Ein Film wie "Midway" hätte noch vor zehn oder fünfzehn Jahren ohne weitere Skepsis grünes Licht bekommen: Roland Emmerich macht einen Film über die gigantischste und heroischste Schlacht des Zweiten Weltkrieges? Das muss einfach ein Monster-Hit werden. Doch die Zeiten haben sich geändert, kein Film außerhalb eines etablierten Franchise ist mehr risikofrei und Emmerich selbst musste noch an einigen finanziellen und kreativen Flops ebenfalls Einbußen hinnehmen. So musste er die Studios förmlich anbetteln, sein Projekt zu finanzieren und bekam dennoch nur ein weitaus geringeres Budget an die Hand, als er es noch für "2012" oder den enttäuschenden "Independence Day: Wiederkehr" zur Verfügung hatte. Konnte das also wirklich gut gehen? Höchstwahrscheinlich nicht und angesichts der mauen Trailerkampagne ist auch nicht damit zu rechnen, dass "Midway" an den Kinokassen nun abräumt. Von der eventuellen Qualität des Streifens wollte ich mich im Kino dann aber schon selbst überzeugen...
MIDWAY - FÜR DIE FREIHEIT
Am 8. Dezember 1941 trat die USA in den Zweiten Weltkrieg ein, nachdem japanische Flieger am Tag zuvor ohne Vorwarnung die Pazifikflotte in Pearl Harbor attackierten und unzählige Menschen töteten. Sechs Monate später schickt Admiral Nimitz (Woody Harrelson) seine Truppen zu Luft zu den Midwayinseln, um gegen Japan zurückzuschlagen und sich ein heroisches Gefecht zu liefern. Die Amerikaner sind ihren Feinden in der reinen Truppenstärke unterlegen, doch vertraut Nimitz auf seine erfahrenen Piloten, unter ihnen Dick Best (Ed Skrein) und Wade McClusky (Luke Evans), während Geheimdienst-Offizier Layton (Patrick Wilson) eifrig mit einer Gruppe aus cleveren Köpfen an Codes arbeitet, die sie knacken können, um sich einen Vorteil zu sichern...
Ein Roland Emmerich hält sich an die Fakten der Weltgeschichte? Das klingt erstmal ziemlich seltsam, hat der gebürtige Schwabe doch in seinen bekannteren Katastrophen-Blockbustern eigentlich zunehmend auf die Logik gepfiffen, um dem grandiosen Spektakel Raum zu geben. Das führte in starken Filmen wie "2012" oder "The Day After Tomorrow" zu brillanter Action, doch in seinem neuesten Film "Midway" will er sich nun genau an die Faktenlage der historischen Schlacht im Pazifik halten. Dies ist erstmal ein lobenswerter Ansatz, mit welchem er sich von den wesentlich massentauglicheren Mainstream-Filmen wie "Pearl Harbor" entfernen will, doch kann so etwas auch auf der Leinwand funktionieren? Die Antwort nach meiner Sichtung lautet: Eher nicht, zählt der Kriegsfilm nun doch deutlich zu den schwächeren Werken in Emmerichs Vita.
Und das liegt oftmals eben gerade an dieser Faktentreue, auf die er so viel Energie verwendet, dass für die filmischen Vorteile kein Platz mehr bleibt. Dass er hier auf eine halbgare Liebesgeschichte verzichtet, kann ihm nur hoch angerechnet werden, aber dass er gar seine Charaktere nur noch auf ihre Militär-Position begrenzt und somit darauf verzichtet, den Zuschauer irgendwie emotional bei der Hand zu nehmen, wirkt sich schwer aus. Die Actionszenen sind durch die Bank weg gut inszeniert, auch wenn die wahre Wucht gerade während den sich wiederholenden Angriffen auf japanische oder amerikanische Flugzeugträger doch bald nachlässt. Das liegt weder an der visuellen Ausarbeitung (das geringere Budget ist hier nur selten zu sehen), sondern vielmehr daran, dass Emmerich sich hier so getreu an die Historie hält, dass er Wiederholungen einbauen muss.
Diese häten an sich packend wirken können, hätte er sich zuvor denn dazu herabgelassen, einen dramaturgischen Unterbau zu verfassen, der fesselt. Er verlässt sich aber einzig und allein auf die historischen Begebenheiten, nicht auf die menschlichen Figuren... und liefert somit faktentreues Kriegskino, welches aber zu keinem Moment echte Seele oder Herz besitzt. Die Figuren bleiben entweder vollkommen blass oder sind, im Falle von Ed Skreins Lt. Dick Best, grausam unsympathisch geschrieben. An keinem von ihnen hängt unser Herz, da Emmerich sie nur durch ihre Position oder durch die Heldentaten, die sie in der Schlacht verübten, definiert. Und das ist viel zu wenig angesichts einer solchen Menge an Männern, die hier kämpfen, fliegen, brüllen, grausam leiden sollen.
