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Der Tag, an dem die Erde stillstand (2008)

Im Jahr 2008 war ich mit meinen sechzehn Jahren zwar bereits ein Filmfreak, in dem Medium aber noch vergleichweise unerfahren. Ich freute mich nach den ersten Promo-Bildern unglaublich auf das Remake des Sci-Fi-Klassikers "The Day the Earth stood still"... was besonders an den extra für die Werbung hergestellten Clips lag, in denen Köln und Berlin von einer silbernen Wolke in Schutt und Asche gelegt worden. Damals war ich überzeugt, dass es sich um echte Filmszenen handelte und war ebenso beeindruckt wie schockiert, meine Heimatstadt als Teil eines Katastrophenszenarios zu sehen. Dementsprechend war ich natürlich ein wenig überrascht, als der Abspann des Films begann und diese Momente nicht zu sehen waren. Heute weiß ich das alles natürlich besser und konnte mir das Werk, welches mich damals enttäuschte, nun mit einem geschulteren Auge noch einmal ansehen...

DER TAG, AN DEM DIE ERDE STILLSTAND


Urplötzlich wird die Astrobiologin Dr. Helen Benson (Jennifer Connelly) aus ihrem Alltag gerissen und von wortkargen Männern im Anzug zu einer geheimen Forschungsbasis geschleift. Dort beobachten Wissenschaftler und Staatsdiener die Ankunft eines seltsamen Objekts aus dem All, was sich schließlich als Außerirdischer, der auf den Namen Klaatu (Keanu Reeves) herausstellt. Dieser informiert die Verteidigungsministerin Regina Jackson (Kathy Bates) über den baldigen Untergang der Menschheit, um die Ressourcen der Erde zu retten. Während sich die Menschheit auf ihr baldiges Ende vorbereitet, ist es jedoch an Benson, an die Menschlichkeit des Aliens zu appellieren und noch eine letzte Chance für die Menschen herauszuschlagen...

Wirklich gut kam das Remake nicht weg, als es 2008 als Mega-Blockbuster der Weihnachtszeit in den Kinos startete. Das lag aber weniger am Remake-Wahn, denn eine solche Geschichte mit den heutigen technischen Möglichkeiten noch einmal zu drehen, ist ja zumindest keine ganz üble Idee - der Plot ist zeitlos, die Bilder können noch wuchtiger werden, wenn man es denn richtig anpackt. Nein, tatsächlich murrte so manch einer nach den Trailern, die einen reinen Katastrophenfilm vermuten ließen, dass es sich bei dem letztendlichen Film doch eher um eine kleine Mogelpackung handeln würde. Bilder einer außerirdischen Apokalypse finden sich zwar, bilden aber längst nicht den Fokus dieser sonst eher wortreichen und atmosphärisch angehauchten Verfilmung. Viele zogen auch den Vergleich zum 1951 entstandenen Original, wobei ich das nicht tun kann, da mir dieses bis heute nicht bekannt ist. Ich kann also nur die neue Version bewerten, die mich zwar unterhalten, aber auch nicht großartig begeistert hat. 
Auf der Haben-Seite ist jedoch bereits der erste Akt zu vermerken, wenn der Film mit viel Ruhe und einigen atmosphärischen Highlights die Bedrohung des Unbekannten stilisiert. Da kommt etwas, aber wir wissen erst nicht, was es ist und schließlich auch nicht, ob uns Zerstörung oder doch nur der markanteste Pfeiler in der Geschichte der Menschheit bevorsteht. Mit netten wissenschaftlichen Fakten und wenig Krachbumm, wobei die visuellen Effekte jedoch äußerst mittelmäßig daherkommen, baut "Der Tag, an dem die Erde stillstand", eine recht düstere und drückende Atmosphäre auf... die er im Nachhinein aber nicht weiterführen kann. 
Mit seinen 100 Minuten ist das Werk äußerst knapp bemessen und kann seine Geschichte niemals in der epischen, apokalyptischen Breite, die diesem Remake angemessen wäre, erzählen. Als Folge hetzt er schließlich durch seinen Plot, lässt etliche Figuren zu Staffage verkommen und schludert insbesondere bei den persönlichen Beziehungen. Trotz namhaften Stars in Nebenrollen, wie "American Horror Story"-Star Kathy Bates oder auch Jon Hamm, entwickeln diese rein auf ihre Funktion geschriebenen Rollen keinen Reiz - herausragende Akteure wie Kyle Chandler oder "Prison Break"-Fiesling Robert Knepper werden gar auf wenige Momente zurechtgestutzt, ohne dabei einen Eindruck hinterlassen zu können. Einzig John Cleese's Auftritt hat einen gewissen Charme, viel zu tun und auszuwirken hat der englische Komödiant in einer bemerkenswert nuancierten Rolle aber auch nicht. 
Die Hauptbesetzung geht schließlich an "Blood Diamond"-Star Jennifer Connelly, die hier so etwas wie das Herz der Handlung darstellt, und einen gewohnt und diesmal auch passend distanzierten Keanu Reeves als wortkargen Außerirdischen. Der behält seine düstere Präsenz bei und stellt glücklicherweise auch Will Smiths Zögling Jaden in den Schatten - bei ihm bleibt im Grunde nur in Erinnerung, dass er auch als Kind bereits unglaublich nervte. Der Rest ist dann eben solides Sci-Fi-Kino mit einigem Genre-Kitsch, manch einer rasanten Wendung, die nicht ansatzweise nachvollziehbar wirkt und einem vollkommen überhasteten und unbefriedigenden Schluss, dem aber zumindest ein recht spannendes Finale vorausging. Das ist für solch einen Film dann eigentlich viel zu wenig, insgesamt aber auch mehr, als man zuvor erwarten durfte. Vielleicht gibt es aber in einigen Jahren ein wesentlich epischeres und mehr gefestigtes Remake des Stoffes, mit besseren Tricks und einer stringenteren Handlung - ansehen würde ich es mir sicherlich noch einmal.

Fazit: Etwas schwurbeliges Sci-Fi-Remake, dessen zu Beginn noch drückende Atmosphäre später durch seltsamen Kitsch und mittelmäßige Tricks zerstört wird. Reeves und Connelly gehen in den Hauptrollen in Ordnung, der Plot muss sich angesichts der kurzen Laufzeit aber sehr unpassend hetzen.

Note: 3-




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