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Friedhof der Kuscheltiere (2019)

Die neue Welle der Stephen-King-Verfilmungen ebbt nicht ab. Im Herbst diesen Jahres bekommen wir endlich die lang erwartete Fortsetzung des "Es"-Remakes, welches ich vollkommen begeistert in die Top 3 der besten Filme 2017 aufnahm. Dementsprechend heiß bin ich auf die Fortsetzung, muss mich aber noch einige Monate gedulden. Da kommt ein weiteres Remake eines berühmten Horrorromans aus Kings Feder natürlich gerade recht und auch "Friedhof der Kuscheltiere" ist eine Marke, die durchaus Geld generieren kann. Dass die aus ihren Gräbern aufstehenden Haustiere dabei kein zweiter Pennywise sind, war klar, dennoch freute ich mich auf atmosphärisches Horrorkino mit einigen saftigen Überraschungen...

FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE


Damit Familienvater Louis Creed (Jason Clarke) mehr Zeit für seine Kinder hat, zieht er gemeinsam mit seiner Frau Rachel (Amy Seimetz), Tochter Ellie (Jete Laurence) und Sohn Gage (Hugo & Lucas Lavoie) aufs Land, wo er einen neuen Job annimmt. Dort erzählt ihm sein neuer Nachbar Jud Crandall (John Lithgow) von einem Haustierfriedhof, der auf ihrem Land liegt - die neunjährige Ellie beschäftigt sich daraufhin genauer mit dem Tod. Als die Hauskatze der Creeds von einem Laster überfahren wird, rät Jud Louis, das Tier auf einem Platz hinter dem Friedhof zu begraben. Am nächsten Tag ist die Katze wieder da, quicklebendig... und verändert. Als Louis nachforscht, um was es sich bei diesem Ort handelt, gerät er tief in die Fänge eines tödlichen Geheimnisses.

Das zweiteilige Remake von "ES" war dringend notwendig - nicht nur ist es eine der besten und verstörendsten Geschichten aus der Feder von Horrorautor Stephen King, auch war der 1990 entstandene Fernseh-Zweiteiler schlichtweg eine filmische Beleidigung... 2017 machte man es mit dem ersten Teil schon mal wesentlich besser. Nun war auch die im Jahr 1989 erschienene Verfilmung von "Friedhof der Kuscheltiere" alles andere als eine filmische Offenbarung. Ich muss jedoch gestehen, dass ich bereits den Roman (einer der persönlichsten und mittlerweile kultigsten, die King je verfasst hat) nicht zu sehr mochte, allerdings war ich beim Lesen auch noch recht jung. Die Geschichte fixte mich an, die Umsetzung weniger... und dies ist nun auch bei der jüngsten Verfilmung des Stoffes so, die sich an die etablierten Inszenierungen des modernen Horror-Kinos heranwagt und der Geschichte somit über weite Strecken ihre Eigenständigkeit und ihre Seele raubt. 
Das moderne Horror-Kino hat sich dabei zumindest im Mainstream über Brutalität und Jumpscares bewährt - eingebettet in eine starke Inszenierung kann so etwas durchaus funktionieren. Eine Geschichte wie "Friedhof der Kuscheltiere" zeichnet sich jedoch seit jeher durch seine Atmosphäre aus und streift auch tiefere Themen. Verlustangst, Trauerbewältigung, die menschliche Psyche - all diese Themen griff King in seinem Roman nicht nur auf, sondern widmete sich ihnen tief. Auch der Film nutzt diese Themen für sich, geht dabei aber längst nicht so dramaturgisch trickreich in die Tiefe, wie es einer solchen Geschichte angemessen wäre. 
Stattdessen variiert man den altbekannten Plot einfach hier und da ein wenig (eine figurentechnische Änderung der Vorlage wurde bereits im zweiten, hier auch verlinkten Trailer gespoilert), was aber im Grunde keine nennenswerte Neuerung bietet, und macht darüber hinaus das, was bereits der Film aus dem Jahr 1989 machte. Nur eben mit tricktechnischen Neuerungen und einigen Jumpscares. Da springen Katzen aus Schränken und Lastwagen donnern wie aus dem Nichts über die Straße - das kann erschrecken, aber atmosphärisch dicht ist das eben nicht. Deswegen ist dieses Remake dann auch zu keiner Sekunde wirklich packend oder gar gruselig. Man spult hier einfach die altbekannten Plotpoints ab und fügt der Geschichte bis auf ein in dieser Form so eben noch nicht bekanntes Ende keinerlei Neuerung hinzu. Ein Remake war an dieser Stelle also wesentlich weniger notwendig als noch bei "ES", der ja schlichtweg einen neuen Geist bekam und sich mit Charme, Herz und teilweise knallhartem Horror nachdrücklich ins Gedächtnis spielte. 
Hier ist den Machern inszenatorisch aber nur wenig eingefallen, weswegen der subtextuelle Grusel irgendwie mitschwingt, aber nicht wirklich greifbar wird. Da bringt es wenig, die FSK-16 bis zum Äußersten auszureizen - Blut spritzt, Hirnmasse ist zu sehen, aber was kümmert uns das, wenn uns der Plot und die Charaktere nicht wirklich interessieren? Unter den Schauspielern vermag es einzig und allein "The Accountant"-Star John Lithgow, seiner Figur noch ein wenig Tiefe zu verleihen - Jud Crandall war aber auch bereits im Roman und in der ersten Verfilmung der heimliche Star. Darüber hinaus bleibt dann erschreckend wenig: Eine langsame, unatmosphärische Erzählung, solide, aber eben auch einfallslos abgefilmt. Okay gespielt, mit einigen zumindest ansatzweise schaurigen Momenten. Das ist für ein Horror-Highlight im Frühling aber viel zu wenig und fungiert daher auch nur sehr bedingt als Wartezeit-Verkürzung für "Es 2"...

Fazit: Inszenatorisch lasch, mit einer langsamen und atmosphärisch unausgegorenen Erzählstruktur. Die altbekannte Geschichte wird variiert, etwas wirklich Neues ringt man ihr aber nicht ab. Und da das Remake von Kings Kultroman darüber hinaus kaum gruselt und selten in die Tiefe geht, kann man abschließend sagen, dass die Neuverfilmung in dieser Form nicht notwendig war.

Note: 4+






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