Al Pacino, Johnny Depp und Michael Madsen? Wer sich einen Film, in dem diese drei Herren in der Hauptbesetzung nicht ansieht, ist eigentlich selber Schuld: Madsen machte sich als psychopathischer Hüne in manch einem Tarantino-Streifen einen Namen, Depp gilt trotz seiner Wandlung hin zum Mainstream noch immer als einer der wandlungsfähigsten Schauspieler überhaupt... und Pacino ist eine lebende Legende, der dem Mafia-Film im Grunde das markante Gesicht verlieh, an welches man sich erinnern wird. Trotz dieses unglaublichen Casts dauerte es nun bis in Jahr 2018 hinein, bis ich mir "Donnie Brasco" zum ersten Mal ansah, wobei ich dies mit ordentlicher Vorfreude tat, gilt der Film doch unter Fans schon als Kultklassiker.
DONNIE BRASCO
In den 70er Jahren wird der FBI-Agent Joseph Pistone (Johnny Depp) unter dem Decknamen "Donnie Brasco" in eine New Yorker Mafiafamilie eingeschleust - als verdeckter Ermittler soll er dem FBI Beweise liefern, um die Gangster endlich festzunageln. Dabei arbeitet Pistone sich über das Mafia-Mitglied Benjamin Ruggiero (Al Pacino) alias "Lefty" immer weiter hinauf und erschleicht sich so das Vertrauen der Familie. Mit der Zeit vernachlässigt Pistone durch die gefährliche Arbeit seine wahre Familie und verfängt sich in den Stricken der Moral - schon bald scheint er selbst kaum noch zu wissen, auf welcher Seite des Gesetzes er noch steht...
Wer diese Besetzung für seinen Film versammeln kann, der kann eigentlich ja schon gar nicht mehr verlieren. In diesem Fall war "Prince of Persia"-Regisseur Mike Newell der Glückliche und sein Thriller kam dann auch beim Publikum und bei den Kritikern weitestgehend sehr gut an. Sowieso, Mafia-Thriller gehen doch eigentlich immer und selbst die schwächeren Filme des Genres besitzen meist noch einige grandiose Momente, was auch für "Donnie Brasco" gilt: Ein Film, der mich nach zwei Stunden doch etwas untersättigt zurückgelassen und mich im Großen und Ganzen ein wenig enttäuscht hat, der für viele Momente jedoch Szenen-Applaus verdient hat.
Ganz oben steht dabei natürlich das Aufeinandertreffen zweier Kultstars: Johnny Depp hatte sich im Jahr 1997 insbesondere durch die Zusammenarbeit mit Tim Burton bereits einen Status erarbeitet, der zwar erst einige Jahre später mit "Fluch der Karibik" zum absoluten Hollywood-Durchbruch gereichte, ihn aber auch schon in den 90ern zu einem beliebten Darsteller machte. Und daneben Al Pacino, die Legende aus Klassikern wie "Der Pate" und "Heat", der ein solches Werk eigentlich im Alleingang beherrschen könnte. Das tut er auch ein bisschen und als abgehalfterter Gangster, der eigentlich gar kein so übler Kerl wäre, würde er sich nicht ständig aufgrund von Geldsorgen in solch finstere Machenschaften verwickeln lassen, glänzt Pacino erwartungsgemäß. Ein ganz besonderes Schmankerl sind dann die vielen Momente, in denen Depp und Pacino gemeinsam agieren, vor allem das erste Treffen zwischen den beiden Ikonen sprüht förmlich Funken.
Michael Madsen ist hingegen fürs Grobe zuständig, ähnlich wie in Tarantinos "Reservoir Dogs" teilt er aber nicht nur aus, sondern verpasst seinem "Sonny Black" auch eine gehörige Spur Tiefe und Unberechenbarkeit. Da der Plot auf einer wahren Geschichte beruht, es all diese bösen und zwiespältigen Figuren wirklich gegeben hat, ist die Geschichte natürlich ein wenig eingeschränkt und muss sich, so gut es geht, an die vorgegebenen Fakten halten. Das führt leider zu etwas weniger Herz als es dem Werk gutgetan hätte, der Film bleibt recht faktisch und muss Eckpunkte manchmal etwas zu flott abarbeiten. Gegen Ende geht "Donnie Brasco" dann auch sehr deutlich die Puste aus und man rettet sich nur noch hinkend, nach einem recht plötzlichen und überhasteten Finale, ins Ziel.
Inszenatorisch steckt Newells Version dann auch hinter den großen Vorbildern zurück - sicher, der Film ist hübsch gefilmt, intensive Momente wie Joe Pescis Ausraster aus "GoodFellas" oder Marlon Brandos Monolog im ersten "Pate"-Film, die eben auch durch ihre Inszenierung glänzten, finden sich hier seltener. Das Werk wirkt dadurch sehr rund, bricht aber auch kaum aus der Komfortzone und bleibt auf einem Tempo sitzen. Das kann manchmal zäh wirken, vor allem aber ist es zu berechenbar... und das ist etwas, was Mafia-Thriller doch niemals sein sollten.
Fazit: Johnny Depp, Al Pacino und Michael Madsen brillieren in starken Rollen, der Film lebt durch das funkensprühende Zusammenspiel seiner Stars. Die Handlung selbst gerät leider etwas zu faktisch, bietet wenig Herz und viele wichtige Eckpfeiler, die den Film rund und leider auch zu vorhersehbar machen.
Note: 3
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