Direkt zum Hauptbereich

Casper

Jeder hatte als Kind seine Lieblingsfilme, die er sicherlich rauf und runter gesehen hat. Bei mir waren das weitestgehend Disney-Klassiker, darunter "Der König der Löwen", "Dumbo" und der wesentlich unbeliebtere, von mir damals aber absolut vergötterte "Oliver und Co". Auch "Casper" habe ich ungefähr im gleichen Alter gesehen, empfand den Film, der bis heute als kleiner Klassiker unter den Familienfilmen gilt, aber als zu gruselig, weswegen es bei diesem einen Mal blieb. Dank Amazon Instant Video konnte ich das Werk nun als Erwachsener ein zweites Mal genießen... und mich dabei sogar noch an einige Momente erinnern, was wohl beweist, dass "Casper" auch damals schon einen gewissen Eindruck hinterlassen haben musste.

CASPER


Carrigan Crittenden (Cathy Moriarty) erhält von ihrem verstorbenen Vater eine alte, staubige Villa zugestanden. Erst, als sie erfährt, dass in dessen Inneren ein Schatz liegen soll, zeigt sie sich begeistert, muss jedoch erkennen, dass es in  dem Haus spukt. Deswegen stellt Carrigan den Spuktherapeuten Dr. James Harvey (Bill Pullman) an, der sich mit den zurückgelassenen Problemen von Geistern beschäftigt und versucht, diese ins Jenseits zu schicken. Gemeinsam mit seiner pubertären Tochter Kathleen (Christina Ricci) reist er zu dem Anwesen... und gerade Kat ist es dann, die tatsächlich die Bekanntschaft mit dem aufgeweckten Hausgeist Casper macht.

Der Film beruht lose auf einer in Deutschland "Casper, der freundliche Geist" benannten Comicreihe und wurde von Steven Spielberg mitproduziert - seine Produktionsfirma Amblin Entertainment steht schließlich spätestens seit "E.T. - Der Außerirdische" für perfekte Familienunterhaltung. Dementsprechend groß war auch der finanzielle Erfolg und der Film erfreut sich auch heute noch einer großen Beliebtheit, sowohl wegen seiner ebenso herzerwärmenden wie spaßigen Geschichte als auch wegen der technischen Umsetzung. Die Effekte haben natürlich deutlichen Staub angesetzt, trotzdem sind sie noch immer visuelle Highlights: Spielberg und "Lemony Snicket"-Regisseur Brad Silberling nutzen das "Material" der verschiedenen Geister für eine Menge herrlichen Slapstick und insbesondere, wenn Casper und die drei polternden Hausgeister ihre Streiche spielen, sind viele Lacher vorprogrammiert. 
Die Handlung hält indes erwartungsgemäß nicht Schritt und ist dabei sehr simpel angelegt, sodass auch jüngere Zuschauer dieser, trotz einiger etwas zu düsterer Ausflüge, noch problemlos folgen können. Die Geschichte über einen versteckten Schatz, einer unmöglichen Freundschaft und schließlich einer wissenschaftlichen Entdeckung hält einigermaßen bei der Stange, ist dabei aber auch enorm vorhersehbar und bisweilen albern geraten. Den letzten Part decken dabei sowohl die drei Poltergeister ab, die mit ihren sehr lauten Scherzen für einige spaßige Filmzitate, aber eben auch für jede Menge Lärm sorgen, der auf Dauer anstrengend wirkt. 
Selbiges gilt für die Antagonisten: Monty-Python-Legende Eric Idle ist als tollpatschiger Gehilfe noch mehr als nur einen Lacher wert und transportiert sogar sehr leichtfüßig britischen Charme. Cathy Moriarty ist als tatsächliche Gegnerin dann aber so überzogen und klischeebelastet, dass sie weder eine ernstzunehmende Bedrohung verkörpert noch in irgendeiner positiven Art im Gedächtnis verbleibt - keine überzeugende Schurkin. Schauspielerisch ist es dann "Sleepy Hollow"-Star Christina Ricci, die in ihren damals noch so jungen Jahren als menschliche Hauptfigur die Kohlen aus dem Feuer holt und mit Ausstrahlung und Energie überzeugt; ihr Filmvater Bill Pullman, unter anderem bekannt aus "Battle of the Sexes" und den "Independence Day"-Filmen, bleibt dagegen weitestgehend unterfordert. 
Aber das ist dann alles auch gar nicht so schlimm, denn in erster Linie wendet sich "Casper" eben an ein jüngeres Publikum, die nicht nur dem harmlosen Witz, sondern auch dem ziemlich heftigen Kitsch des Schlussaktes erliegen werden. Wo sich mir anhand so viel Schmalz gegen Ende gar der Magen umdrehen wollte, werden Kinder genau dies feiern und vielleicht sogar zu Tränen gerührt werden. Deswegen kann man dem Film wenig vorhalten, da er seine Zielgruppe perfekt bedient und sich dabei wenige Ausrutscher leistet. Erwachsene werden vor allem aus nostalgischen Gründen, wenn "Casper" auch ein Teil ihrer Kindheit war, verzaubert werden... aber eine Bekehrung im weiteren Alter ist doch eher unwahrscheinlich.

Fazit: Spaßiger Familienfilm, nicht zu düster, aber auch niemals wirklich energiegeladen. Witz und Gefühl richten sich an jüngere Zuschauer, die Tricktechnik war damals makellos. Kein Klassiker, aber durchaus unterhaltsam... wenn man einige grobe Albernheiten und manch einen arg zuckrigen Kitschmoment schlucken mag.

Note: 3






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...