Im Februar schloss Dreamworks Animation seine beliebte "Drachenzähmen leicht gemacht"-Trilogie mit dem dritten Film ab - weitere Teile sind, trotz vieler Fans und weiterhin stimmiger Einspielergebnisse, nicht geplant. Und das ist auch gut so: "Drachenzähmen 3" konnte die hohe Qualität der beiden Vorgänger zwar nicht ganz halten, war aber sehr unterhaltsames Animationskino mit einem zufriedenstellenden, sehr runden Abschluss der Gesamtgeschichte. Dann muss auch mal gut sein und die Damen und Herren des erfolgreichen Studios dürfen sich neuen Storys und vielleicht somit auch neuen Franchises zuwenden. "Everest" schien dafür wie gemacht, sah nach einem sehr spaßigen und herzlichen Abenteuer aus und könnte somit bei Erfolg auch Fortsetzungen nach sich ziehen... ob die Qualität für solche Sequels aber ausreicht?
EVEREST
Seitdem sie ihren geliebten Vater verloren hat, zieht sich die vierzehnjährige Yi immer mehr zurück - selbst ihre restliche Familie kann das trauernde Mädchen nicht aus seinem Schneckenhaus holen. Stets zieht sie sich, um endlich zur Ruhe zu kommen, auf das Dach ihres Hauses in Shanghai zurück... bis sie dort eines Abends plötzlich ein seltsames, riesiges Wesen entdeckt, welches sich offenbar dort eingenistet hat. Dieses Geschöpf, offenbar ein Yeti, ist aus einem Forschungslabor ausgebüchst und möchte am liebsten in seine Heimat, den Himalaya, zurückkehren. Um dies zu bewerkstelligen, begibt sich Yi gemeinsam mit ihrem kuscheligen Freund, nun Everest getauft, sowie dem Nachbarsjungen Peng und dessen selbstverliebten Cousin Jin zu einem Abenteuer auf... wobei sie jedoch von einer Schar Bösewichter verfolgt werden, die Everest unbedingt wieder einfangen wollen.
Vor rund zwei Jahren brach ich die Lanze für YouTuber Gronkh, der es schaffte, mich als prominenter Synchronsprecher zu überzeugen. Dass es auch Ausnahmen von der Regel gibt, hat er dahingehend bewiesen, denn er machte sowohl in "Planet der Affen: Survival" und "The Lego Batman Movie" einen sehr soliden Job. Ansonsten empfiehlt es sich aber natürlich, lieber auf gelernte Sprecher und Schauspieler zurückzugreifen, die dieses Metier hinter dem Mikrofon beherrschen. Die Studios setzen aber gerade bei Animationsfilmen lieber auf Promis, neuerdings eben auch auf Youtube-Stars... und die fallen oftmals, da sie nicht die gleiche Ausbildung wie professionelle Sprecher genossen, eben einfach ab.
Dies ist nun auch bei "Everest" hörbar, denn wo Nilam Farooq, die sich mittlerweile von der YouTube-Plattform abgewendet hat und als Schauspielerin sehr solide durchstartet, noch gut schlägt, fällt Julien Bam einfach ab. Der sticht als YouTuber mit seinen ungemein kreativen und aufwendigen Videos zwar absolut heraus, als Sprecher fehlt ihm aber die nötige Würze, weswegen seine Stimme hier merkwürdig auffällt und das eben nicht im positiven Sinne. Das ist übrigens doppelt schade, da sein Jin, den er hier spricht, die mit Abstand lustigste und sympathischste Figur des ganzen Films darstellt. Jin hat als gar nicht mal so eindimensionaler Sidekick, der lieber sein Instagram checkt, als die wundervollen Berge auf der Reise zu begutachten, die Lacher auf seiner Seite und gerade im Mittelteil einige wunderbar lustige Szenen. Natürlich ist es nun nicht so, dass ein Synchronsprecher gleich den ganzen Film zerstört und so schlecht ist Bam dann hier auch nicht. Es war aber Zeit, darauf mal wieder aufmerksam zu machen, denn in diesem speziellen Fall hört man die Fehlbesetzung doch recht deutlich heraus.
Dafür kann der Film natürlich aber wenig, denn im Original ist da kein Julien Bam - man muss die Schuld also einfach der deutschen Synchroabteilung in die Schuhe schieben und kann sich ansonsten auf einen sehr hübschen, temporeichen und herzlichen Animationsfilm freuen. Die Klasse der brillanten "Drachenzähmen"-Filme erreicht "Everest" erwartungsgemäß nicht, trotzdem hat er aber alles, was ein Film in diesem Genre braucht, um alte und junge Zuschauer zu verzücken. Visuell ist der Film absolut einwandfrei, besitzt butterweiche Animationen, wunderschöne Aufnahmen und einige herausstechende Actionszenen, bei denen einem dann hin und wieder glatt mal die Kinnlade herunterklappen könnte.