Und es macht den Mittelteil, in denen minutenlange Planungsszenen in kargen Räumen abgearbeitet werden müssen, auch zu einer wahren Geduldsprobe. All diese Momente hätten selbst für Laien wie mich, die von der Historie wenig mehr als die allbekannten Eckpunkte wissen, spannend ausfallen können, wenn man sich irgendwie mit den Figuren verbunden fühlt, doch dies ist nie der Fall. Wahrscheinlich hat sich Emmerich mit seinem Plan also irgendwie selbst ein Bein gestellt, wollte tieferes, intelligenteres Hollywood-Kino erschaffen, hat dabei aber tatsächlich weitestgehend flaches Storytelling ohne spannende Ansätze gedreht. Für wahre Kenner der Historie dürfte solche Faktentreue vielleicht spannend sein, doch auch sie werden wohl kaum mit solch fade geschriebenen, ständig nur Parolen rausbrüllenden Figuren mitfühlen können. Dementsprechend hat Emmerich mit dem Unterhaltungsfaktor diesmal das Wichtigste vergessen und langweilt viel mehr als er zu packen versucht.
Fazit: "Midway" ist trotz viel Action und wenig Pathos ein trockener und besonders im Mittelteil sehr zäher Kriegsfilm, dem seine enorme Faktentreue zum Verhängnis wird. Nebenbei schafft Emmerich es nämlich nicht mehr, auch interessante Charaktere oder herausstechende Actionszenen zu erschaffen.
Note: 4
Ein Roland Emmerich hält sich an die Fakten der Weltgeschichte? Das klingt erstmal ziemlich seltsam, hat der gebürtige Schwabe doch in seinen bekannteren Katastrophen-Blockbustern eigentlich zunehmend auf die Logik gepfiffen, um dem grandiosen Spektakel Raum zu geben. Das führte in starken Filmen wie "2012" oder "The Day After Tomorrow" zu brillanter Action, doch in seinem neuesten Film "Midway" will er sich nun genau an die Faktenlage der historischen Schlacht im Pazifik halten. Dies ist erstmal ein lobenswerter Ansatz, mit welchem er sich von den wesentlich massentauglicheren Mainstream-Filmen wie "Pearl Harbor" entfernen will, doch kann so etwas auch auf der Leinwand funktionieren? Die Antwort nach meiner Sichtung lautet: Eher nicht, zählt der Kriegsfilm nun doch deutlich zu den schwächeren Werken in Emmerichs Vita.
Und das liegt oftmals eben gerade an dieser Faktentreue, auf die er so viel Energie verwendet, dass für die filmischen Vorteile kein Platz mehr bleibt. Dass er hier auf eine halbgare Liebesgeschichte verzichtet, kann ihm nur hoch angerechnet werden, aber dass er gar seine Charaktere nur noch auf ihre Militär-Position begrenzt und somit darauf verzichtet, den Zuschauer irgendwie emotional bei der Hand zu nehmen, wirkt sich schwer aus. Die Actionszenen sind durch die Bank weg gut inszeniert, auch wenn die wahre Wucht gerade während den sich wiederholenden Angriffen auf japanische oder amerikanische Flugzeugträger doch bald nachlässt. Das liegt weder an der visuellen Ausarbeitung (das geringere Budget ist hier nur selten zu sehen), sondern vielmehr daran, dass Emmerich sich hier so getreu an die Historie hält, dass er Wiederholungen einbauen muss.
Diese häten an sich packend wirken können, hätte er sich zuvor denn dazu herabgelassen, einen dramaturgischen Unterbau zu verfassen, der fesselt. Er verlässt sich aber einzig und allein auf die historischen Begebenheiten, nicht auf die menschlichen Figuren... und liefert somit faktentreues Kriegskino, welches aber zu keinem Moment echte Seele oder Herz besitzt. Die Figuren bleiben entweder vollkommen blass oder sind, im Falle von Ed Skreins Lt. Dick Best, grausam unsympathisch geschrieben. An keinem von ihnen hängt unser Herz, da Emmerich sie nur durch ihre Position oder durch die Heldentaten, die sie in der Schlacht verübten, definiert. Und das ist viel zu wenig angesichts einer solchen Menge an Männern, die hier kämpfen, fliegen, brüllen, grausam leiden sollen.
Und es macht den Mittelteil, in denen minutenlange Planungsszenen in kargen Räumen abgearbeitet werden müssen, auch zu einer wahren Geduldsprobe. All diese Momente hätten selbst für Laien wie mich, die von der Historie wenig mehr als die allbekannten Eckpunkte wissen, spannend ausfallen können, wenn man sich irgendwie mit den Figuren verbunden fühlt, doch dies ist nie der Fall. Wahrscheinlich hat sich Emmerich mit seinem Plan also irgendwie selbst ein Bein gestellt, wollte tieferes, intelligenteres Hollywood-Kino erschaffen, hat dabei aber tatsächlich weitestgehend flaches Storytelling ohne spannende Ansätze gedreht. Für wahre Kenner der Historie dürfte solche Faktentreue vielleicht spannend sein, doch auch sie werden wohl kaum mit solch fade geschriebenen, ständig nur Parolen rausbrüllenden Figuren mitfühlen können. Dementsprechend hat Emmerich mit dem Unterhaltungsfaktor diesmal das Wichtigste vergessen und langweilt viel mehr als er zu packen versucht.
Fazit: "Midway" ist trotz viel Action und wenig Pathos ein trockener und besonders im Mittelteil sehr zäher Kriegsfilm, dem seine enorme Faktentreue zum Verhängnis wird. Nebenbei schafft Emmerich es nämlich nicht mehr, auch interessante Charaktere oder herausstechende Actionszenen zu erschaffen.
Note: 4
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