit einem durchweg spannenden, sehr unterhaltsamen, mal schrägen und mal ziemlich intensiven Schocker belohnt, der die anderthalb Stunden wie im Flug vergehen ließ. Da ihnen wenig Zeit bleibt, verlieren die Regisseure Guy Busick und R. Christopher Murphy auch absolut keine Zeit. Nach einem Prolog, der eines der verheerenden Spiele vor vielen Jahren aufzeigt und schon mal einen Vorgeschmack gibt, auf was man sich dann gleich noch so freuen darf, geht es im Grunde auch sehr zügig los.
Die Vorstellung der Charaktere wird im Eiltempo abgehakt, was so auch vollkommen in Ordnung ist - den Regisseuren reichen wenige Momente, um jedem seine nötige Persönlichkeit zu geben. Tiefe Charakterzeichnungen sollte man hier ohnehin nicht erwarten und bis auf wenige Ausnahmen werden die meisten Figuren hier eh nur auf eine hervorstechende Charaktereigenschaft zurechtgestrickt. Die fanatische Tante, der schräge Tollpatsch, der Sprücheklopfer und so weiter und sofort. Weitestgehend ist es also die Show von Samara Weaving (die ich im Trailer tatsächlich noch mit "Suicide Squad"-Star Margot Robbie verwechselte, wobei aber tatsächlich eine gewisse optische Ähnlichkeit vorhanden ist), die hier in der Hauptrolle mächtig aufdrehen darf. Nach rund zwanzig Minuten, wenn diese den wahren Schrecken des Spiels aufgedeckt hat, darf sie nämlich auch wirklich zur Tat schreiten und macht es den sie jagenden Familienmitgliedern wahrlich nicht einfach, greift lieber selbst beherzt zur Waffe. Weaving, unter anderem bekannt aus dem oscarprämierten Drama "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" liefert eine ungemein kraftvolle, streckenweise selbstironische und herrlich packende Performance ab - sie quält sich, brüllt, flucht und schreit... und der Zuschauer steht in jedem Moment voll hinter ihr.
Wer sich neben Weaving noch vom Einerlei abhebt, ist überraschenderweise Adam Brody. Der hat mit "Scream 4" in einer Nebenrolle ja schon ein wenig Horror-Erfahrung, hier darf er dann aber wirklich mal am Geschehen teilnehmen: Sein Daniel De Lomas ist eine wunderbar doppelbödige Figur, von der man bis zum Ende nicht genau weiß, wie er auf gewisse Situationen reagieren wird, was dem ansonsten sehr geradlinigen und überraschungsfreien Treiben eine etwas tiefere Spannung verleiht. Und spannend ist "Ready Or Not" tatsächlich, auch wenn man dies angesichts der kruden Ausgangssituation kaum glauben will: Dem Film gelingt ein überraschender Spagat zwischen abgedrehter Brutalität, spitzzüngigem Witz und gar nicht mal so dummem Storytelling.
Natürlich darf man über das Gezeigte nicht zu viel nachdenken und die morbide Unterhaltung steht hier klar im Vordergrund, trotzdem gelingen den Machern abseits des Weges auch ein paar nette Details, welche die Hintergründe des blutigen Rituals beleuchten. Dahingehend geht der Film dann auch ziemlich harsch zur Sache und lotet seine FSK-16 bis zum Äußersten aus - Splattereffekte sind eine Menge dabei und dürften jeden Horrorfreund beglücken. Bis zu einem enorm blutigen und abgedrehten Showdown nimmt der Film das Tempo dann auch nicht mehr runter und besitzt durchweg genügend Ideen, um den Plot am Laufen und das Versteckspiel spannend zu halten. Sicherlich kein Horror-Meisterwerk, welches in die Filmgeschichte eingehen wird, aber durchweg gute Unterhaltung für Genrefans mit morbidem Humor und starkem Magen.

Fazit: "Ready or Not" vereint Spannung, Brutalität, morbiden Humor und eine ebenso flotte wie originelle Handlung unter einem Banner. Getragen von der kraftvollen Bad-Ass-Performance von Samara Weaving ist das hier ein sehr unterhaltsames Stück Horror-Kino, dass gar nicht so trashig ist, wie man es anfangs erwartet hat.

Note: 2-







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