Ein tatsächliches Serienfinale sehen wir heutzutage nur noch selten. In den meisten Fällen werden beliebte Shows so lange ausgeschlachtet (wobei sie meistens immer schlechter werden), bis die Quoten sinken und man schließlich ohne echtes Ende abbricht oder einfach ein laues Finale an den Rest tackert... mit einem Hintertürchen natürlich, denn irgendwann will man das Ganze doch mal fortsetzen. Nächstes Jahr erwarten uns immerhin die finalen Episoden von "House of Cards" und "Game of Thrones", letztes Jahr gab auch die Thriller-Serie "Bates Motel" seinen Showdown mit der fünften Staffel bekannt. Die vorherigen Seasons bauten clever Stufen übereinander, um nun zu einem packenden Finale leiten zu können und ich war sehr gespannt, ob dieses, wie der Großteil der Serie zuvor, überzeugen würde. Die Realität sieht nun wie folgt aus: Das tut es nur bedingt.
BATES MOTEL - STAFFEL 5
Zwei Jahre sind vergangen, seit Norman Bates (Freddie Highmore) seine geliebte Mutter Norma (Vera Farmiga) im Schlaf tötete. In White Pine Bay ist der Alltag zurückgekehrt, Norman ist als Manager und Leiter des Motels ein akzeptiertes Mitglied der Gemeinschaft... doch hinter verschlossenen Türen werden seine fortgeschrittenen Psychosen, während denen er mit seiner verstorbenen Mutter spricht oder sogar zu ihr wird, immer offensichtlicher. Leben geraten dabei schon bald in Gefahr. Währenddessen sucht der wegen Meineids inhaftierte Alex Romero (Nestor Carbonell) nach einem Weg, das Gefängnis zu verlassen... und blutige Rache an Norman wegen des Mordes an seiner geliebten Frau zu nehmen.
Die stets mitschweifende Frage, was "Bates Motel" denn nun genau ist, kann am Ende endlich ganz klar beantwortet werden. Ob die Serie nun ein in der Jetztzeit spielendes Prequel, eine komplette Neuinterpretation oder ein eigenständiges Werk ist, welches eben nur Figuren und Eckpunkte des Originalfilms und dem zugrundeliegenden Roman benutzt, war zuvor nie ganz klar, aber nun haben wir die Antwort. Wie die Macher letztendlich klarstellen, was sie sind, ist ziemlich clever, zuvor haben sie aber einige Probleme zu bewältigen... Probleme, die eigentlich aus der Welt geschafft waren, weswegen es etwas schade ist, dass man sich im letzten Anlauf nun doch noch einmal in ihnen verheddert.
So sorgt gerade der Schritt, auf Touchfühlung mit Alfred Hitchcocks "Psycho" zu gehen und dabei dennoch etwas vollkommen Eigenständiges zu entwickeln, für Verwirrung... als wüssten die Macher nicht immer so recht, was sie denn nun eigentlich wollen, bieten sie in den letzten zehn Folgen irgendwie alles und verstricken sich dabei das ein ums andere Mal. Natürlich spielen die Macher, da sie um den Hype rund um den Showdown der Serie wissen, auch auf das Original an und spielen mit den Erwartungen, das wirkt dann allerdings, obwohl atmosphärisch immer wieder elektrisierend, im Gesamtkontext etwas ziellos. Ein Gastauftritt eines Superstars in einer ikonischen Rolle, kleine und große Details und natürlich ein Freddie Highmore, der diesmal klar in die Fußstapfen von Anthony Perkins tritt, dürften Freunde des Originals interessiert aufhorchen lassen.
Für die Gesamthandlung sind diese Momente aber doch ein Klotz am Bein, da man sich sehr wirr hin- und herschieben lässt: Verbeugung vor dem Original (über mehrere Episoden), das Nachhorchen über den Verbleib altbekannter Charaktere und die Haupthandlung... all das läuft nebeneinander her und nimmt erst recht spät an Fahrt auf, um auch auf den letzten Metern ein wenig zu enttäuschen. Generell ist es löblich, dass die Macher gegen Ende mit einigen handfesten Überraschungen und manch einer intensiven, mutigen Szenerie aufwarten, dennoch war ich etwas untersättigt, als ich mich nach insgesamt fünfzig Episoden von "Bates Motel" verabschiedet habe. Bezüglich manch eines Plots macht man es sich hier deutlich zu einfach und vor allem die letzte Folge weist einige enorme Logiklöcher auf, die nicht einfach zu stopfen sind.
Zuvor versucht man das Tempo mit etlichen Figuren, die neu eingeführt werden oder nach längerer Abstinenz wieder an den Start gehen, hochzuhalten, was auch funktioniert: Es passiert im Grunde an jeder Ecke etwas und man schraubt sich dabei von Folge zu Folge höher, wechselt hin und wieder sogar munter das Genre. Schön ist dabei, dass die Geschichte an sich rund zu Ende erzählt wird, auch wenn man mitunter merkt, dass die Autoren nicht mit allen Figuren, die hier nun noch mitgeschleift werden, noch wirklich etwas anzufangen wussten, ihnen teils recht seltsame oder auch eher fade Wendungen mit auf den Weg gegeben haben.
Großartig ist wie gehabt natürlich die schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers: "Spiderwicks"-Kinderstar Freddie Highmore ist noch immer der Star des Spektakels, gewitzt, tiefgründig und schlichtweg elektrisierend unheimlich agiert er hier und sorgt mehr als einmal für Gänsehaut. Der Rest des Casts macht seine Sache ebenfalls sehr gut, auch wenn einige von ihnen nun weniger zu tun haben - das gilt leider auch für Olivia Cooke, die über weite Strecken eher passiv agiert.
Fazit: Die Macher finden in der finalen Staffel oftmals das Gleichgewicht zwischen eigenständiger Erzählung und klassischer Verbeugung nicht, treffen nicht immer den richtigen Ton. Einige dramatische Zuspitzungen, starke Schauspieler und manch eine überraschende Wendung sorgen dennoch für einen soliden, zehnfolgigen Showdown der Thriller-Serie.
Note: 3
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