Der deutsche Film scheint dieses Jahr bislang eher mau zu sein. Natürlich habe ich nicht alle Werke gesehen und da sind sicherlich auch noch vielversprechende Filme dabei, generell wirkt das aber bislang nicht ganz so doll. Bisher ist "Steig. Nicht. Aus!" in meiner Liste der stärkste deutsche Film, dem ich eine 3+ gegegen habe - der Thriller war hochspannend, ließ aber gegen Ende nach. Ansonsten tummelt sich da noch ein solider "Vielmachglas", der Rest war mindestens vergessenswert. Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben, schließlich hat Detlev Buck nun einen neuen Film, der einen ziemlich catchigen Trailer hatte. Kann "Asphaltgorillas" nun also den Thron erklimmen und der bis dahin beste deutsche Film des Jahres 2018 werden?
ASPHALTGORILLAS
Atris (Samuel Schneider) lebt in Berlin und ist ziemlich überrascht, als plötzlich sein ehemaliger bester Freund Franky (Jannis Niewöhner) vor ihm steht, ist der letzte Kontakt doch bereits einige Jahre her. Franky offenbart seinem Kumpel ein geschäftliches Angebot - eines, dass so reizvoll ist, dass Atris glaubt, sich somit von seinem fiesen Boss El Keitar (Kida Khodr Ramadan) loseisen zu können. Obwohl der Coup enorm riskant klingt und für Atris außerdem Neuland darstellt, will er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Dafür muss er sich jedoch mit der Kleinganovin Bettina (Ella Rumpf) zusammentun und gleitet schon bald genau zwischen die Fronten eines Gangster-Krieges in der deutschen Hauptstadt...
Der bisher beste deutsche Film des Jahres ist "Asphaltgorillas" nicht geworden... oder zumindest bin ich mir da noch nicht ganz so sicher, ist es doch schwer, dieses hochstilisierte Kunstprojekt mit dem wesentlich geradlinigeren und einfacheren, dafür aber wesentlich spannenderen "Steig Nicht Aus" zu vergleichen. Detlev Bucks Film ist im direkten Vergleich erwartungsgemäß wesentlich komplexer und mit der angerissenen Handlungsbeschreibung oben ist es hier noch lange nicht getan. Tatsächlich tummeln sich mit der Zeit etliche Figuren im Plot und sie alle haben etwas zu sagen. Keiner von ihnen wird einfach nur mitgeschleift, denn jeder versucht irgendwie, an das Geld zu kommen, aus verschiedensten Gründen. Anhand der Masse an verschiedenen Charakteren fällt der Überblick zwar nie schwer, in der ersten halben Stunde braucht man aber ein wenig Geduld und Zeit, um sich wirklich hineinzufinden. Ein roter Faden wird erst später klarer, zuvor reißt Buck viele Plots und Figuren an, die erst im späteren Verlauf noch wichtig werden und an Brisanz gewinnen. Hat man diese etwas schwerfälligen Minuten aber gemeistert, wartet ein ziemlich feiner und stilsicherer Thriller aus deutschen Landen, der besonders von Bucks gekonnter Regie profitiert.
Die Actionszenen im "John Wick"-Stil hätte er zwar besser sein gelassen, denn das große Vorbild kann hier nur mit einem grinsenden Achselzucken reagieren, aber der Rest sieht wirklich fein aus. Auch schauspielerisch ist der Film großartig ausgestattet - die ganz großen Namen fehlen und genau deswegen wirkt das Ensemble so stimmig. Kein zu bekanntes Gesicht reißt uns aus der realistischen, wenn auch ab und an kunstvoll überhöhten Stimmung und die Charaktere leben von den darstellerischen Leistungen, nicht von irgendwelchen Stars. Wirklich hervorstechen tut hier keiner, da sie sich allesamt perfekt aufeinander abstimmen, auf komödiantischer Ebene sorgt aber "Wilde Maus"-Star Georg Friedrich als etwas planloser und dennoch gerissener Verbrecher für einige wunderbare Highlights.
Auch der Gefahr, dass Buck all die Charaktere und deren eigenen Ziele und Eigenschaften innerhalb von 103 Minuten nicht unter einen Hut bekommt, wird hier entgangen: Sie alle bekommen ausreichend Zeit und obwohl sich das Tempo später exorbitant steigert, wird keine Figur wie eine heiße Bratkartoffel fallengelassen und einige bekommen sogar noch einen erinnerungswürdigen Abgang spendiert. Erst in den letzten zwanzig Minuten wird klar, dass Buck kein klares Ende findet und eben zum Schluss noch ein paar lose Fäden verbinden oder abschneiden muss. Zu dieser Zeit ist der Höhepunkt bereits erreicht und durchgestanden, weswegen der Film letztlich doch recht unspektakulär und überraschungsarm in den Abspann hinübertröpfelt.
