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Dune - Der Wüstenplanet

Fantasy-Fans hatten in den letzten Jahren wenig zu meckern, erlebte das Genre, welches einst nur Nerds und "Freaks" zugewiesen war, doch spätestens seit dem Beginn des neuen Jahrtausends ein Revival über den Mainstream hinaus. Und wo Fans nun über "Harry Potter", "Herr der Ringe" und "Die Tribute von Panem" jauchzten, wünschten sich andere endlich mal eine gute "Dune"-Verfilmung. Ein solches Projekt ist gefühlt seit Dekaden in der Mache und soll nun wohl auch endlich kommen... unter der Regie "Arrival"-Mastermind von Denis Villeneuve! Der bislang jedoch einzige geglückte Versuch, den Kultroman von Frank Herbert auf die große Leinwand zu bringen, gilt heute zwar als gelungener Fantasy-Film, aber nicht als gelungene Adaption der Vorlage. Ich habe den Film von David Lynch nun zum ersten Mal gesehen und war alles andere als begeistert.

DUNE - DER WÜSTENPLANET


Im Jahr 10191 hat die Menschheit das All besiedelt und mehrere Planeten für sich beansprucht, als zum ersten Mal ein Krieg zwischen verfeindeten Adelshäusern droht. Herzog Leto Atreidis (Jürgen Prochnow) wird zu dieser Zeit damit beauftragt, zum Wüstenplaneten Arrakis zu reisen, wo die Droge "Splice" hergestellt wird. Dort soll Atreidis gemeinsam mit seinem Sohn Paul (Kyle MacLachlan) die Armee unterstützen. Die Familie gerät jedoch in einen Sog aus Verrat und hinterlistigen Tücken, in welcher sich gerade der junge Paul rechtmäßig zu profilieren versucht. Dieser scheint in seinem Innersten nämlich Kräfte zu besitzen, die im Fall eines Ausbruchs des Krieges noch von unablässiger Bedeutung sein könnten...

Ich muss zugeben, dass es mir beim Schreiben der Kritik schwerfiel, die Grundzüge der Handlung erneut nachzuvollziehen. Dies kann durchaus daran liegen, dass "Dune" im direkten Vergleich mit anderen Sci-Fi- und Fantasy-Werken der damaligen Zeit (der Film stammt aus dem Jahr 1984) eine komplexere Handlung bietet, die sich über mehrere Figuren, Stämme, Ziele und Planeten erstreckt. Viel wahrscheinlicher ist die Schwierigkeit jedoch darin gelegen, dass mir die Handlung immer egaler wurde je weiter sie sich zog. Laut den Aussagen von Regisseur David Lynch musste die komplexe Buchvorlage zu einem knapp 130-minütigen Epos zusammengestaucht werden, weswegen extreme Änderungen nötig waren. Dementsprechend prasseln Informationen und Wendungen im Dauerfeuer auf den Zuschauer ein und "Dune" gelingt es dabei nicht, Klischees und Wirrungen von sich zu streifen, die den Plot im Kern ziemlich albern und skurill erscheinen lassen. 
Um der Komplexität der Vorlage zumindest im Ansatz gerecht zu werden, greift Lynch also auf ungeliebte Maßnahmen zurück, die im Endprodukt ziemlich lächerlich wirken. Dazu zählen das ständige Hören der Gedanken von Haupt- und sogar Nebenfiguren, die den Plot und den Gemütszustand der Charaktere greifbar machen sollen sowie die Zusammenstauchung etlicher Handlungselemente. Viel schwerwiegender ist jedoch der kühle Ton der Geschichte: Figuren werden auf ihre nötigen Handlungen und Standpunkte zurechtgestanzt, sodass sogar der Held der Geschichte, hier dargestellt von "Agents of Shield"-Star Kyle MacLachlan, eine blasse Abziehfigur bleibt, die sich mit starrem Blick in die Schlacht wirft. Wenn am Ende alles in einer gigantischen Auseinandersetzung verschiedener Fronten versinkt, riesige Sandwürmer ganze Schlösser massakrieren und der Soundtrack unerbittlich donnert, scheint das vorherige Buhlen um Macht, gewisse Gegenstände und Verrat immer egaler zu werden. 
Es wird deutlich, dass Lynch, der auch heute noch immer als Kultregisseur gepriesen wird, die Kontrolle über den Plot verloren hat. Dass dieser Potenzial für ein großes Kinoepos besitzt, scheint quasi allgegenwärtig durch - die Mischung aus "Game of Thrones", "Star Wars" und "Der Herr der Ringe" könnte gerade mit der heutigen Technik als gigantisches Event auf die Kinoleinwände zurückkehren, weswegen ich mich auf eine endgültige, neue Verfilmung, die offiziell für 2020 datiert ist, sehr freue. Bis dahin muss man aber diesen Film nicht zum Totschlagen der Zeit heranziehen, sondern sollte sich lieber auf rundere Fantasy-Streifen konzentrieren. Diesem hier fehlt es abgesehen von der technischen Brillanz der damaligen Zeit, die Kreaturen, Gefechte und Welten beachtlich erschaffen konnte, nämlich vor allem an Seele und erzählerischer Finesse. Das Endprodukt ist allenfalls ein albernes, sich selbst viel zu ernstnehmendes, oprisch skurilles und zähes Geflecht aus Handlungsschnitten und netter Action, in welchem auch namhafte Schauspieler wie "X-Men"-Star Patrick Stewart in prägnanten Nebenrollen nur noch wenig retten. Ich setze mein Geld also lieber auf Villeneuves Versuch im nächsten Jahr und tue alles, um diesen Quatsch hier schnellstmöglich wieder zu vergessen.

Fazit: David Lynch schafft es zu keinem Zeitpunkt, der komplexen Vorlage gerecht zu werden und erschafft mit "Dune" einen zumeist albernen Fantasy-Actioner, der blasse Helden, einen überkomplizierten Plot und geradlinige Action liefert. Das wirkt unfreiwillig komisch, ziemlich kalt und ist sehr zäh - ich warte also lieber auf die Neuverfilmung im Jahr 2020.

Note: 5+




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