Darüber hinaus erzählt der Film keine sonderlich originelle, aber dennoch eine spannende Geschichte, die mit Herz, Humor und genügend Spannung aufwarten kann, um über anderthalb Stunden zu unterhalten. Albern ist "Everest" dabei selten, richtig clever oder verschmitzt auch nicht, sondern sitzt ganz genau auf einem nicht unbedingt mutigen, aber sehr sympathischen Mittelweg. Neben Jin ist es dabei besonders das Zusammenspiel zwischen dem knuffigen Titelhelden und der toughen, weiblichen Hauptfigur, die hier durchweg funktioniert. Es ist leicht, sich an Yi festzuhalten, die gemeinhin eine Außenseiterin ist, diesen Weg aber auch selbst eingeschlagen hat und nun einen Grund findet, ihr Schneckenhaus zu verlassen. Die Macher enthüllen dabei ein paar sehr schöne Wendungen, um der Figur treu zu bleiben und ihre Entwicklung nicht zu plakativ zu erzählen. Generell also wirklich schönes Animationskino mit einigen plotrelevanten Schwächen, die man aber locker verzeihen kann - kurzweilig und gut.
Fazit: "Everest" ist vor allem visuell ein echter Hingucker und rauscht mit hohem Tempo und gekonntem Witz dahin. Dabei vergisst der Film aber auch nie sein Herz und erzählt eine geradlinige Geschichte über Freundschaft, Mut und das Erwachsenwerden - schönes Familienkino.
Note: 2-
Vor rund zwei Jahren brach ich die Lanze für YouTuber Gronkh, der es schaffte, mich als prominenter Synchronsprecher zu überzeugen. Dass es auch Ausnahmen von der Regel gibt, hat er dahingehend bewiesen, denn er machte sowohl in "Planet der Affen: Survival" und "The Lego Batman Movie" einen sehr soliden Job. Ansonsten empfiehlt es sich aber natürlich, lieber auf gelernte Sprecher und Schauspieler zurückzugreifen, die dieses Metier hinter dem Mikrofon beherrschen. Die Studios setzen aber gerade bei Animationsfilmen lieber auf Promis, neuerdings eben auch auf Youtube-Stars... und die fallen oftmals, da sie nicht die gleiche Ausbildung wie professionelle Sprecher genossen, eben einfach ab.
Dies ist nun auch bei "Everest" hörbar, denn wo Nilam Farooq, die sich mittlerweile von der YouTube-Plattform abgewendet hat und als Schauspielerin sehr solide durchstartet, noch gut schlägt, fällt Julien Bam einfach ab. Der sticht als YouTuber mit seinen ungemein kreativen und aufwendigen Videos zwar absolut heraus, als Sprecher fehlt ihm aber die nötige Würze, weswegen seine Stimme hier merkwürdig auffällt und das eben nicht im positiven Sinne. Das ist übrigens doppelt schade, da sein Jin, den er hier spricht, die mit Abstand lustigste und sympathischste Figur des ganzen Films darstellt. Jin hat als gar nicht mal so eindimensionaler Sidekick, der lieber sein Instagram checkt, als die wundervollen Berge auf der Reise zu begutachten, die Lacher auf seiner Seite und gerade im Mittelteil einige wunderbar lustige Szenen. Natürlich ist es nun nicht so, dass ein Synchronsprecher gleich den ganzen Film zerstört und so schlecht ist Bam dann hier auch nicht. Es war aber Zeit, darauf mal wieder aufmerksam zu machen, denn in diesem speziellen Fall hört man die Fehlbesetzung doch recht deutlich heraus.
Dafür kann der Film natürlich aber wenig, denn im Original ist da kein Julien Bam - man muss die Schuld also einfach der deutschen Synchroabteilung in die Schuhe schieben und kann sich ansonsten auf einen sehr hübschen, temporeichen und herzlichen Animationsfilm freuen. Die Klasse der brillanten "Drachenzähmen"-Filme erreicht "Everest" erwartungsgemäß nicht, trotzdem hat er aber alles, was ein Film in diesem Genre braucht, um alte und junge Zuschauer zu verzücken. Visuell ist der Film absolut einwandfrei, besitzt butterweiche Animationen, wunderschöne Aufnahmen und einige herausstechende Actionszenen, bei denen einem dann hin und wieder glatt mal die Kinnlade herunterklappen könnte.
Darüber hinaus erzählt der Film keine sonderlich originelle, aber dennoch eine spannende Geschichte, die mit Herz, Humor und genügend Spannung aufwarten kann, um über anderthalb Stunden zu unterhalten. Albern ist "Everest" dabei selten, richtig clever oder verschmitzt auch nicht, sondern sitzt ganz genau auf einem nicht unbedingt mutigen, aber sehr sympathischen Mittelweg. Neben Jin ist es dabei besonders das Zusammenspiel zwischen dem knuffigen Titelhelden und der toughen, weiblichen Hauptfigur, die hier durchweg funktioniert. Es ist leicht, sich an Yi festzuhalten, die gemeinhin eine Außenseiterin ist, diesen Weg aber auch selbst eingeschlagen hat und nun einen Grund findet, ihr Schneckenhaus zu verlassen. Die Macher enthüllen dabei ein paar sehr schöne Wendungen, um der Figur treu zu bleiben und ihre Entwicklung nicht zu plakativ zu erzählen. Generell also wirklich schönes Animationskino mit einigen plotrelevanten Schwächen, die man aber locker verzeihen kann - kurzweilig und gut.
Fazit: "Everest" ist vor allem visuell ein echter Hingucker und rauscht mit hohem Tempo und gekonntem Witz dahin. Dabei vergisst der Film aber auch nie sein Herz und erzählt eine geradlinige Geschichte über Freundschaft, Mut und das Erwachsenwerden - schönes Familienkino.
Note: 2-
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