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Mad Men - Die sechste Staffel

Langsam nähern wir uns dem Schlussakt und wie jede gute Serie, die sich nicht irgendwann selbst überholt und totläuft, muss auch "Mad Men" irgendwann zu ihrem Ende kommen. Es ist zwar noch nicht soweit und vom reinen Tonfall spürt man hier auch noch nicht, dass wir uns bald von Donald Draper, Roger Sterling und Co. verabschieden müssen... aber es ist immerhin die sechste Staffel von sieben, dementsprechend ist das Ziel zumindest schon mal in Sicht. Nach der etwas verkorksten fünften Season schien es auch gar keine so schlechte Idee zu sein, ein Ende ins Auge zu fassen, ich hatte aber dennoch die Hoffnung, dass diese nur ein kleiner Ausrutscher war, man sich anschließend wieder solide in die alte Qualität der Show einfinden würde. Ob das der sechsten Staffel nun gelungen ist und ob sie zufriedenstellend die finale Season vorbereiten kann?

MAD MEN - STAFFEL 6


Donald Draper (Jon Hamm) und seine Frau Megan (Jessica Pare) nehmen nach den letzten Vorfällen Urlaub in Hawaii - auch dort bleibt die Arbeit aber nicht stecken. Megan hat sich mittlerweile zu einer ernstzunehmenderen Schauspielerin hochgearbeitet, während Don alles daran setzt, seine Firma auf Kurs zu halten. Roger Sterling (John Slattery) befindet sich nach seiner letzten Trennung in einer Therapie und will sich auch dort nicht so richtig an die Regeln halten - zwischen ihm und Joan (Christina Hendricks), die mittlerweile auch zum Partner aufgestiegen ist, herrscht noch immer kühle Luft... selbst dann, als ein familiärer Schicksalsschlag Roger ereilt. Unterdessen wird Don erneut mit seiner Vergangenheit konfrontiert und seine Ex-Frau Betty (January Jones) schlägt sich mit ihrer immer erwachsener werdenden Tochter Sally (Kiernan Shipka) herum.

Ich glaube nicht, dass "Mad Men" mich noch wirklich wird abholen können, zumindest nicht innerhalb der letzten Folgen, die mir nun noch bevorstehen. Ich kann durchaus verstehen, dass es Fans gibt und gab, für welche die Serie, die 2014 mit ihrer letzten Staffel endete, wohl für immer und ewig hätte weiterlaufen können, doch für mich hat sich das Konzept spätestens mit der enttäuschenden fünften Staffel irgendwie selbst überholt und totgelaufen. Die sechste Season schließt qualitativ genau an diese an und wird den richtigen Fans der Show daher sicherlich weiterhin gefallen, mich hat der Plot diesmal aber über weite Strecken nicht mehr abgeholt. Das liegt weiterhin nicht an der enormen Dialoglastigkeit, sondern erneut daran, dass sich viele der Plots im Kreis drehen, bis sie irgendwann entweder unspektakulär im Sande verlaufen oder wieder genau dort ankommen, wo sie schon vor zwei Staffeln gewesen sind.
"Mad Men" versucht auch in dieser Staffel, wieder neue Wege zu gehen, indem sie zum Beispiel zur Season-Mitte frischen Wind in die Werbeagentur pusten. Im Kern ändert sich dabei aber wenig und am Ton der Serie genau so wenig, sodass die harten Eckpfeiler bleiben: Donald Draper, der mit sich selbst, seiner Ehe, seiner Vergangenheit und seinen Sünden hadert. Immer wieder neu durchgerüttelte Paare, Beziehungen und Affären. Konkurrenz unter Kollegen und Freunden. Alles wichtige Themen und in vielen Momenten kann die Show diese entweder mit subtilem, sympathischem Humor oder mit der nötigen Stringenz deutlich machen, weiterhin einen Unterhaltungsfaktor ebnen, der sich durch die mittlerweile perfekt zurechtgemachten Charaktere zeigt. Aber es ist eben wirklich nichts Neues dabei und das sieht man auch den Figuren an, die zwar immer wieder in etwaige Dilemma rutschen, darüber hinaus aber keinen echten Pfad finden, um sich neu zu entwickeln.
Viel zu selten beweist die sechste Staffel echten Mut, um mal wirklich etwas aus den Konflikten zu machen, die hier schon so lange auf dem Siedepunkt stehen und oftmals übersehen die Autoren dabei sogar das Potenzial, um aus einem soliden Plot plötzlich einen wirklich brisanten zu machen. Bezeichnend dafür ist eine Szene aus der elften Folge dieser Staffel, als einer der Plots durch eine plötzliche Wendung, die man in diesem Moment so nicht kommen sieht und der herrlich langsam vorbereitet wird, um dann innerhalb von Sekunden zu einem wahren Schock heranzulaufen, plötzlich zu eskalieren droht... aber das tut er dann irgendwie doch nicht. Es wäre das Potenzial gewesen, um die viel zu lange stagnierenden Figurenmuster endlich einmal so richtig durchzurütteln, aber die Autoren schieben diesen Handlungsstrang wieder hinfort, ackern an anderen Stellen und lassen den Twist letztendlich hintenüber fallen - ob die siebte und letzte Staffel diesen noch einmal zufriedenstellend und mit Feuer aufgreifen wird, bleibt für mich noch abzuwarten.
Da "Mad Men" zuvor aber oftmals heiße Eisen auspackte, um diese dann sehr schnell wieder abzukühlen, sind meine Erwartungen diesbezüglich nicht sehr hoch, was übrigens auch für einen wirkungsvollen Cliffhanger im Staffelfinale gilt. Da sollte man erstmal abwarten, ob das dramaturgisch denn nun wirklich alles so schlimm ist, wie es hier gemacht wird. Insgesamt hat mich natürlich die sechste Staffel dank der charmanten Nebenfiguren, einiger interessanter Ansätze und der detailfreudigen Zeitreise, die auch mal schwierigere Themen anpackt, unterhalten. Mit der siebten Season hat man nun die Gelegenheit, all diese Dinge endlich abzuschließen und ich hoffe, dass man hier tatsächlich mal zu einem mutigen und verändernden Clash kommt. Reitet man nämlich nun auch im Finale auf diesem zwar sympathischen, aber eben auch ziemlich einseitigen Ton herum, könnte "Mad Men" als die Serie in Erinnerung bleiben, die gut begann, um dann irgendwann erkennen zu lassen, dass es ein paar Staffeln weniger irgendwie auch getan hätten.

Fazit: "Mad Men" rudert auch in seiner vorletzten Staffel auf dem gleichen Ton und was zuvor noch wirklich spaßig und flott war ist hier wegen oftmals zu harsch abgekühlter Konflikte, sich im Kreis drehenden Plots und zu wenig Mut nur noch durchschnittliche Unterhaltung. Diese ist zwar weiterhin auf hohem Niveau, dennoch zeigt sich, dass die Serie nun wirklich mal zu ihrem Ende kommen muss.

Note: 3-




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