Seit ich den 2013 erschienenen "Das ist das Ende" sah, nahm ich mir fest vor, auch "Ananas Express" endlich zu sehen. In der makaberen Komödie, wo Hollywood-Stars sich selbst im Angesicht der Apokalypse spielen, kommen James Franco und Seth Rogen nämlich auf die Idee, eine Fortsetzung ihres Kulthits zu drehen... und setzen dies zumindest in der Fiktion auch gleich in die Tat um. Nun, wo selbst die Macher des Films ihr eigenes Ding so enorm verehren, da muss dann doch gleich eine Menge Herzblut drinstecken, oder? Und da "Ananas Express" es seit seinem Erscheinen im Jahr 2008 zu einer Art Geheimtipp in seinem Genre brachte, war es Zeit, diesen endlich mal zu prüfen. Leider hat mich der Film dann aber kaum abholen können...
ANANAS EXPRESS
Dale Denton (Seth Rogen) ist Gerichtszusteller und hat einen Hang zum Marihuana. Als er während des Ausübens seines Berufs vor dem Haus des Dealers Ted Jones (Gary Cole) parkt, dem er einen Gerichtsschrieb zustellen soll, wird er Zeuge, wie der Mann gemeinsam mit der Polizistin Carol (Rosie Perez) einen Konkurrenten kaltblütig ermordet. Bei seiner hektischen Flucht wird Dale bemerkt und schon bald verfolgen die Mörder seine Spur weiter... bis hin zu Dales Dealer und gutem Freund Saul Silver (James Franco), bei dem der Zeuge rasch Zuflucht gesucht hat. Während die beiden völlig zugedröhnten Männer versuchen, ihrem beinahe sicheren Tod zu entkommen, richten sie ein heilloses Chaos an.
Dass es "Ananas Express" unter Filmfreunden zum Kult bringen konnte, ist verständlich. Er schlägt in eine Kerbe mit "The Big Lebowski": Entweder man feiert diesen abgedrehten, speziellen Humor oder er wird einem kaum ein Grinsen entlocken können. Die Macher des Kulthits von 2008 verlassen sich dabei ganz gleich auf ihre eigene Attitüde - sie machen nichts, was sie nicht selbst offenbar enorm witzig finden, weswegen man dem Film anmerkt, dass da Leute hintersteckten, die ihr Herz in das Projekt gesteckt haben. Wer aber mit dem Humor und mit der Nonsens-Handlung, die sich hier über beinahe zwei Stunden erstreckt, nichts anfangen kann, der wird eben nicht bedient. Und das ist so auch vollkommen in Ordnung: Der Film muss sich nicht verstellen, um irgendwen für sich zu gewinnen, der mit dem Thema nichts anfangen kann und das macht ihn irgendwie auch ziemlich charmant.
Allerdings hat er mich eben auch, nach einem ziemlich charmanten und gewitzten Beginn, auch ziemlich schnell wieder verloren. Denn sobald sich "Ananas Express" nach der dialoglastigen und witzigen Einführung seiner handelnden Figuren in einen albernen Actionfilm verwandelt, verschwindet auch irgendwie der Aspekt, der uns zuvor noch bei der Hand nahm. Im Kern geht es immer noch um eine etwas benebelte Freundschaft und der Buddy-Aspekt leuchtet durch. Auch der dämlich-clevere Humor sticht immer wieder mal hervor, wenn der Film das Drogenthema und die ständige Benebelung seiner Protagonisten für ein paar herrlich dämliche Fails nutzt. Leider verirrt man sich mit fortschreitender und (typisch für eine Judd-Apatow-Produktion) zu lanher Laufzeit aber immer mehr in bemüht witzigen, aber irgendwann nur noch spröde aneinander vorbeilaufenden Gaga-Dialogen und überzeichneten Actionszenen. Eine Handlung muss und kann man hier nicht mehr wirklich ausmachen und diese braucht "Ananas Express" auch nicht.
Leider versagt er spätestens ab der Halbzeit aber eben auch damit, die zuvor sympathisch-dümmlichen Charaktere und den einigermaßen zündenden Wortwitz noch hochzuhalten. Je länger der Film dauert, desto dröger, anstrengender und schließlich nerviger wird er, bis zu einem kaum enden wollenden, lauten und erschreckend unlustigen Mega-Showdown. Das alles ist ungemein albern und nimmt sich nicht die Spur ernst, die Sympathien für solch einen Gaga-Film verfliegen angesichts der immer weiter sinkenden Gag-Qualität aber recht fix.
Da können auch Seth Rogen und James Franco, seit jeher dicke Freunde, wenig ausrichten: Beide machen ihre Sache wie gehabt sehr ordentlich, leider sind aber auch sie ein wenig Gefangene in einem vollkommen ziellosen Drehbuch, welches irgendwann nur noch bemüht Gags abschießt und damit wenig Erfolg hat. Wer auf diesen Kram steht, der wird mit "Ananas Express" fündig, dabei aber auch entdecken, dass der Film nach der ersten halben Stunde deutlich nachlässt. Oder man sieht darin trotzdem noch den Kult, der aber eher durch einige starke Einzelszenen und nicht durch das langatmige Gesamtprodukt entstanden sein muss. Jeder, wie er will.
Fazit: Nach einem sympathischen und witzigen Start lässt "Ananas Express" in seiner wilden Nichts-Handlung immer mehr nach. Die Gags zünden in ihrem Gaga-Humor nicht mehr, die Actionszenen sind wild und kurios, ohne dabei wirklich zu unterhalten. Für manche also irgendwie Kult, für andere definitiv zu doof.
Note: 4
Kommentare
Kommentar veröffentlichen