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Die Geldwäscherei

Ob Netflix noch immer auf dem Vormarsch ist? Man weiß es nicht genau und tendiert doch eher zu einem leisen "Nein", denn der Druck der Konkurrenz wird immer größer. Gerade Disney+, der Streamingdienst des Maushauses, ist in den USA nun ungemein erfolgreich gestartet und es wird sich auf lange Sicht zeigen, wer da die Nase vorn haben wird. Gewichtig wird da auch die Qualität der Streaming-Originale sein, bei denen Netflix in punkto Film bislang keinesfalls eine reine Weste vorzuweisen hat (eher gar eine recht schmutzige). "Die Geldwäscherei" lief vor einigen Wochen bei Netflix an und dabei gefühlt unter dem Radar, denn trotz Starbesetzung fiel die Werbung für den Thriller von Steven Soderbergh eher gering aus. Ob man da vielleicht auch an der allgemeinen Qualität des Films zweifelte, das mag man vielleicht denken... vielleicht aber auch daran, dass das Werk für die Mainstream-Zuschauer einfach zu sperrig sein wird.

DIE GELDWÄSCHEREI


Ellen Martin (Meryl Streep) verliert bei einem tragischen Bootsunfall mit einundzwanzig Todesopfern ihren Ehemann Joseph (James Cromwell). Als sie sich daranmacht, eine Klage gegen den Bootsverleiher anzustreben, findet sie in weiteren Schritten jedoch heraus, dass an diesem Fall ein wahrer Rattenschwanz dranhängt, den es jedoch kaum zu packen gelingt. Da ist plötzlich von geheimen Konten, von mächtigen Millionären, Steuerhinterziehungen, Erpressung und gar Mord die Rede. Ellen möchte sich jedoch nicht abspeisen lassen und diese Menschen ihrer gerechten Strafe zuführen, weswegen sie eigene Schritte unternimmt... schon bald soll ein weltweiter Skandal rund um die "Panama Papers" daraus entstehen.

Es war ein Aufschrei, der um die ganze Welt ging: Der Panama-Papers-Skandal entblößte etliche Geschäftsmänner, die sich und ihre Klienten der Steuerhinterziehung schuldig gemacht hatten. Diesem Skandal wollte "Logan Lucky"-Regisseur Steven Soderbergh nun ein filmisches Denkmal verpassen und konnte dafür den Streaming-Giganten Netflix auf seine Seite ziehen sowie eine ganze Reihe prestigeträchtiger Stars gewinnen. Dass dies noch nicht allein für einen guten Film reicht, das ist sonnenklar und genau hier liegt auch die Krux begraben: Soderbergh müht sich in allen Belangen redlich und versucht auch, das allgemein trockene und sehr wirre, für Laien gar verwirrende Thema durch inszenatorische Finesse nahbar zu machen, entwickelt sich dabei aber leider auch zu einer Art Klon. 
Beinahe könnte man meinen, Adam McKay hätte diesen Film gemacht, denn die Parallelen sind durchaus frappierend. Er lässt brillant aufspielende Stars in kleinen Zwischenmomenten direkt zum Zuschauer sprechen, sie die vierte Wand durchbrechen und die Regeln erklären... wer dann aufpasst, dem dürfte auch klarwerden, worum es hier eigentlich genau geht, auch wenn erst später all die Zusammenhänge zwischen den mal mehr, mal weniger spannenden Geschichten aufgedeckt werden. An sich ist das schon eine spannende Sache und Soderbergh bereitet sie auch mit genügend düsterem Humor zu, hat inszenatorisch einige sehr schöne Ideen. Einen eigenen Stempel kann er dem Werk dahingehend aber keinesfalls aufdrücken und schießt manch ein Mal gar über das Ziel hinaus - so beispielsweise bei dem Einfall, der großen Meryl Streep hier noch eine Doppelrolle zu verpassen, was ihre Darstellung zumindest auf einer Seite vollkommen veralbert. 
Auch verliert der Film in der zweiten Hälfte merklich den Fokus, wenn er seine zuvor etablierten Hauptfiguren gleich für mehrere Szenen gänzlich aufs Abstellgleis schiebt, um ganz woanders weiterzumachen. Das ist zwar wichtig, um die Hintergründe des Skandals aufzuklären und nachzuforschen, bis wohin dieser reichte, es ist rein dramaturgisch dann aber eben auch eine ziemlich schwerfälligd, manchmal gar sehr behäbige Angelegenheit. Soderbergh will dem mit vielen Eindrücken entgegentreten, doch auch seine Inszenierung wirkt unter all den Strohmännern, die hier um Aufmerksamkeit buhlen, bisweilen etwas bemüht. Man kann dem Werk an sich dann auch nicht den generellen Unterhaltungsfaktor absprechen, denn dafür sind sämtliche Stars hier einfach zu gut aufgelegt und in der ersten Hälfte gelingt der Spagat zwischen menschlichem Drama und bissiger Politsatire auch noch sehr gut. 
Später kristallisiert sich heraus, dass dieses Thema auf rein filmischer Ebene aber eben kein solch galanter Zug ist, denn dramaturgisch gibt es daraus gar nicht so viel zu schöpfen... oder Soderbergh hat dieses Potenzial einfach noch nicht richtig ausgeschöpft. So geht es hier dann auch nicht mit einem echten Knall zu Ende (auch wenn Soderbergh versucht, diesen zu erschaffen), sondern der Film läuft unter all seinem Handlungsgewicht einfach irgendwie aus. Lehrreich ist das sicher, auch wenn die Verfilmung natürlich nicht die Komplexität der realen Begebenheiten erreichen kann, somit sicherlich auch die letzten Zuschauer überfordert hätte. Es ist aber auf mehreren Seiten entweder zu wenig oder zu viel angesichts des Themas und somit eine kleine Enttäuschung... wenn auch kein Ultimativ-Flop wie so viele Netflix-Filme zuvor.

Fazit: Steven Soderbergh erschafft ohne eigenen Stempel, dafür aber mit bissigem Witz und spielfreudigen Darstellern in der ersten Hälfte einen kleinen Sog, der mit der Zeit immer mehr abflacht. Er verliert den Fokus, büßt seine Dramaturgie ein und veralbert allgemein sogar zu sehr, weswegen am Ende kein großer Eindruck mehr bleibt.

Note: 3-




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