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Welcome to the Jungle

Dwayne Johnson hat sich seit dem Beginn des neuen Jahrtausends kontinuierlich zu einem der größten Blockbuster-Stars der Neuzeit hochgemausert, fing dabei mit einigen mauen Hits an, bevor er in ein manch ein Franchise einstieg, diesen neuen Geist verlieh und mittlerweile auch in eigenständigen Blockbustern die Zuschauer anzieht. Comedy-Star Seann William Scott hingegen startete rasch durch, landete mit "American Pie" und "Final Destination" todsichere Genre-Hits. Mittlerweile hört man von Scott jedoch nur noch wenig, selbst sein Auftritt in der letztlich untergegangenen TV-Serie um "Lethal Weapon" blieb nur eine formale Fußnote. Dass beide auch mal zusammen zu sehen waren, vergisst man da fast. Wo Scott damals bereits ein gefeierter Star war, war Johnson noch dabei, sich seine Kinosporen redlicher zu verdienen... und so landeten sie zusammen in "Welcome to the Jungle", einem unfassbar drögen und anstrengenden Action-Klamauk.

WELCOME TO THE JUNGLE


Schuldeneintreiber Beck (Dwayne Johnson) möchte eigentlich aus dem gewalttätigen Geschäft aussteigen und sein eigenes Restaurant eröffnen, hat seinerseits jedoch Schulden bei seinem Vorgesetzten Billy Walker (William Lucking). Deswegen eröffnet der Beck seinen letzten Auftrag, der die Schulden ausgleichen soll: Beck soll Walkers Sohn Travis (Seann William Scott), der als erfolgloser Schatzjäger im Dschungel Brasiliens unterwegs ist, zurück nach Los Angeles bringen. Als Beck in Brasilien ankommt und Travis aufspürt, gerät er jedoch in den Fokus des zwielichtigen Minenbesitzers Hatcher (Christopher Walken), der den Schatzsucher nicht ziehen lassen will. Dieser hat nämlich nun wirklich etwas aufgespürt, wovon Hatcher sich einen Anteil verspricht. Beck gerät in den Kugelhagel und muss sich darüber hinaus auch noch mit Travis herumschlagen, der sich mit Händen und Füßen gegen seine Entführung wehrt...

"Welcome to the Jungle" kam im Jahr 2003 heraus und somit zu einer Zeit, als der Ex-Wrestler Dwayne Johnson sich noch nicht die Sporen als Actionstar verdient hatte, die ihn zu einem wahren Publikumsmagneten machten. Heute ist er, auch wenn viele seiner Filme schlichtweg Stangenware sind, einer der Großen in Hollywood und hat zumindest eine wesentlich breiter gefächerte Rollenauswahl als der in dieser Hinsicht ja sehr limitierte Vin Diesel zu bieten. Damals gab es noch reichlich Skepsis bezüglich eines vordergründig wegen seiner gigantischen Muskelberge besetzten Wrestlers, diese konnte Johnson dann aber recht deutlich aus der Welt räumen. In der Hauptrolle ist er nämlich der größte und gar weitestgehend einzige Pluspunkt, den dieser ansonsten ziemlich ärmliche Action-Brei hier vorweisen kann. Johnson geht in den komödiantischen Elementen voll auf, bietet körperliche Präsenz und jede Menge Spielfreude, ähnlich, wie er es auch in neueren Produktionen noch immer tut. 
Den Rest des Films kann man darüber hinaus aber recht flott in die Tonne treten, denn was "Smokin' Aces"-Regisseur Peter Berg hier verbrochen hat, lässt sich auch mit der altbekannten Ausrede a la "Ist doch nur Popcorn-Kino" nicht mehr erklären. Natürlich kann man über eine tumbe Handlung im knalligen Mainstream-Kino hinwegsehen und diese ist nun auch ausreichend simpel, um einem hohen Tempo nicht im Weg zu stehen. Dass es im Mittelteil mit einer doch eher als Füllmaterial genutzten Schatzsuche dann aber deutliche Hänger gibt, hätte man vermeiden können. Auch das Buddy-Genre, in welchem sich "Welcome to the Jungle" hier bewegen und auf den Spuren von "Lethal Weapon" und "Rush Hour" wandeln soll, diesmal eben nur im brasilianischen Dschungel statt auf den Straßen Amerikas, hat Berg nicht wirklich im Griff. 
Buddy-Movies müssen in erster Linie flotte Sprüche und ein cooles Duo liefern, sie sollen lustig und flott sein. Zwischen dem die Fäuste auspackenden Johnson und dem gewohnt dauerquasselnden Seann William Scott wollen die Funken aber nicht sprühen und die Wortduelle, die beide austragen, sind tatsächlich kaum lustig. Da hilft es dann natürlich auch nicht, dass wir mit Rosario Dawson eine zwar toughe, letztlich aber auch auf ihre Funktionen zurechtgestutzte Frauenrolle sowie einen flachen Bösewicht im Cast mit dabei haben. Letzterer wird tatsächlich von "Mäusejagd"-Star Christopher Walken verkörpert, dessen einzige Begründung für einen solch unlustigen und unterforderten Auftritt wohl ein dicker Gehaltsscheck gewesen sein muss. 
Wer neben Peter Berg aber ebenfalls ziemlichen Mist verzapft, ist Cutter Richard Pearson. Der verwandelt jegliche Actionszene in einen seltsamen Brei aus rasant geschnittenen Sprüngen und Hieben, untersetzt mit Zeitlupen und einem donnernden Soundtrack. Das tut er dann besonders im plötzlich gar nicht mehr so familienfreundlichen Finale so lange, bis man wirklich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Da sirren die Kugeln irgendwohin, Johnson widmet sich einem Gegner nach dem nächsten und dann wars das auch wieder. Mit ein wenig Kopfschmerzen und hinuntergezogenen Mundwinkeln angesichts eines in Sachen Technik und Witz so unterdurchschnittlichen Machwerks gehen wir in den Abspann und sind nur froh, dass es davon nicht noch mehr gab und wir diesen Film für den Rest unseres Lebens ignorieren und einfach nur Johnsons charmante Darstellung rausziehen können, die ihn vor einer Totalkatastrophe bewahren.

Fazit: Dummer und erstaunlich unlustiger Actionfilm, in welchem einzig Dwayne Johnson ein paar charmante Akzente setzen kann. Peter Berg verwandelt seine simple und nichtssagende Handlung in ein wirres Action-Schnittgewitter ohne Sinn und Verstand, ohne Witz und Tempo - da herrscht dann neben dem ganzen Geballer und Geschnatter alsbald nur noch Leere.

Note: 4-





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