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School of Rock

Ich habe immer wieder ein wenig Angst davor, mir Filme anzusehen, die mich in meiner Kindheit begleitet haben und damals zu meinen Lieblingsfilmen zählten - zu groß ist oftmals die Gefahr, dass diese Werke nun schlechter wirken als damals und ich sie deswegen nicht mehr in guter Erinnerung behalte. Lange habe ich mich, obwohl ich enorm Lust dazu hatte, also auch davor gedrückt, mir "School of Rock" zum wiederholten Male anzusehen. Diesen habe ich als zwölfjähriger geliebt, sicherlich zehnmal gesehen... und seitdem nicht mehr. Jetzt ist der Tag aber gekommen und glücklicherweise bin ich beinahe genauso begeistert gewesen wie damals.

SCHOOL OF ROCK


Dewey Finn (Jack Black) hat ein echtes Problem: Seine Rockband hat ihn rausgeschmissen, er kann die Untermiete nicht mehr bezahlen und seine Karriere, die noch gar nicht wirklich begonnen hat, droht den Bach runterzugehen. Um ein wenig Geld zu verdienen, gibt er sich als sein Mitbewohner und bester Freund Ned Schneebly (Mike White) aus und fängt als Vertretungslehrer an der Horace-Green-Grundschule an - die beste Grundschule im ganzen Staat. Dort will er sich mit Faulenzen ein bisschen was dazu verdienen... doch dann beobachtet er seine Klasse beim Musikunterricht und stellt fest, dass einige Talente darin schlummern. Das nächste absolut geheime Projekt der Klasse soll nun also "Rockband" lauten und Dewey wittert damit sogar eine Chance, bim "Battle of the Bands" erfolgreich mitzumischen.

Im Grunde ist das hier die langverdiente One-Man-Show eines Jack Black. Der kugelige Rocker und Komiker, der ansonsten ja weitestgehend in Ensemble-Filmen glänzt, übernimmt hier die absolute Hauptrolle und dreht so wunderbar überzogen und gleichzeitig charmant am Rad, dass es einfach nur eine große Freude ist, ihm zuzusehen. In einer Handlung, die nur beim geringsten Nachdenken einfach in sich zusammenklappt, ist er der Pol, der alles verbindet. Natürlich ist der Ansatz, wie Dewey überhaupt dazukommt, an einer Schule als Lehrkraft eingestellt zu werden, höherer Blödsinn, ebenso wie der Rest der Handlung manchmal in recht kruden Linien verläuft - das ist manchmal auch ein wenig naiv.
Aber das macht nichts, denn genau durch dieses Konzept macht "School of Rock" einfach so legendär viel Spaß: Er kümmert sich nicht um die Regeln (auch wenn er diesen immer wieder ausweichen muss), sondern dreht einfach durch, erzählt eine spaßige und gar nicht mal so dumme Geschichte über Hoffnung, das Leben des Traums und nicht zuletzt Musik und unterhält damit sogar gänzlich über 109 Minuten. Über manch einen clever gesetzten Subplot erfährt der Film genügend Marterie, um sich ohne eine Spur von Langeweile bis in den Abspann hinüberzuretten - und selbst während diesem ist der Unterhaltungsfaktor noch immer so enorm hoch, dass man eigentlich traurig ist, wenn dieser vollends gerollt ist und der Bildschirm schwarz wird.
Generell schraubt sich "School of Rock", obwohl zu Beginn schon ein bemerkenswertes, aber niemals überhetztes Tempo an den Tag gelegt wird, mit der Zeit immer und immer höher, bis zu einem schlichtweg grandiosen Finale. Stolperfallen wie einem potenziellen Romantikplot, der hier doch merkwürdig herübergekommen wäre und sicher auch Tempo gekostet hätte, weichen Regisseur Richard Linklater und "Emoji"-Autor Mike White, der nicht nur das Skript schrieb, sondern auch eine kleine Nebenrolle übernahm, gekonnt aus und bleiben ihrer Linie treu. Alles, was nun im Film ist, gehört da auch rein, weswegen das am Ende eine wirklich runde Sache ergibt.
Erstaunlich ist auch, dass der Film seinen rockigen, anarchischen Ton lebt, obwohl er vordergründig eben auch an ein junges Publikum gerichtet ist. Natürlich geht es hier nicht allzu extrem zu und düstere Abgründe werden ausgespart oder kinderfreundlich persifliert, die Atmosphäre ist aber durch die Bank weg stimmig und hat auch den ein oder anderen Gag parat, der sich klar an erwachsene Augen und Ohren richtet und gezielt Lacher erntet. Generell hält "School of Rock" den Balance-Akt zwischen zahmer Komödie und ernstem Coming-of-Age-Film trotz seiner etwas kruden Handlung auf bemerkenswerte Weise - er ist nie dumm, sondern macht einfach Spaß.
Das ist neben "King Kong"-Star Jack Black auch den Kinderdarstellern anzumerken. Diese spielen zwar nicht alle mit Leichtigkeit, da man die Kids weitestgehend nach ihrem musikalischen und nicht ihrem schauspielerischen Talent castete (ja, sie spielen tatsächlich alle selbst), wirken aber dennoch durch die Bank weg charmant und niemals nervig - nach vorne spielt sich hier besonders der spätere "I,Carly"-Star Miranda Cosgrove als notenliebende Streberin, die hier einige der besten Gags abgreift.

Fazit: Herrlich abgedrehte, dabei aber auch angenehm mutige Komödie, die sowohl Kids als auch Erwachsene unterhält. Rockig, ein wenig anarchistisch und perfekt durchgetaktet, getragen von einem ungemein spielfreudigen Jack Black - wunderbar kurzweilige 100 Minuten.

Note: 2





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