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Adventureland

Wir alle hatten doch schon mal diesen einen Job, den wir eigentlich nur gemacht haben, um uns über die Ferien oder über gewisse freie Nachmittage einfach nur Geld dazu zu verdienen. Letztendlich ist das natürlich der Grund, weswegen man überhaupt arbeitet: Kohle, Kohle, Kohle, um irgendwie sein Leben zu finanzieren oder sich ein paar materielle Wünsche zu erfüllen. Dass man aber auch im Job, ebenso wie in allen anderen Bereichen seines Lebens, auch mal genauer hinschauen sollte, zeigt uns der Film "Adventureland". Oftmals schlägt uns das Leben nämlich gerade da die Schnippchen, wenn man sie am wenigsten erwartet - und das könnte sogar der Moment sein, wenn du gerade in einer Spielbude eines Vergnügungsparks arbeitest und einem kleinen Mädchen einen Stoffhasen schenkst, da sie die letzte Runde gewonnen hat...

ADVENTURELAND


Im Sommer 1987 braucht der junge James Brennan (Jesse Eisenberg) dringend noch Geld, um sein Studium in New York finanzieren zu können und da seine Eltern momentan eine finanzielle Pleite haben, nimmt er einen Job im örtlichen Freizeitpark "Adventureland" an. Dort lernt er alsbald die gleichaltrige Emily (Kristen Stewart) kennen und verguckt sich ziemlich schnell in sie. Tatsächlich führt Emily aber eine geheime Affäre mit dem verheirateten Mike Connell (Ryan Reynolds), Frauenschwarm und der Elektrotechniker des Parks. James ist mit seinen Gefühlen für dieses geheimnisvolle Mädchen schlichtweg überfordert, lernt im Park aber auch neue Freunde kennen, die ihn auf diesem Weg begleiten und ihm das ein oder andere Mal aus der Patsche helfen...

"Adventureland" war ein Film, der im Sommer 2009 unter all den Blockbustern ziemlich unterging. Das mag daran liegen, dass der "Twilight"-Welterfolg, der Kristen Stewart zum Star machte, noch recht frisch war und sie sich nicht zu dem Megastar entwickelte, der allein durch ihren Namen bereits die Massen in die Kinos zerrte. Und auch Jesse Eisenberg hatte seinen ganz großen Durchbruch eben erst einige Monate später mit "Zombieland" und "The Social Network", auch wenn er zu diesem Zeitpunkt bereits kein vollständig unbeschriebenes Blatt mehr war. Beide spielen hier nun zwei junge Menschen, die den selben Arbeitsplatz teilen, sich sogar typmäßig sehr ähneln und dementsprechend Gefühle füreinander entwickeln. 
"Superbad"-Regisseur Greg Mottola, der den Film inszenierte und auch das Drehbuch schrieb, hat dabei ein schönes Gespür für die einzelnen Dramen und kleinen Geschichten seiner Hauptfiguren. Beide haben in Sachen Liebe schlechte Erfahrungen gemacht, sind in sich geschlossen eher unsichere Pole in einer schnelllebigen Welt, wo sich alles nur noch um Sex, Macht und Ansehen zu drehen scheint. Beide rebellieren dagegen - Emily mit flottem Mundwerk und James alsbald, indem er sich traut, auch mal die Kontrolle zu verlieren und loszulassen. Das ist im Kern nun nicht alles allzu originell und die Liebesgeschichte, die langsam anrollt und später auch ein paar nette Wagnisse eingeht, endet letztlich etwas zu süßlich, die großen Kitschphrasen überfährt der Film allerdings und bleibt daher durchweg menschlich und glaubwürdig. 
Es ist quasi eine Geschichte, die jeder von uns so in seinem Leben erleben könnte und vielleicht übt der Film deswegen auch eine kleine Faszination aus - wir können uns mit allen Figuren auf eine gewisse Art und Weise identifzieren, weil selbst die Nebencharaktere über ihre Sidekick-Funktion hinaus entwickelt werden und zumindest in kleinen Momenten Eigenständigkeit entwickeln. Bezeichnend ist dabei die Figur von James' Kumpel Frigo, gespielt von Matt Bush, der sich über lange Zeit nur als ständig grölender Proll definiert, in wichtigen Momenten aber eben auch mal die Klappe hält und seinem Freund, den er sonst lieber nur schlägt und auslacht, aus der Patsche hilft. Das wirkt niemals gewollt, sondern sehr lebensecht, weswegen "Adventureland" mit hohem Tempo und viel Sympathie aufwartet. 
Am Ende sind wir dennoch nicht richtig begeistert, da der Film insgesamt etwas zu vorhersehbar abläuft und gerade mit der Figur, die am prominentesten besetzt ist, etwas ins Klo greift. Denn Ryan Reynolds' Mike Connell ist tatsächlich ein Klischee-Charakter, der hier etwas negativ heraussticht und die Affären-Geschichte mit Emily gehört, obwohl sie essentiell für die Gesamtgeschichte ist, zu den schwächeren und schlechter geschriebenen Subplots. Auch einige Aufhänger werden leider zu fahrlässig unter den Teppich gekehrt - so sind die Tatsachen, dass der Vergnügungspark seine Kunden teilweise betrügt oder dass James' Job wegen eines Plüschpandas in Gefahr gerät, zwar später noch erwähnenswert, wirklich relevante Konsequenzen werden daraus aber nicht gezogen. Insgesamt sind das aber nur marginale Kritikpunkte für einen Film, der eine durchaus ansprechende Besetzung besitzt und diese auf sympathische Art und Weise zusammenbringt. Das ist nicht wirklich grandios, aber irgendwie auch schön und deswegen durchaus eine gute Filmwahl, wenn man mal einen Nachmittag auf der Couch verbringen und dabei lachen und sich unterhalten lassen will.

Fazit: Sehr menschliche Liebeskomödie, die seine Figuren ernstnimmt und sich auf erwachsene und lockere Art und Weise mit deren Eigenarten und Problemen beschäftigt. Jesse Eisenberg und Kristen Stewart überzeugen als sympathisches Pärchen, auch wenn einige Subplots dagegen ziemlich harsch versacken.

Note: 3+




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