Nachdem ich nach der fünften Staffel der Thriller-Serie "Homeland" und angesichts der enorm nachlassenden Qualität dieser bereits aufgeben und mich der Geschichte rund um Carrie Mathison und Saul Berenson abwenden wollte, bin ich mittlerweile sehr froh, dass ich das nicht getan habe. Nicht nur war diese Show besonders in ihren ersten beiden Seasons eine der stärksten Serien, die das Genre bislang hervorgebracht hat, sondern konnte auch danach noch spannende Unterhaltung bieten und fand mit der anschließenden sechsten Season sogar wieder richtig in den Sattel. Der Fokus hatte sich etwas geändert, die Serie arbeitete offenbar an einem neuen Ton, der dieser aber richtig gut zu Gesicht stand. Ich hoffte, dass man mit der siebten Season diesen Qualitätsstandard halten oder gar noch steigern würde - meine Erwartungen waren hoch. Diese wurden zumindest zu Beginn aber schon wieder ernüchtert...
HOMELAND - STAFFEL 7
Nach dem Chaos der letzten Ereignisse ist Carrie Mathison (Claire Danes), mittlerweile arbeitslos und bei ihrer Schwester Maggie (Amy Hargreaves) untergekommen, noch damit beschäftigt, das politische Intermezzo zu verstehen und aufzuräumen. Ihr Mentor Saul Berenson (Mandy Patinkin) sitzt im Knast, nachdem er verdächtigt wurde, an dem Attentat auf Präsidentin Elizabeth Keane (Elizabeth Marvel) beteiligt zu sein... ebenso wie 200 andere Unschuldige. Keane fährt derweil weiterhin eine aggressive Tour und bringt somit die halbe Bevölkerung gegen sich auf. Weiterhin führt der aufrührerische Fernsehstar Brett O'Keefe (Jake Weber) einen Krieg gegen sie, obwohl er sich auf der Flucht befindet. Während Carrie alles daran setzt, Saul und die anderen zu befreien und die wahren Machenschaften der hohen Politiker aufzudecken, wird Saul selbst ein Angebot unterbreitet, welches verlockend ist, von ihm jedoch einen Seitenwechsel verlangt...
Beeindruckend an dieser Serie, die ich immerhin nun seit sieben Staffeln verfolge (nächstes Jahr folgt die achte und dann soll wohl tatsächlich das Ende erreicht sein), ist, dass sie ihren Ton immer wieder geändert hat. Natürlich blieb es im Kern eine Thriller-Serie, die sich mit der Terrorabwehr, dem Schutz der Vereinigten Staaten und der Hauptfigur Carrie Mathison und ihren psychischen Leiden beschäftigte. Nachdem man drei Staffeln lang einen konstanten Plot verfolgte, änderte man diese Taktik aber später, wechselte Schauplätze, Bedrohungen und Nebenfiguren aus... und nun ist man über weite Strecken gar in einem anderen Genre gekommen. Politisch war "Homeland" schon immer und besonders der Ton der sechsten Staffel, als mit Elizabeth Keane die US-Präsidentin ins Zentrum rückte, gab dies vor... nun hat sich mit der siebten Season aber dem Netflix-Original "House of Cards" soweit angenähert wie es nur möglich war.
Diesmal geht es nicht um eine direkte Terror-Bedrohung, sondern um die Präsidentschaft. Dass dies auch in einer Serie wie dieser durchaus spannend sein kann, zeigt die siebte Staffel immer wieder in Zügen, leider braucht die Show diesmal aber auch ungewöhnlich lange, um an diesen Punkt zu kommen. In der ersten Staffelhälfte gelingt es "Homeland" nämlich kaum, seine verschiedenen Sub- und Hauptplots auf einen Nenner zu bringen und sie gekonnt miteinander zu verweben. Da geht es um die Russen, einen flüchtigen TV-Moderator, der gegen die Politik hetzt, Carries berufliche Aussichten, Sauls neue Positionen, Machtspiele, politische Dialoge, hinterlistige Politiker, Familien... alles gewichtige Themen, die hier jedoch sehr dialoglastig und in dieser Hinsicht auch schleppend ausdiskutiert werden.
Viele der Konflikte kommen erst spät zu ihrem Siedepunkt und drehen sich vorher im Kreis, zusätzlich sehen wir gerade in den persönlichen Bereichen Themen, die wir so oder so ähnlich nun schon zum wiederholten Male in dieser Serie gesehen haben. Das gilt besonders für die mal wieder kritische Beziehung zwischen Carrie Mathison ("Terminator"-Star Claire Danes überzeichnet immer noch, aber man gewöhnt sich mittlerweile daran) und ihrem Mentor Saul Berenson. Noch dazu findet die Serie zu Beginn keinerlei stimmige Dramaturgie, lässt den Plot rund um den völlig überzeichneten TV-Kritiker Brett O'Keefe, gespielt von "White House Down"-Star Jake Weber, aus dem Ruder laufen und anschließend ad acta fallen. Ein roter Faden ist angesichts der ewigen Debatten nicht auszumachen, es fehlt an Tiefe, an echter Brisanz.
Zum Glück findet "Homeland" diesen Ton in der zweiten Staffelhälfte endlich wieder und kann sich auf zueinanderlaufende Plots, Charakterwendungen und ein elektrisierendes Finale konzentrieren. Zwar kommt Staffel Sieben auch zu diesem Zeitpunkt niemals auf Touchfühlung mit den ersten beiden Seasons, ist aber zumindest spannend und wendungsreich genug, um weiterhin zu fesseln. Actionlastig ist man auch zu diesem Punkt nur selten, was "Homeland" in diesem Moment aber gut tut und den Fokus weg von den ewigen Ermittlungsarbeiten und hin zu den politischen Desastern eines großen Landes legt.