Das sorgt dann also nicht durchgehend für echte Begeisterungsstürme, generell muss man Buck aber absolutes Lob dafür zollen, dass er sowohl ernste und lebensechte Figuren mit Karikaturen auf einen Haufen schmeißen kann und dennoch ein so spannendes Werk dabei herauskommt. Am Ende fehlt, bei all der Action, den Intrigen und der immerwährenden Gefahr durch verschiedene Parteien, eben nur das Herz. Eine Liebesgeschichte, die durchaus hübsch erzählt ist, gibt es zwar, so richtig will Buck sich auf diese aber nicht einlassen - Gefühle bleiben hier also eher in der Tasche, was angesichts manch einer starken Handlungswendung ein bisschen schade ist.
Fazit: Stilsicherer Action-Thriller aus Deutschland, der besonders durch das Jonglieren mit etlichen Charakteren und Plots zu gefallen weiß. Schauspielerisch durchgehend stark findet Buck aber nicht immer das richtige Tempo und hat auch auf Gefühlsebene zu wenig zu bieten.
Note: 3+
Der bisher beste deutsche Film des Jahres ist "Asphaltgorillas" nicht geworden... oder zumindest bin ich mir da noch nicht ganz so sicher, ist es doch schwer, dieses hochstilisierte Kunstprojekt mit dem wesentlich geradlinigeren und einfacheren, dafür aber wesentlich spannenderen "Steig Nicht Aus" zu vergleichen. Detlev Bucks Film ist im direkten Vergleich erwartungsgemäß wesentlich komplexer und mit der angerissenen Handlungsbeschreibung oben ist es hier noch lange nicht getan. Tatsächlich tummeln sich mit der Zeit etliche Figuren im Plot und sie alle haben etwas zu sagen. Keiner von ihnen wird einfach nur mitgeschleift, denn jeder versucht irgendwie, an das Geld zu kommen, aus verschiedensten Gründen. Anhand der Masse an verschiedenen Charakteren fällt der Überblick zwar nie schwer, in der ersten halben Stunde braucht man aber ein wenig Geduld und Zeit, um sich wirklich hineinzufinden. Ein roter Faden wird erst später klarer, zuvor reißt Buck viele Plots und Figuren an, die erst im späteren Verlauf noch wichtig werden und an Brisanz gewinnen. Hat man diese etwas schwerfälligen Minuten aber gemeistert, wartet ein ziemlich feiner und stilsicherer Thriller aus deutschen Landen, der besonders von Bucks gekonnter Regie profitiert.
Die Actionszenen im "John Wick"-Stil hätte er zwar besser sein gelassen, denn das große Vorbild kann hier nur mit einem grinsenden Achselzucken reagieren, aber der Rest sieht wirklich fein aus. Auch schauspielerisch ist der Film großartig ausgestattet - die ganz großen Namen fehlen und genau deswegen wirkt das Ensemble so stimmig. Kein zu bekanntes Gesicht reißt uns aus der realistischen, wenn auch ab und an kunstvoll überhöhten Stimmung und die Charaktere leben von den darstellerischen Leistungen, nicht von irgendwelchen Stars. Wirklich hervorstechen tut hier keiner, da sie sich allesamt perfekt aufeinander abstimmen, auf komödiantischer Ebene sorgt aber "Wilde Maus"-Star Georg Friedrich als etwas planloser und dennoch gerissener Verbrecher für einige wunderbare Highlights.
Auch der Gefahr, dass Buck all die Charaktere und deren eigenen Ziele und Eigenschaften innerhalb von 103 Minuten nicht unter einen Hut bekommt, wird hier entgangen: Sie alle bekommen ausreichend Zeit und obwohl sich das Tempo später exorbitant steigert, wird keine Figur wie eine heiße Bratkartoffel fallengelassen und einige bekommen sogar noch einen erinnerungswürdigen Abgang spendiert. Erst in den letzten zwanzig Minuten wird klar, dass Buck kein klares Ende findet und eben zum Schluss noch ein paar lose Fäden verbinden oder abschneiden muss. Zu dieser Zeit ist der Höhepunkt bereits erreicht und durchgestanden, weswegen der Film letztlich doch recht unspektakulär und überraschungsarm in den Abspann hinübertröpfelt.
Das sorgt dann also nicht durchgehend für echte Begeisterungsstürme, generell muss man Buck aber absolutes Lob dafür zollen, dass er sowohl ernste und lebensechte Figuren mit Karikaturen auf einen Haufen schmeißen kann und dennoch ein so spannendes Werk dabei herauskommt. Am Ende fehlt, bei all der Action, den Intrigen und der immerwährenden Gefahr durch verschiedene Parteien, eben nur das Herz. Eine Liebesgeschichte, die durchaus hübsch erzählt ist, gibt es zwar, so richtig will Buck sich auf diese aber nicht einlassen - Gefühle bleiben hier also eher in der Tasche, was angesichts manch einer starken Handlungswendung ein bisschen schade ist.
Fazit: Stilsicherer Action-Thriller aus Deutschland, der besonders durch das Jonglieren mit etlichen Charakteren und Plots zu gefallen weiß. Schauspielerisch durchgehend stark findet Buck aber nicht immer das richtige Tempo und hat auch auf Gefühlsebene zu wenig zu bieten.
Note: 3+
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