Das Potenzial wurde nicht genutzt: Nachdem die fünfte Staffel von "Orange is the new Black" den zuvor doch etwas langatmig gewordenen Gefängnisalltag für einen dreizehntägigen Aufstand unterbrach, der letztlich aber eben doch nur ziemlich wirres Chaos und erschreckend wenig Handlung bot, geht es nun auf zu neuen Ufern - ab in den Hochsicherheitsknast! Frisches Blut und einen neuen Anstrich hatte diese Serie nötig und auch hier war das Potenzial erneut ersichtlich: Neue Herausforderungen, neue Feinde und neue Storylines boten sich an. Und obwohl die Macher diesen neuen Ideen nun auch folgen, schleppen sie sich zum zweiten Mal in Folge einfach nicht mehr ins Ziel...
ORANGE IS THE NEW BLACK - STAFFEL 6
Der Aufstand wurde zerschlagen und für die Gefangenen des Litchfield-Gefängnisses brechen plötzlich noch weitaus düsterere Zeiten an. Freunde werden getrennt, ein Großteil der Insassen wandert in den Hochsicherheits-Trakt. Dabei verliert Piper Chapman (Taylor Schilling) ihre gerade frisch zur Frau genommene Alex Vause (Laura Prepon) aus den Augen und sorgt sich nicht mehr nur um ihre Sicherheit, sondern gar um ihr Leben, wurde das geheime Pool-Lager doch recht harsch auseinandergeschlagen. Auch die restlichen Gefangenen finden sich in einer brutalen, neuen Welt wieder: Gewalttätige Wärter, verlorene Freunde... und neue Gesichter innerhalb des Gefängnisses, die, in ihrer Hierarchie weit oben angesiedelt, bereits hungrig auf das Frischfleisch warten.
Man kann auch der sechsten Staffel nicht vorwerfen, dass sie die Geschichte nicht in eine neue Richtung drängen und nach dreizehn Folgen mit einigen Überraschungen aufwarten würde, die auch für eine kommende siebte Season noch einige neue Türen öffnen. Nein, es ist tatsächlich so einiges sehr frisch hier... das löst aber die Probleme, die die Serie seit der fünften Season recht deutlich mit sich herumschleppt, noch nicht. Generell trägt der Plot, der sich über unzählige Charaktere und einem recht konkreten Boegen über dreizehn Folgen aufteilt, eben nicht über eine solch lange Zeit. In den beiden ersten und den beiden letzten Episoden hat die Geschichte richtig Fahrt und bietet die meisten Neuerungen, überrascht Zuschauer, unterläuft die Erwartungen auch mal geschickt und trifft auch emotional immer wieder genau ins richtige Ziel, was besonders für die anderthalbstündige Folge 13 gilt, die das Finale der Staffel markiert.
Dazwischen herrscht dann allerdings, und das ist auch nicht neu für diese Serie, einiges an Leerlauf. Die Gefangenen planen, planen und planen und drehen sich dabei immer wieder im Kreis, wobei die geschürten Konflikte eben bis zum Schluss genau das bleiben - sie schüren und kommen ganz am Ende zu ihrem Ausbruch. Wobei auch das nicht für alle gilt, denn einige Türen will man sich natürlich auch für die siebte Staffel noch offenhalten. Richtig kurzweilig ist das dann trotz des immer noch enormen Ensembles, welches ja auch gerade angesichts der vielen neuen Gesichter und eines vollständig neuen Handlungsortes für genügend Abwechslung sorgen soll, eben auch nicht, da sich über lange Zeit nicht genug tut.
Die Macher wollen dies dann erneut mit Rückblenden, skurillem Humor und manch einem gelüfteten Geheimnis auffrischen, doch auch hier zeigt sich "Orange is the new Black" zwiespältig: Rückblenden der neu eingeführten Figuren wissen zu unterhalten, was die altgedienten Figuren angeht (so erneute Flashbacks rund um Cindy zum Beispiel) geben uns nur wenig neue Infos preis. Auch der Humor ist diesmal nicht ganz so treffsicher, da insbesondere die Besatzung der Wärter doch arg überzeichnet wirkt: Ihr unmenschliches Gefangenen-Wettspielchen soll wohl für Lacher gut sein, doch wird der Bogen der Skurillität hier mehr als einmal überspannt, was sich mit den teils recht harten Emotionen immer wieder beißt. "Orange is the new Black" war zwar schon immer ein Mischling aus Drama und Comedy, doch diesmal scheint es, als hätten die Macher nur noch wenige Wege gefunden, diese beiden Genres zu vereinen.
Das spiegelt sich dann auch in Charakteren wieder, die einst für ganz große Gefühle da waren, hier aber nur noch seltsam mitgeschleift werden - die Macher wissen mit Figuren wie Red, Suzanne oder Tiffany nun offensichtlich auch nicht mehr allzu viel anzufangen, als Fanfavoriten müssen sie aber irgendwie dabei sein... ganz gleich, ob sie für die Handlung nun genug Gewicht tragen oder nicht. Trotzdem ist das Ensemble diesmal so groß, dass nicht für alle Platz bleibt. Viele glänzen mit Abwesenheit, andere haben nur minimale Gastauftritte - das fällt gerade im Bereich einiger meiner Lieblingsfiguren auf, dennoch bleibt der Cast noch immer so riesig, dass viele der Hauptfiguren ungenutzt versauern. Positive Beispiele für eine spannende Charakterentwicklung gibt es jedoch, hier seien die mal wieder herrliche Nicky oder auch Taystee zu nennen, die noch immer einen der spannendsten Plots mit sich zieht, der für große Gefühle und einige interessante Konflikte sorgt.