Längen gibt es obendrauf immer noch kleine, aber immerhin macht man hier nicht erneut den Fehler, alles irgendwie auf einen Punkt hinaus zu erzählen - auch am Ende bleiben noch genügend Fragen und Plots offen, um eine finale achte Season erzählen zu können. Dass diese dann mit den ersten Staffeln mithält, ist nicht zu erwarten, ein würdiger Showdown dürfte aber am Horizont zu sehen sein, beweist die Serie in seiner neuen Tonalität doch, dass mit ihr noch immer zu rechnen ist - ich freue mich zumindest drauf.
Fazit: Diesmal braucht "Homeland" über schwammige und überzeichnete Subplots und sich im Kreis drehende Debatten sehr lange, um diesen Polit-Thriller auf Kurs zu bringen. In der zweiten Staffehälfte setzt sich die Show wieder in den Sattel und unterhält mit wendungsreichen und spannenden Szenarien in einem neuen Genre - die Brillanz der ersten Staffeln wird aber wie gehabt nicht erreicht.
Note: 3
Beeindruckend an dieser Serie, die ich immerhin nun seit sieben Staffeln verfolge (nächstes Jahr folgt die achte und dann soll wohl tatsächlich das Ende erreicht sein), ist, dass sie ihren Ton immer wieder geändert hat. Natürlich blieb es im Kern eine Thriller-Serie, die sich mit der Terrorabwehr, dem Schutz der Vereinigten Staaten und der Hauptfigur Carrie Mathison und ihren psychischen Leiden beschäftigte. Nachdem man drei Staffeln lang einen konstanten Plot verfolgte, änderte man diese Taktik aber später, wechselte Schauplätze, Bedrohungen und Nebenfiguren aus... und nun ist man über weite Strecken gar in einem anderen Genre gekommen. Politisch war "Homeland" schon immer und besonders der Ton der sechsten Staffel, als mit Elizabeth Keane die US-Präsidentin ins Zentrum rückte, gab dies vor... nun hat sich mit der siebten Season aber dem Netflix-Original "House of Cards" soweit angenähert wie es nur möglich war.
Diesmal geht es nicht um eine direkte Terror-Bedrohung, sondern um die Präsidentschaft. Dass dies auch in einer Serie wie dieser durchaus spannend sein kann, zeigt die siebte Staffel immer wieder in Zügen, leider braucht die Show diesmal aber auch ungewöhnlich lange, um an diesen Punkt zu kommen. In der ersten Staffelhälfte gelingt es "Homeland" nämlich kaum, seine verschiedenen Sub- und Hauptplots auf einen Nenner zu bringen und sie gekonnt miteinander zu verweben. Da geht es um die Russen, einen flüchtigen TV-Moderator, der gegen die Politik hetzt, Carries berufliche Aussichten, Sauls neue Positionen, Machtspiele, politische Dialoge, hinterlistige Politiker, Familien... alles gewichtige Themen, die hier jedoch sehr dialoglastig und in dieser Hinsicht auch schleppend ausdiskutiert werden.
Viele der Konflikte kommen erst spät zu ihrem Siedepunkt und drehen sich vorher im Kreis, zusätzlich sehen wir gerade in den persönlichen Bereichen Themen, die wir so oder so ähnlich nun schon zum wiederholten Male in dieser Serie gesehen haben. Das gilt besonders für die mal wieder kritische Beziehung zwischen Carrie Mathison ("Terminator"-Star Claire Danes überzeichnet immer noch, aber man gewöhnt sich mittlerweile daran) und ihrem Mentor Saul Berenson. Noch dazu findet die Serie zu Beginn keinerlei stimmige Dramaturgie, lässt den Plot rund um den völlig überzeichneten TV-Kritiker Brett O'Keefe, gespielt von "White House Down"-Star Jake Weber, aus dem Ruder laufen und anschließend ad acta fallen. Ein roter Faden ist angesichts der ewigen Debatten nicht auszumachen, es fehlt an Tiefe, an echter Brisanz.
Zum Glück findet "Homeland" diesen Ton in der zweiten Staffelhälfte endlich wieder und kann sich auf zueinanderlaufende Plots, Charakterwendungen und ein elektrisierendes Finale konzentrieren. Zwar kommt Staffel Sieben auch zu diesem Zeitpunkt niemals auf Touchfühlung mit den ersten beiden Seasons, ist aber zumindest spannend und wendungsreich genug, um weiterhin zu fesseln. Actionlastig ist man auch zu diesem Punkt nur selten, was "Homeland" in diesem Moment aber gut tut und den Fokus weg von den ewigen Ermittlungsarbeiten und hin zu den politischen Desastern eines großen Landes legt.
Längen gibt es obendrauf immer noch kleine, aber immerhin macht man hier nicht erneut den Fehler, alles irgendwie auf einen Punkt hinaus zu erzählen - auch am Ende bleiben noch genügend Fragen und Plots offen, um eine finale achte Season erzählen zu können. Dass diese dann mit den ersten Staffeln mithält, ist nicht zu erwarten, ein würdiger Showdown dürfte aber am Horizont zu sehen sein, beweist die Serie in seiner neuen Tonalität doch, dass mit ihr noch immer zu rechnen ist - ich freue mich zumindest drauf.
Fazit: Diesmal braucht "Homeland" über schwammige und überzeichnete Subplots und sich im Kreis drehende Debatten sehr lange, um diesen Polit-Thriller auf Kurs zu bringen. In der zweiten Staffehälfte setzt sich die Show wieder in den Sattel und unterhält mit wendungsreichen und spannenden Szenarien in einem neuen Genre - die Brillanz der ersten Staffeln wird aber wie gehabt nicht erreicht.
Note: 3
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