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Bates Motel - Die erste Staffel

Eine bekannte klassische Horror-Marke in Serienform zu rebooten, als Mix einer Neuinterpretation und eines Prequels und dieses dann auch noch in die heutige Zeit zu transportieren... das ist schon einmal gewaltig schiefgegangen, zumindest, wenn es nach meinem Geschmack geht. Die Massen zeigten sich von den drei Staffeln der Horror-Thriller-Serie "Hannibal" mit "Casino Royale"-Fiesling Mads Mikkelsen in der Hauptrolle zwar beeindruckt, ich jedoch fand zu der Show nie einen Zugang. Auf "Bates Motel" war ich dennoch gespannt, bietet sich der Klassiker "Psycho" von Alfred Hitchcock für ein entblätterndes Prequel in Serienform doch durchaus an. Die ersten zehn Folgen machen dann, trotz einiger Schönheitsfehler, auch Lust auf mehr...

BATES MOTEL - STAFFEL 1


Der siebzehnjährige Norman Bates (Freddie Highmore) zieht nach dem Tod seines Vaters gemeinsam mit seiner Mutter Norma (Vera Farmiga) in die Kleinstadt White Pine Bay in Oregon. Dort möchte Norma das Motel des Vorbesitzers übernehmen und wieder in Stand setzen, wobei sie sich bereits einige Feinde macht. Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn geht dabei über dir normale Familienbeziehung hinaus - Norma bemuttert ihren Sohn extrem und zieht dabei verwirrte Blicke der Einwohner auf sich. Schon früh kommt es zu einem blutigen Vorfall in Normas Haus, welches sich direkt neben dem Motel befindet...

Es ist ja schon mal ein durchaus interessanter Ansatz, die Ortschaften und Figurenkonstellationen von Alfred Hitchcocks grandiosem Thriller-Klassiker "Psycho" in die heutige Zeit zu übertragen und daraus ein neuinterpretiertes Prequel zu machen. Die Geschichte des Originals hat schließlich bis heute nichts von seinem Reiz verloren und vielen Filmfans dürfte angesichts der enormen Präsenz des wahnsinnigen Norman Bates, damals noch gespielt von Anthony Perkins, ein Schauer über den Rücken laufen. Die ersten potenziellen Hindernisse umgehen die Macher dann auch gleich, wenn sie eine mehr als nur taugliche Besetzung präsentieren: "Charlie und die Schokoladenfabrik"-Kinderstar Freddie Highmore beweist dabei vor allem im weiteren Verlauf, dass er die Idealbesetzung des jungen Norman darstellt - seine Psychosen, wobei sich dennoch ein verletzlicher Junge und ein echter Teenager hinter den schwierigen Umständen verstecken, kann er durchgehend sehr glaubhaft präsentieren und hat sich sogar manch eine Geste von Perkins angeeignet, ohne dass diese überzeichnet wirken würde. 
Highmore zur Seite steht Vera Farmiga, die in den letzten Jahren mit starken Werken wie "Up in the Air" und den beiden "Conjuring"-Filmen im Kino überaus präsent war, sich nun als vollkommen entgeisterte Mutter, für die ihr Sohn alles zählt, sehr gut schlägt. Beinahe noch interessanter als die Hauptdarsteller-Konstellation sind einige sehr prägnante und neu erfundene Nebenfiguren, die der Geschichte in interessanten Subplots die richtige Würze und angemessene Tiefe geben - allem voran Max Thieriot als neues Familienmitglied und "Ready Player One"-Star Olivia Cooke stechen hierbei maßgeblich hervor, der durch "Lost" bereits serienerfahrene Nestor Carbonell ist ebenso dabei wie "Final Destination"-Star Keegan Connor Tracey. 
Nein, bezüglich der Besetzung gibt es hier ebenso wenig zu klagen wie die handwerkliche Umsetzung: Stimmungsvolle Bilder, ein klassischer Soundtrack, eine herausragende Kameraarbeit und besonders der Dreh an den Original-Orten von "Psycho" sorgen für eine starke Atmosphäre. Auch die Geschichte überzeugt weitestgehend, wenn auch nicht in allen Bereichen. Generell ist die vermehrt ruhige und somit wesentlich schneidendere Stimmung sehr passend - die Autoren müssen sich nicht mit blutigen Ereignissen überschlagen, sondern lassen ihre Figuren atmen. "Bates Motel" ist in seiner ersten Staffel weniger ein Thriller als viel mehr ein beachtenswertes Psychogramm, welches nicht immer den richtigen Ton trifft, aber stets auf Augenhöhe mit seinen unterschiedlichen und abwechslungsreichen Charakteren bleibt. 
Wenn es dann doch mal spannender werden soll, manch eine Figur mehrfach in Lebensgefahr schwebt und Pistolen zum Einsatz kommen, funktioniert das weniger gut: Manch eine actionlastige Szene beißt sich mit der ruhigen, düsteren Atmosphäre, die angeführten Thriller-Plots sind weder spannend genug noch haben sie die richtige Würze. Die Spannung scheint hier etwas zu gezwungen zu wirken und gerade der Plot rund um den ersten Gast des Motels wirkt wie aus einer anderen Serie herübergetragen... einer schlechteren, wohlgemerkt. In diesen Momenten büßt "Bates Motel" abseits der wesentlich stärkeren Charaktermomente dann immer wieder an Faszination ein. Nach einem ziemlich cleveren, wenn auch nicht unbedingt überraschenden Cliffhanger am Ende der zehnten Episode bin ich aber dennoch gespannt, wie es weitergeht und inwiefern sich nun neue Türen öffnen werden. Ich bleibe definitiv dran.

Fazit: In den düsteren und tiefschürfenden Charaktermomenten glänzt "Bates Motel" mit einer stimmungsvollen Atmosphäre, liebevollen Details und starken Schauspielern. Die später mit ins Spiel greifende Thriller-Handlung wirkt im direkten Vergleich wesentlich bemühter und mainstreamiger.

Note: 3+




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