In den letzten Jahren hatte Jennifer Lopez als reiner Filmstar keine wirklichen Hits mehr vorzuweisen und eigentlich war sie als großer Name, der die Massen in die Kinos ziehen konnte, auch längst abgeschrieben. Und das wäre vielleicht gar nicht so übel gewesen, war Lopez nämlich niemals eine Ausnahmschauspielerin und konnte sich auf recht sympathische, manchmal aber eben auch ziemlich hölzerne Art und Weise durch ihre zumeist durchschnittlichen Filme mogeln. Jetzt, wo Lopez' neuester Streifen "Hustlers" in den USA aber richtig steilgegangen ist, ist wohl doch noch kein Abschied von der Sängerin von der Leinwand zu befürchten. Und das ist ja auch irgendwie okay, denn zumindest strengt Lopez uns nicht mit Dauerfeuer an, dreht eher kleinere Filmchen ohne große Nachwirkungen... so wie der 2019 in Deutschland erschienene "Manhattan Queen".
MANHATTAN QUEEN
Maya Vargas (Jennifer Lopez) hat weder studiert noch einen Highschool-Abschluss. Dennoch meint sie, dass ihre bislang fünfzehn Jahre Erfahrung im Vertrieb sie für einen höheren Posten auszeichnen müssten, was die Chefetage ihrer Firma allerdings anders zu sehen scheint. Maya weiß nicht weiter und ist kurz davor, komplett das Handtuch zu werfen, als der Sohn ihrer besten Freundin Joan (Leah Remini), Dilly (Dalton Harrod) einen gefälschten Lebenslauf Mayas zum großen Kosmetikkonzern Franklin & Clark, der dort mächtig Eindruck macht. Maya bekommt ein Jobangebot als Beraterin, sieht sich dort jedoch auch mit abgeneigten Mitarbeitern konfrontiert, die Maya selbst nicht akzeptieren wollen. Um einen Startpunkt zu setzen, lässt sie sich daher auf einen internen Wettkampf mit der jüngeren Mitarbeiterin Zoe (Vanessa Hudgens) ein...
Im Kern ist der Plot sehr simpel und erzählt eigentlich auch überhaupt nichts Neues. Eine Frau, die Erfahrung und Köpfchen vorweisen kann, aber darüber hinaus keine Gelegenheit bekommt, in ihrer Branche aufzusteigen, gibt sich für eine quasi andere Person aus, erntet Ruhm und Reichtum, muss aber auch mit den Herausforderungen und Hindernissen leben, die diese Scheinidentität so mit sich bringt. Es ist also eigentlich eine Komödie, die "Manhattan Queen" sein will und der Trailer vermarktete den Film auch als eine solche. In der ersten Hälfte dieser 105 Minuten stimmt das auch und auch wenn die Gags weitestgehend brav und konturlos ablaufen, wir die meisten von den Besseren schon im Marketing gesehen haben, ist der Grundtonus als sympathisch anzusehen. Nichts, was irgendwie überrascht und man hätte dem Ganzen auch sicherlich etwas mehr Schwung gewünscht, aber man bleibt irgendwie dran.
Ungefähr ab der Halbzeit wandelt sich der Ton allerdings und wo man sich zuvor schon über einige ziemlich mies zurechtgeschriebene Plotdreher aufregen wollte (ein cleverer Student verschafft Maya dieses Vorstellungsgespräch, hat aber keinerlei Gedanken daran verschwendet, in was für Schwierigkeiten sie dieses führen wird, sollte sie den Job tatsächlich bekommen), so wird man hier tatsächlich noch mit wesentlich mehr Drehbuchgepinsel konfrontiert. Das Familiendrama, welches hier nämlich plötzlich Einzug hält, ist nicht nur völlig unglaubwürdig geschrieben, die Autoren lassen auch jeglichen unmöglichen Zufall so dermaßen chaotisch aufeinanderprallen, dass man nur noch den Kopf schütteln will. Ohne eine entsprechende Wendung, die mit diesem Genremix einhergeht, vorwegzunehmen (immerhin verrät auch der Trailer diese nicht), muss man sagen, dass diese Idee, so sehr sie auch einen herzlichen Ton einbringt, vollkommen an den Haaren herbeigezogen ist.
Sie bringt "Manhattan Queen" letztendlich auch in die Falle, dass man sich anschließend nicht mehr zwischen kitschigem Drama und braver Komödie entscheiden kann - so tapst der Film sehr unentschlossen zwischen beiden Genres hin und her und endet als merkwürdiger Zwitter: Nicht bewegend, aber eben auch nicht witzig genug. Die Spannung des bis dahin unglaubwürdigen, aber immerhin sympathischen Plots bleibt angesichts solch banaler Wendungen auf der Strecke. Was den Film schließlich noch zu retten vermag, ist letztendlich seine nette Message (auch wenn man diese weniger plakativ hätte unterbringen können) und seine spielfreudige Besetzung.
Es ist zwar erneut abzusehen, dass Megastar Jennifer Lopez einen Film als Hauptdarstellerin kaum alleine tragen kann und mit den größeren, emotionalen Momenten auch überfordert ist, immerhin gibt diese aber ihr Bestes. Die wahren Stars sind aber ohnehin die Nebendarsteller, die sich hier die Ehre geben und mit deren Erfolg man hier so auch nicht gerechnet hätte. In der ersten Hälfte ist es somit "King of Queens"-Star Leah Remini, die durchaus zeigen darf, dass sie ihr Comedy-Timing nicht verlernt hat und auch ohne Kevin James und Jerry Stiller an ihrer Seite viele komische Momente erschaffen kann. Und schließlich überzeugt auch "High School Musical"-Star Vanessa Hudgens mit einer gar nicht mal so einseitigen Performance - zwar ist auch sie Teil einiger bescheuerter Wendungen, hält mit Präsenz und generellem Charme aber durchweg noch die Fahne hoch.
Fazit: "Manhattan Queen" leidet unter vollkommen banalen und unglaubwürdigen Drama-Wendungen, die angesichts des später wesentlich leiseren Tons ziemlich mau wirken. In der ersten Hälfte, wo der Film noch weitestgehend als sympathische Komödie konzipiert ist, funktioniert er besser, ehe sich das sinnfreie Drehbuchgepinsel in den Vordergrund schiebt.
Note: 4+
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