Fazit: Das gigantische Ensemble ist dieser Serie mittlerweile ein Klotz am Bein - um den Figuren einigermaßen gerecht zu werden, muss der eigentliche Plot immer wieder im Schneckentempo vorankriechen und einige füller aufbringen. Einige grandiose, dramatische Momente gibt es aber zweifelsohne weiterhin.
Note: 3-
Man kann auch der sechsten Staffel nicht vorwerfen, dass sie die Geschichte nicht in eine neue Richtung drängen und nach dreizehn Folgen mit einigen Überraschungen aufwarten würde, die auch für eine kommende siebte Season noch einige neue Türen öffnen. Nein, es ist tatsächlich so einiges sehr frisch hier... das löst aber die Probleme, die die Serie seit der fünften Season recht deutlich mit sich herumschleppt, noch nicht. Generell trägt der Plot, der sich über unzählige Charaktere und einem recht konkreten Boegen über dreizehn Folgen aufteilt, eben nicht über eine solch lange Zeit. In den beiden ersten und den beiden letzten Episoden hat die Geschichte richtig Fahrt und bietet die meisten Neuerungen, überrascht Zuschauer, unterläuft die Erwartungen auch mal geschickt und trifft auch emotional immer wieder genau ins richtige Ziel, was besonders für die anderthalbstündige Folge 13 gilt, die das Finale der Staffel markiert.
Dazwischen herrscht dann allerdings, und das ist auch nicht neu für diese Serie, einiges an Leerlauf. Die Gefangenen planen, planen und planen und drehen sich dabei immer wieder im Kreis, wobei die geschürten Konflikte eben bis zum Schluss genau das bleiben - sie schüren und kommen ganz am Ende zu ihrem Ausbruch. Wobei auch das nicht für alle gilt, denn einige Türen will man sich natürlich auch für die siebte Staffel noch offenhalten. Richtig kurzweilig ist das dann trotz des immer noch enormen Ensembles, welches ja auch gerade angesichts der vielen neuen Gesichter und eines vollständig neuen Handlungsortes für genügend Abwechslung sorgen soll, eben auch nicht, da sich über lange Zeit nicht genug tut.
Die Macher wollen dies dann erneut mit Rückblenden, skurillem Humor und manch einem gelüfteten Geheimnis auffrischen, doch auch hier zeigt sich "Orange is the new Black" zwiespältig: Rückblenden der neu eingeführten Figuren wissen zu unterhalten, was die altgedienten Figuren angeht (so erneute Flashbacks rund um Cindy zum Beispiel) geben uns nur wenig neue Infos preis. Auch der Humor ist diesmal nicht ganz so treffsicher, da insbesondere die Besatzung der Wärter doch arg überzeichnet wirkt: Ihr unmenschliches Gefangenen-Wettspielchen soll wohl für Lacher gut sein, doch wird der Bogen der Skurillität hier mehr als einmal überspannt, was sich mit den teils recht harten Emotionen immer wieder beißt. "Orange is the new Black" war zwar schon immer ein Mischling aus Drama und Comedy, doch diesmal scheint es, als hätten die Macher nur noch wenige Wege gefunden, diese beiden Genres zu vereinen.
Das spiegelt sich dann auch in Charakteren wieder, die einst für ganz große Gefühle da waren, hier aber nur noch seltsam mitgeschleift werden - die Macher wissen mit Figuren wie Red, Suzanne oder Tiffany nun offensichtlich auch nicht mehr allzu viel anzufangen, als Fanfavoriten müssen sie aber irgendwie dabei sein... ganz gleich, ob sie für die Handlung nun genug Gewicht tragen oder nicht. Trotzdem ist das Ensemble diesmal so groß, dass nicht für alle Platz bleibt. Viele glänzen mit Abwesenheit, andere haben nur minimale Gastauftritte - das fällt gerade im Bereich einiger meiner Lieblingsfiguren auf, dennoch bleibt der Cast noch immer so riesig, dass viele der Hauptfiguren ungenutzt versauern. Positive Beispiele für eine spannende Charakterentwicklung gibt es jedoch, hier seien die mal wieder herrliche Nicky oder auch Taystee zu nennen, die noch immer einen der spannendsten Plots mit sich zieht, der für große Gefühle und einige interessante Konflikte sorgt.
Fazit: Das gigantische Ensemble ist dieser Serie mittlerweile ein Klotz am Bein - um den Figuren einigermaßen gerecht zu werden, muss der eigentliche Plot immer wieder im Schneckentempo vorankriechen und einige füller aufbringen. Einige grandiose, dramatische Momente gibt es aber zweifelsohne weiterhin.
Note: 3-
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