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Panic Room

Was macht eigentlich Jodie Foster mittlerweile? In den 90ern war sie ein gefeierter Star, der beflügelt durch den bahnbrechenden Erfolg heutiger Klassiker wie "Das Schweigen der Lämmer" oder "Taxi Driver" beinahe im Alleingang die Massen in die Kinos locken konnte. Seit 2014 ist ihre Biografie als Schauspielerin, von dem Auftritt in dem wirren Actioner "Hotel Artemis" abgesehen, aber vollständig leer. Foster konzentriert sich in den letzten Jahren eher auf die Arbeit hinter der Kamera und ist somit beinahe vollständig von den Leinwänden verschwunden. Sieht man sich ihre früheren Werke an, kann man das durchaus schade finden, denn auch wenn sie nicht durchgehend Top-Filme abgeliefert hat - geglänzt hat sie in diesen beinahe immer. Das gilt auch und vor allem für den hochspannenden Thriller "Panic Room" aus dem Jahr 2002, der aus einer ebenso simplen wie effektiven Ausgangssituation ein elektrisierendes Kammerspiel macht...

PANIC ROOM


Meg Altman (Jodie Foster) hat sich kürzlich von ihrem Mann Stephen (Patrick Bauchau) scheiden lassen und zieht mit ihrer Tochter Sarah (Kristen Stewart) in den Stadtkern von Manhattan. Ihre neue Bleibe ist groß, weiträumig und gemütlich - das Highlight ist jedoch der sogenannte Panikraum, versteckt hinter einer Wand in Megs Schlafzimmer, der einen versteckten Saferoom mit Überwachungskameras, eigener Telefonleitung und festem, undurchdringlichen Stahl für den Notfall bietet. Und Meg muss diesen gleich nutzen, als in der ersten Nacht drei Einbrecher (Forest Whitaker, Jared Leto, Dwight Yoakam) in die Wohnung eindringen. Meg verschanzt sich mit Sarah im Panikraum... ahnt jedoch noch nicht, dass das, was die drei Männer unbedingt haben wollen, in genau diesem Raum versteckt ist.

Das heimliche Highlight von "Panic Room" können wir schon ganz zu Beginn bewundern: Die Kameraarbeit von Conrad W. Hall, der hiermit an seinem ersten Langfilm beteiligt war und später unter anderem noch an "Olympus Has Fallen" arbeitete, ist ein kleines Meisterstück für sich. Schon in den ersten Minuten streift die Kamera mystisch über die Wolkenkratzer von Manhattan, während die Namen der Schauspieler in großen Lettern an die Glas- und Steinfronten gedruckt werden. Und auch später, wenn Hall uns in langsamen, gleichmäßigen und stillen Kamerafahrten das Haus, in welchem sich der titelgebende Panikraum befindet, vorstellt, ziehen die Bilder in den Bann. Langsam und sicher fährt die Kamera durch Möbelstücke, über Tische und Treppen. Das kann manchmal gar etwas dick aufgetragen werden, vor allem wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass das hier eben kein Epos ist, welches eine solch fette Bildgestaltung braucht... packend und irgendwie anders sind diese Bilder aber eben doch. 
Der Film an sich weiß darüber hinaus ebenso zu packen und lebt über 110 Minuten von seiner ebenso simplen wie effektreichen Prämisse: Meg und ihre Tochter sitzen im undurchdringlichen Panikraum und sind darin im Grunde sicher - die drei Einbrecher wollen aber genau da rein. Dabei entsteht ein ebenso spannendes wie cleveres Kammerspiel, welches sowohl durch die psychische Beziehung der drei Männer zueinander als auch durch immer neue Hindernisse für beide Parteien lebt. Viel Tiefe muss man dabei keineswegs erwarten, dafür aber rundum packende Unterhaltung, die sich immer höher schraubt, je mehr Minuten die Laufzeit addiert. Sicher entstehen dabei einige Logiklöcher und die drei Einbrecher, von denen zumindest einer ein Vollprofi ist (zumindest sagt er das die ganze Zeit über), scheinen auch nicht immer einen wirklich todsicheren Plan zu haben und agieren streckenweise äußerst blöde. 
Angesichts des hohen Tempos fallen solcherlei Belange aber nur selten auf: "Panic Room" führt seine Figuren in fünfzehn Minuten ein und tritt dann sogleich aufs Gaspedal. Dabei agiert der brillante David Fincher, Regisseur von solch meisterhaften Werken wie "Fight Club" oder "The Social Network", nur selten etwas überzeichnet, wenn er sich in Superzeitlupen verliert oder ein Gasleck in blauem Feuer entzündet (und selbst diese Szenen wirken, wenn sie den leisen Ton brechen, durchaus spektakulär). Ansonsten ist er hier ein Mann der stillen Töne - bis zum etwas brachialen Finale gibt es hier durchaus einige Ruhepausen, in denen die Charaktere angemessen geformt werden können. Es geht hier nicht Schlag auf Schlag, dennoch bleibt die Spannung dank einer schier elektrisierenden Performance von "Der Biber"-Star Jodie Foster und ihren mindestens ebenso starken Gegenspielern durchweg oben. 
Herausstechen tut dabei erwartungsgemäß Forest Whitaker, der als einziger in der Gruppe der Antagonisten so etwas wie eine glaubwürdige zweite Ebene verpasst bekommt, während "American Psycho"-Star Jared Leto mit viel Energie für die lauteren Töne zuständig ist. Dank des spielfreudigen Ensembles und einer spannenden Grundidee, die immer wieder neue Einfälle findet, um das Haus und den Raum zu einer Gefahr zu machen, hält sich dieser versiert inszenierte Thriller somit bis zum Schluss sehr gut. Zu einem Meisterstück fehlt es womöglich noch an dem letzten Funken, der die Story zu etwas mehr machen würde als einem im Grunde sehr simplen Thriller. Aber immerhin ist dieses einfache Konstrukt durchweg spannend und genau das war von diesem Film ja auch zu erhoffen. Von daher: Mission erfüllt. Gut gemacht, Mr. Fincher! Mal wieder.

Fazit: Ebenso simpler wie spannender Thriller, von David Fincher virtuos und stilsicher inszeniert, von Foster und Whitaker mit Energie und Kraft getragen. Langweilig wird es in den 110 Minuten voller Hochspannung und Wendungen nicht, der Plot an sich hätte aber noch ein bisschen mehr Überraschung und Mut vertragen können.

Note: 2-




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