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Best Exotic Marigold Hotel 2

Im Jahr 2012 war "Best Exotic Marigold Hotel" ein Hit, mit dem kaum jemand gerechnet hatte. Sicher, die namhafte Besetzung und das immer gern gesehene Aufeinandertreffen von Kulturen würden sicherlich eine gewisse Anzahl Zuschauer ins Kino locken, dennoch wurden die Erwartungen hier doch deutlich übertroffen. Und so musste auch dieses an sich eigentlich alleinstehende Werk, zu dem keinerlei weitere Beiträge geplant waren, den Weg des Hollywood-Kalküls gehen - hat etwas Erfolg, macht noch mehr davon. Es gab dann auch sicherlich Fortsetzungen, denen man kritischer gegenüberstehen sollte, doch war es wirklich nötig, noch einen Film über dieses Hotel zu machen? Die Antwort: Nein, war es nicht.

BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL 2


Sonny Kapoor (Dev Patel) möchte seine Ressourcen erweitern und nach dem Erfolg seines ersten Hotels auch noch ein zweites eröffnen, wobei er mit Hilfe von Muriel Donnelly (Maggie Smith) einige Gespräche mit Investoren führt. Dies führt schließlich auch zum Einchecken eines Hoteltesters, der jedoch anonym bleiben soll. Kapoor glaubt in dem ebenso gutaussehenden wie charmanten Guy Chambers (Richard Gere), der in das erste Hotel eincheckt, den Tester gefunden zu haben und umgarnt diesen... sehr zum Ärger seiner Verlobten Sunaina (Tena Desae), für die er kaum noch Zeit findet. Unterdessen haben auch die anderen Bewohner des Marigold-Hotels neue Probleme zu überwinden, so liebäugelt Evelyn (Judi Dench) mit einem neuen Job und Norman (Ronald Pickup) begeht in Anwesenheit eines indischen Taxifahrers einen womöglich folgenschweren Fehler.

Es wirkt schon von Anfang an ein wenig erzwungen, doch ich war bereit, dem Werk eine Chance zu geben. Sicherlich, der erste Film war kein Ausbund an Originalität und litt an unübersehbaren Schwächen, war aber immer wieder auch erfrischend charmant, hatte schöne Bilder und eine gut aufgelegte Besetzung zu bieten. Damit kann der zweite Teil zum Glück ebenfalls punkten, konnte man doch die gesamte Crew wieder versammeln, angefangen bei allen Haupt- und Nebendarstellern des Originals bis hin zu Regisseur John Madden. Fans des ersten Films werden sich hier natürlich gleich wohlfühlen und es fühlt sich tatsächlich ein wenig wie eine Heimkehr an, als wären sie nie weggewesen. 
Leider vergaßen die Macher jedoch, der Fortsetzung das zu verleihen, was Sequels dringend brauchen: Eine Daseinsberechtigung. Offensichtlich fragte man sich nämlich nicht, ob es lohnt, die Charaktere, die eigentlich bereits als auserzählt galten und ihre interessanten Wandlungen bereits durchgemacht haben, noch weiterzuerzählen und ob sich daraus denn zum wiederholten Mal eine interessante Geschichte stricken lässt. Die Crux ist, dass beispielsweise Maggie Smiths anfangs noch so wunderbare knurrige Muriel bereits an Fahrt verlor, als sie ihre Lehren lernen musste - so agiert sie bereits im zweiten Teil mit angezogener Handbremse, mal ganz abgesehen von einem recht schnippischen Kommentar während eines Amerikabesuchs, als der überforderte Kellner ihren Tee nicht richtig serviert. Das ist einer der wenigen Momente, in denen "Best Exotic Marigold Hotel" schlagfertig reagiert, ansonsten ist dem Film der Biss des Originals leider weitestgehend verloren gegangen. 
Die altbekannten Figuren haben sich an Indiens Rausch gewöhnt, dementsprechend knallen hier keinerlei Kulturen so wunderbar witzig aufeinander und sogar die neuen Hotelgäste fügen sich bemerkenswert schnell in das schnelllebige Indien ein. Zu den neuen im Bunde zählt dann natürlich auch der prominent aufgeführte Richard Gere, der gewohnt charmant agiert, dessen Plot aber doch eher schwachbrüstig im Sande verläuft. Das gilt übrigens für die meisten der Handlungen, ganz besonders kritisch ist es, wie alte Figuren, die im Grunde nichts mehr zu erzählen haben, hier noch weiter herumgeschleppt werden. Judi Dench und Bill Nighy müssen ihre Beziehungsfrage wieder ausdiskutieren, doch wirklich Erhellendes kommt dabei nicht herum, es führt eben zu den üblichen Scherereien. Das gilt auch für den Plot rund um Norman, gespielt von Ronald Pickup, der als Comic-Relief daherkommt und sich irgendwie durch seine Szenen kaspert, was selten lustig, sondern oftmals nur nervig ist. 
Immerhin sorgt einer aber noch für richtig viel Wirbel und das ist Dev Patel, der so etwas wie den neuen Hauptcharakter mimt. Er hält die Figuren zusammen, hat an der Seite von "Harry Potter"-Star Maggie Smith die mit Abstand meiste Leinwandzeit und ist erneut mit so viel Energie und Freude bei der Sache, dass es eine wahre Freude ist, ihm zuzusehen. Da verzeiht man es ihm sogar, dass sein etwas wirrer und um zahlreiche Ecken verlaufender Plot im Kern viel zu simpel ist und er wieder einmal einige Glückskeks-Weisheiten herumposaunt. Immerhin hat er aber mal wirklich interessante Konflikte durchzustehen, die er zum Großteil sogar selbst verursacht, wobei er menschlicher und sympathischer herüberkommt als der Rest der Belegschaft, der zu Großteilen eben einfach nur noch mit dabei ist und nicht mehr den ganz großen Stress hat. Das ist dann zwar irgendwie nett, aber auch etwas belanglos... und angesichts des erneuten Durchbrechens der Zwei-Stunden-Marke merklich zu lang, zu verästelt, zu zäh.

Fazit: Die Fortsetzung verliert ihren Biss, es ist offensichtlich, dass es nicht mehr viel zu erzählen gibt angesichts von Figuren, die nach dem ersten Film bereits auserzählt waren. Die Darsteller agieren zwar weiterhin mit angenehmer Spielfreude, ansonsten ist der Reiz des Neuen hier aber verloren gegangen.

Note: 4+




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