Die Liebe zum US-Militär, zu der Navy, den Murins... in der Filmgeschichte ist diese zutiefst umstrittene Thematik beinahe so alt wie der Film selbst. Amerika ist groß, Amerika ist der Held und auf dem Schlachtfeld sind sie ohnehin nicht aufzuhalten. Diese Form von enormem Patriotismus kann ich gut aushalten, wenn es sich um Filme handelt, die generell auf Unterhaltung pochen und im Kern nichts mit der Realität zu tun haben - "Armageddon" von Michael Bay oder "Independence Day" von Roland Emmerich sind Beispiele, die trotz ihrer Amerika-Liebe herausragend funktionieren. Anders sieht es aber aus, wenn es sich dabei um reale Begebenheiten handelt... denn wenn diese schließlich zur reinen Propaganda genutzt werden, hinterlässt das schon einen ziemlich faden Beigeschmack.
MEN OF HONOR
Es sind die ärmlichen Verhältnisse und die Worte seines Vaters, die Carl Brashear (Cuba Gooding Jr) im Jahr 1948 von seiner Farm fliehen und der Navy beitreten lassen - dort möchte er sich einen Namen machen, etwas erreichen, schier unsterblich werden. Als Farbiger wird Brashear jedoch in die Kantine verfrachtet und erregt erst Aufmerksamkeit, als er sich ins Meer stürzt und allen anderen, die ihn einsammeln wollen, davonschwimmt. Trotz seines Ungehorsams wird es Brashear nun möglich, eine Ausbildung zum Navy-Taucher zu machen, wofür er sich sofort freiwillig meldet. Das Programm wird jedoch von dem Ex-Master-Chief Sunday (Robert De Niro) geleitet, der wegen Fehlverhaltens strafversetzt wurde... seine Unzufriedenheit über diesen unglorreichen Posten lässt er in Form von Rassismus an Brashear aus, der sich jedoch nicht unterkriegen lassen möchte.
Natürlich muss man an einigen Seiten eine Lanze für diesen Film brechen, in dem Kritiker im Grunde reine Militär-Propaganda und überquellenden Pathos sahen... womit sie auch durchaus Recht haben. Man muss jedoch sagen, dass "Men of Honor" sehr hübsch inszeniert ist, seine Spannungsspitzen gut verteilt, einige namhafte Darsteller in soliden Leistunge präsentiert und mit der Tauchsequenz bei der Bergung einer Atombombe im Pazifik eine Szene bereithält, die uns zumindest für einen Moment den Atem stocken lässt. Cuba Gooding, Jr., der seine Karriere ja leider nie so richtig zum Laufen bringen konnte und ein Jahr später in Michael Bays "Pearl Harbor" ebenfalls in den Krieg zog, macht seine Sache sehr ordentlich, neben ihm routiniert ein gut aufgelegter Robert De Niro und für Fans von starken Besetzungen hat das Werk dann auch noch Charlize Theron, "Deep Blue Sea"-Star Michael Rapaport, Hal Holbrook und Powers Boothe im Gepäck.
Aber was bringt all das, wenn das Drehbuch, welches die wahre Leidensgeschichte von Carl Brashear auf Film bannen will, so ekelhaft manipulativ daherkommt, dass einem die Sichtung doch wenig Spaß macht? Man baut hier tatsächlich nur auf einseitige und berechenbare Filmkost, versucht mit aller Kraft, den Zuschauer zu bewegen und spielt dabei auf jeder möglichen Klaviatur: Dröhnender, schmalziger Soundtrack? Check. Großaufnahmen von die Wangen herabrinnenden Tränen? Check. Eine Herausforderung nach der nächsten, mit einem Helden der niemals nachgibt? Check. Gerade letzteres stößt dabei sauer auf, ist es dem Drehbuch doch gelungen, einen echten Mann im Drehbuch zu einer wahrhaftigen Schablone verkommen zu lassen.
Grishear besteht ihm Film im Grunde nur aus einer einzigen Eigenschaft und das ist sein eiserner Willen. Er will ein Navy-Taucher werden, weil... naja, weil... weil er es eben will und er lässt es nicht zu, dass die etlichen Steine (Rassismus, fiese Kollegen, die Liebe, der Krieg und Vorgesetzte) ihn an seinem Traum hindern. Das macht Grishear zwar irgendwie zu einem Helden und man kann ihn für sein Durchhaltevermögen bewundern, es macht ihn aber auch ziemlich flach, da der Charakter mehr einfach nicht hergibt. Und so starrt Gooding Jr., mit stoischer Miene auf die See, salutiert und rührt, dass es ein Traum fürs Militär darstellt. Mensch, so einen kernigen Kerl hätten wir doch alle irgendwie gerne.
Natürlich wird dem Helden auch noch eine Liebesgeschichte angedichtet, die jedoch hinter der Navy zurückstecken muss: In einer der widerlichsten Szenen blickt Grishear zu seiner Familie, lächelt ihnen gütig zu und sagt gleich darauf, dass seine Karriere über allem steht. Er will dienen, aufsteigen, tauchen. In diesem Moment habe ich den Kerl gehasst. Richtig ekelhaft wird es aber tatsächlich erst gegen Ende, wenn der Film ohne Netz und doppelten Boden manipuliert, auf Teufel komm raus - da hätte nur noch die Nationalhymne gefehlt, die den Abspann bespielt. Der Rest ist dann zwar kein guter Film, aber er unterhält zumindest streckenweise durch sympathische Nebenfiguren und einen Robert De Niro, der sich hier ebenfalls keinerlei Blöße gibt. Das muss man dann insgesamt nicht mögen und durch das letzte Drittel erhält das Werk einen enorm faden Beigeschmack, der härter anlastet... Patriotismus ist eben nicht immer das Wahre.
Fazit: Solider Film, der die wahre Geschichte jedoch in Patriotismus und Pathos tunkt und dabei verfälscht und manipulativ wirkt. Obwohl solide inszeniert und mit spielfreudigen Stars ausgestattet, haftet dem Werk ein fader Beigeschmack an, der besonders durch die schiere Militär-Werbung im letzten Drittel herrührt.
Note: 4+
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