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The Kitchen - Queens of Crime

Diesmal fiel meine Wahl der wöchentlichen Kino-Neustarts recht eindeutig aus. "Ad Astra" war für mich der absolute Film der Woche, nach der Enttäuschung rund um den Horror-Blockbuster "Es 2" womöglich gar der Film des Monats. Auf "The Kitchen" freute ich mich nach den teils desaströsen Kritiken weniger, dennoch war im Grunde klar, dass dieser meine zweite Neusichtung werden würde und die Gründe sind simpel: Da ich weder die Gelegenheit zu einer Sichtung des ersten "Angry Birds"-Films noch zu einer Sichtung der vier ersten "Rambo"-Filme hatte, wollte ich mir die Fortsetzungen sparen, bis ich die Vorgänger gesehen habe. "Angy Birds 2" und "Rambo: Last Blood" werde ich also wahrscheinlich im Heimkino nachholen. Die Wahl auf "The Kitchen" war also sonnenklar und ich hoffte, trotz der miesen Kritiken doch noch einen soliden Thriller zu sehen...

THE KITCHEN - QUEENS OF CRIME


Als ihre Männer eingebuchtet werden und plötzlich Little Jackie (Myk Watford) als Geldeintreiber und Chef der Gangs in Hell's Kitchen einspringt, haben Kathy Brennan (Melissa McCarthy), Ruby O'Carroll (Tiffany Haddish) und Claire Walsh (Elisabeth Moss) genug. Kathy beschließt, nicht mehr unter der Fuchtel der Männer zu stehen, als sie finanziell abzuschmieren droht und nimmt die Schutzgelderpressung selbst in die Hand. Schon bald steigen die drei Frauen in Hell's Kitchen zu gefürchteten Gangsterbossen auf, die sich auch mal die Hände schmutzig zu machen wissen. Doch mit dem Geld und dem Ruhm erscheinen auch bald neue Feinde auf dem Spielfeld...

Puh, wo soll man hier nun anfangen? Fraglos ist definitiv, dass das Skript, welches immerhin "Straight Outta Compton"-Autorin Andrea Berloff, die auch die Regie übernahm, schrieb, der Knackpunkt in diesem insgesamt ungemein schnarchigen, erzählerisch desaströsen und vollkommen schwachsinnigen Mafia-Thriller ist. Ein wenig wirkte es so, als hätte Berloff eines Tages "Casino" oder "GoodFellas" gesehen und sich dann entschieden, dass sie so einen Film eben auch mal machen möchte, ohne allerdings von der Materie allzu viel Ahnung zu haben. Das Skript steckt dann einfach voll von den Klischees, die das Genre eben so ausmacht, ohne allerdings die intensive Atmosphäre, die schneidende Story und die langsam erzählten Plots zu beinhalten, die solche Meisterwerke eben ausmachen. 
Stattdessen geht "The Kitchen" nun einfach bloß 103 Minuten und hetzt in einem irrsinnigen Tempo durch die wichtigsten Plotpoints. Dabei geht es dann nicht nur nicht in die Tiefe, man verhunzt dadurch auch seine Charaktere und gar die ganze Stimmung, die einen solchen Thriller auszeichnen sollte. Mit dem Ziel, hier endlich einmal Frauen als eiskalte Geschäftsfrauen und letztendlich auch Killerinnen aufzustellen (ähnlich wie im wesentlich besseren "Widows") hat man sich an dieser Stelle nämlich verhoben und gibt dem unbedarften Zuschauer ein paar völlig bescheuerte und fehlgeleitete Messages mit auf den Weg. Warum sollen wir es nun okay finden, wenn es eben keine Männer, sondern Frauen sind, die Schutzgelder erpressen, (teilweise unschuldige) Konkurrenten aus dem Weg räumen und die Stadt gegen viel Geld beschützen? Nur weil es Frauen sind? 
Die Männer, die diese Taten anfangs vollführen, werden völlig zurecht als miese Drecksäcke charakterisiert, aber sobald Melissa McCarthy und Co. genau das Gleiche in einem etwas netteren Tonfall tun, ist das alles schon irgendwie in Ordnung? Diversität in allen Ehren, aber das ist doch wohl der größte Humbug, den ich jemals gehört habe. Wenn wir nun in einer Welt sind, wo Frauen eben auch mal heftigste Straftaten vollführen dürfen und dafür von den Opfern, von denen sie Schutzgeld erpressen, mit einem freundlichen Lächeln bedacht werden, muss etwas falsch gelaufen sein, ganz eindeutig. Passenderweise passt Regisseurin Berloff zwei Drittel dieses Films, während Kathy und ihre Freundinnen rasch zu absoluten Gangster-Ikonen aufsteigen, vor denen sogar die irische Mafia kuscht, dann auch mit seltsamem Feel-Good-Kram auf. Der heitere Soundtrack manipuliert die Zuschauer dahingehend, dass unschuldige Menschen zu töten und schwer ackernde Geschäftsmänner zu beklauen, doch vollkommen cool ist... sind doch Frauen, da muss das mal in Ordnung sein, oder? 
Als überzeichnete Satire, die letztlich in einem düsteren Touch enden würde, wäre das Ganze wohl absolut goutierbar, aber Berloff scheint all das absolut ernst zu meinen. Und als wäre das noch nicht genug, vertraut sie ihren gottgleichen Frauenfiguren dann auch noch so wenig, dass sie ihnen kaum Charakterisierung zutraut. Von den drei Hauptdarstellerinen ist es einzig und allein Elisabeth Moss, die hier in einem herrlich dreckigen und als solcher auch kritischen Plot noch einiges an Tiefe gewinnt, auch wenn diese Entwicklung von der geschundenen Ehefrau hin zur psychopathischen Killerin eben auch zu wenig Zeit hat, um richtig glaubwürdig zu wirken. Moss macht ihre Sache sehr solide, wogegen "St. Vincent"-Star Melissa McCarthy aber so dermaßen unglaubwürdig und überfordert bleibt, dass man sich fragt, wer auf die Schnapsidee gekommen ist, diese an sich sehr talentierte, hier aber vollkommen fehlbesetzte Schauspielerin für diesen Murks zu casten. Sie und die blasse Tiffany Haddish finden sich hier in einem wirren und unhomogenen Wirrwarr aus brutalen Morden und simpler Komik wieder, der überhaupt nicht weiß, was er wie erzählen soll. Dreck.

Fazit: Absolut fehlgeleiteter, furchtbar geschriebener und unsinniger Möchtegern-Mafia-Thriller, der alles falsch macht, was man in diesem Genre falschmachen kann: Unsympathische Charaktere, keine Tiefe, falsche Moral, Zuschauermanipulierung und eine vollkommen banale Handlung. Ein Film, den wirklich niemand gebraucht hätte.

Note: 5+





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